Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
sollte ich dort rein und mich gleich wieder zurückziehen. Adam töten und es den Renegades ermöglichen, seine Anhänger anzugreifen. Dann wäre es vorbei gewesen. Doch bei Adam ist nichts einfach.« Er drückte die Tür auf. »Wir müssen weiter. Wir sind nicht tief genug unter der Erdoberfläche, um dir die Tracker vom Hals zu halten. Die Menschenmengen über Tage können deine psychische Energie nur ein wenig verwässern, um sie zu bremsen, aber es wird sie nicht aufhalten.«
Cassandra schluckte schwer und öffnete die Tür. Sie wurde gejagt. Würde diese Hölle denn jemals enden?
Als sie an das Heck des Trucks trat, verließ Sterling in einigen Metern Entfernung den Fahrstuhl und schlenderte lässig auf sie zu. Er trug das lange blonde Haar im Nacken gebunden, an den Schultern hatte er Waffen befestigt, ebenso an den Hüften seiner Jeans.
Cassandra lauschte, wie Michael die Vorkommnisse bei ihrer Wohnung schilderte. »Heilige Scheiße«, sagte Sterling. Er wischte sich übers Gesicht und sah Cassandra mit blaugrünen, von Kontaktlinsen gefärbten Augen entschuldigend an. Im Gegensatz zu den anderen GTECHs konnte Sterling seine Augenfarbe nicht vor Menschen tarnen. Warum, wusste niemand.
»Sorry, Cass«, sagte er hastig.
Sie schnaubte. »Ich bin froh, dich noch fluchen hören zu können, Sterling.« Sie kannte Sterling seit Area 51 und hatte ihn immer gemocht. »Außerdem bin ich relativ immun gegen Soldatengeschwätz. Im Moment ist mir nur die Entschlüsselung der Dateien wichtig.«
»Ich hab noch keinen Code der Regierung gesehen, den ich nicht knacken konnte«, erwiderte er mit einem frechen Augenzwinkern. »Michael ist vielleicht besser darin, andere mit einem einzigen finsteren Blick abzufackeln, aber das Computergenie bin ich.«
Cassandra lachte. Sie hatte völlig vergessen, dass Sterling Michael immer aufzog und dieser im Gegenzug mürrisch dreinblickte. Das hatte ihr wirklich gefehlt, und dem Leuchten in Michaels Augen nach zu urteilen, ging es ihm ebenso. Sie begriff, dass die Zeit bei den Zodius die Hölle gewesen sein musste und wie viel innere Stärke nötig gewesen war, um das zu überstehen. Zum ersten Mal empfand sie etwas anderes als Zorn wegen der Dinge, die er getan hatte. Sie war stolz auf ihn.
»Bis ihr zwei euch zur Straßenbahn aufmacht, sollte ich das Ding geknackt haben«, versicherte Sterling. »Was in den nächsten fünfzehn Minuten geschehen sein sollte, sonst sind wir von Trackern umzingelt.«
»Straßenbahn?«, sagte Cassandra und warf Michael einen fragenden Blick zu, während sie versuchte, nicht an die Tracker zu denken.
»Wir werden eine Reihe von Hotels mithilfe der Verbindungszüge aufsuchen«, erklärte Michael. »Wir durchqueren jedes Hotel zu Fuß. Das sollte die Sinne der Tracker lange genug verwirren, damit wir es auf den Highway schaffen. Ein Renegades-Team wird vor und hinter uns herfahren.«
Mit plötzlich trockener Kehle vergrub sie die Zähne in der Unterlippe. »Weil uns die Tracker schließlich einholen werden«, stellte sie fest.
Weder Michael noch Sterling widersprachen. Jedem war klar, dass die Zodius sowohl ihr als auch Michael an den Fersen hingen.
Kurze Zeit später befand sich Cassandra in einem Raum voller Monitore und elektronischer Geräte, knabberte an einem Powerriegel und trank Orangensaft. Michael hatte sechs Riegel und irgendwelche Ergänzungsdrinks besorgt, von dem dritten schraubte er gerade den Deckel auf. Sterling saß vorm Computer, hämmerte wie wild in die Tasten und ließ alle möglichen Codes in Grün und Weiß auf dem Bildschirm aufflackern.
»Wie geht’s dir?«, fragte Michael leise, während er sie musterte.
»Besser«, erwiderte sie. »Ich bin nur müde. Im Augenblick wäre ich gern wie ihr. Wäre nicht schlecht, wenn ich mit ein paar Stunden Schlaf hier und da auskommen würde.« Und sie wünschte sich sehnlichst in die Vergangenheit zurück: mit Michael in Area 51, bevor das alles geschah. An seine Seite gekuschelt nach einem tollen Essen, während sie sich einen Film anschauten.
Er taxierte sie einen Moment, als würde er ebenfalls an früher denken, dann warf er Sterling einen Blick zu. »Die Uhr ist fast abgelaufen, Mann. Was hast du?«
»Halt die Luft an und zähl bis sechzig«, erwiderte Sterling. »Ich brauche noch eine Minute.«
Michael fluchte und zog die Tageszeitung unter Sterlings Arm hervor. Sterling bedachte ihn mit einem schneidenden Blick. »Es gibt ähnliche Geschichten in vier Staaten.«
»Was
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