Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
barsch.
Chin setzte sich in Bewegung und legte Brock die Maske über die Augen. Er beruhigte sich augenblicklich.
Jocelyn runzelte besorgt die Stirn. »Es tut mir weh, das mit anzusehen.«
»Seine Hornhaut sollte sich innerhalb der nächsten Stunden anpassen«, versicherte ihr Chin.
Jocelyns Sorge verwandelte sich in leichte Euphorie, als sie sich vom Bett abstieß und rasch zu den Männern gesellte. »Soll das heißen, dass wir Red Dart ebenfalls in wenigen Stunden testen können?«, fragte sie und packte ihr Mitgefühl für West in die hinterste Ecke. Zweifellos wollte die Wissenschaftlerin und Waffenexpertin in ihr sehen, wie ihre Arbeit Früchte trug.
»Während der Transformation ist das Serum hauptsächlich damit beschäftigt, seinen Körper sämtlicher Schwächen zu berauben«, erklärte Chin. »Wir wissen nicht, wie anpassungsfähig er sich in dieser Zeit verhält. Wir wollen doch nicht riskieren, dass er gegen unsere selbstentwickelte Formel immun wird. Warten Sie, bis die Transformation vollständig abgeschlossen ist.«
»Kommen Sie zum Punkt, Chin.« Powell war nicht in der Stimmung, sich stundenlange Erläuterungen anzuhören. »Wie lange?«
»Vierundzwanzig Stunden.«
»Straffen Sie es auf zwölf«, verlangte Powell.
Chin rutschte unbehaglich hin und her. »Da wäre noch eine Frage …«
»Dann sorgen Sie für die Antwort«, schnappte Powell. »Sofort.«
Chin nickte knapp und steuerte die Tür an.
Man hatte die relativ kleine Anlage unter Jocelyns Haus untergebracht, wo sie mittels militärischer Technologie getarnt wurde. Dennoch stammten sämtliche Apparaturen von Powell, die Chin zuvor bei PMI verwendet hatte. Das Labor hielt der Hightech-Ausstattung von PMI zwar nicht im Mindesten stand, bot jedoch eine gewisse Diskretion, die er hinsichtlich Jocelyns Beteiligung als unerlässlich erachtete. Er involvierte ausschließlich Menschen, die er kontrollieren und unter Druck setzen konnte. Und er wusste um Jocelyns Schwächen. »Schließen Sie die Tür hinter sich«, befahl Powell, als Chin zum Ausgang gelangte.
Powell hatte bisher eine rein geschäftliche Beziehung zu Jocelyn unterhalten und seine sexuellen Bedürfnisse anderweitig gestillt, doch dieser Ersatz stellte ihn nicht mehr zufrieden. Sie hatten etwas gemeinsam, das über das Red-Dart-Programm hinausging. Michael Taylor hatte ihn damals bloßgestellt. Er hatte nicht nur seine Tochter flachgelegt, sondern ihm außerdem fast die Kehle aufgeschlitzt. Dieser Kerl hatte mit seinem Vaterland gebrochen, so wie er vor Jahren seine Mutter und seine Familie im Stich gelassen hatte. Jawohl, er und Jocelyn hassten Michael, und aus diesem Hass war etwas anderes entstanden: Begierde.
Seine Augen strichen über ihre Kurven, zeichneten die Konturen der Hüften nach, die Rundung der Brüste. Dann betrachtete er wieder ihr herzförmiges Gesicht. »Ich glaube, es ist Zeit, mit dem Champagner anzustoßen, den wir für diese Gelegenheit reserviert haben.«
»Ich dachte, das würden wir erst, wenn Red Dart aktiviert ist.«
Er lächelte zustimmend. »Dann trinken wir auf unsere jahrelange hervorragende Zusammenarbeit, die uns hierher geführt hat.« Er streckte die Hand aus. »Was halten Sie davon?«
Sie zögerte kurz, ehe ihre Reserviertheit dahinschmolz und sich ihr Gesicht angesichts der Vorfreude, sich ihm zu unterwerfen, entspannte. Als sie die Lippen öffnete, legte sich ein Schleier über ihre Augen. Sie hob die Hand und streichelte seinen Handrücken. Als ihre Blicke sich begegneten, loderten sie vor beiderseitiger Anziehungskraft, und das in der Luft liegende Versprechen verdichtete die Atmosphäre – heute Nacht würde er sie haben.
Powell bugsierte sie zur Ledercouch und den Sesseln, die von einem Schreibtisch in der äußersten Ecke flankiert wurden. Im Gegensatz zu den angrenzenden Räumen entlang des Flurs hatte er in ihrem Arbeitsbereich für ein gemütliches Ambiente gesorgt.
Er schob sie zur Couch. Während sie zaghaft auf der Kante Platz nahm, beobachtete sie ihn unter schweren Lidern, ihre schwarze Hose schmiegte sich um die schlanken Schenkel. Er ging zu einem Wandkästchen, nahm eine Flasche Champagner und zwei Gläser heraus und füllte sie. Dann ließ er sich neben ihr nieder und reichte ihr ein Glas.
»Auf uns«, murmelte er leise, und was er mit Worten nicht ausdrücken konnte, sagte er mit den Augen.
Mit geröteten Wangen öffnete sie den Mund und prostete ihm mit klirrenden Gläsern zu. »Auf uns.«
Dann tranken sie
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