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Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf

Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf

Titel: Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
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Doch seine eigene Persönlichkeit hatte die Oberhand behalten. Er war sich treu geblieben und hatte sich gesagt, dass er so handeln musste, weil er dazu fähig war – und um es Caleb zu ersparen. Damit Caleb ein ehrenvoller Anführer blieb, unverdorben von Menschen wie seinem Bruder und dessen Anhängern. Einer musste diese Rolle übernehmen.
    »Was du getan hast, spielt keine Rolle«, sagte sie. »Nur weshalb du es getan hast.«
    Er sah ihr direkt in die Augen. Sie gab sich verständnisvoll, doch er wusste, dass sie nicht verstand. Sie sollte auch nicht verstehen. Weil er sich eine solche Welt nicht für sie wünschte. Sie sollte verdammt noch mal nichts damit zu tun haben, sondern sicher und glücklich leben. Deshalb gab er keine Ruhe – er würde so lange weitermachen, bis sie die Flucht ergriff. »Würdest du genauso reden, wenn ich deinen Vater aufgeschlitzt hätte?«
    Sie holte tief Luft und zuckte vor ihm zurück. »Das hätte nichts aus der Welt geschafft. Adam wäre immer noch da, um die Welt an sich zu reißen.«
    »Allerdings gäbe es Red Dart nicht, der ihn ködert und noch anheizt«, erwiderte er.
    »Meinst du, die Welt wäre jetzt besser, wenn du ihn in Groom Lake erledigt hättest?«, hielt sie trotzig dagegen und hob eine Hand. »Spar dir die Antwort. Lass es einfach.« Sie taxierte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Willst du mich etwa aus der Fassung bringen?«
    »Ich versuche lediglich, dich vorzubereiten.«
    Sie wirkte verletzt und war noch blasser als vor wenigen Minuten. Sie befeuchtete sich die trockenen Lippen. »Wann wirst du ihn eliminieren?«
    »Wann auch immer es in Zukunft richtig erscheint«, sagte er. »Das ist ein Krieg, und ich bin Soldat.«
    Das war ein harter Brocken. »Oh, ich bin mir vollkommen im Klaren darüber, dass du Soldat bist, Michael.« Sie schluckte schwer und schüttelte den Kopf. »Nein, du wirst ihn nicht töten, das glaube ich nicht. Denn du weißt, dass sich dadurch gar nichts ändert.«
    »Du kennst mich nicht so gut, wie du denkst, Cassandra«, erwiderte er.
    Als sie Calebs Schritte hinter sich hörte, schloss Cassandra die Augen. Was immer ihr Vater auch getan hatte, er war und blieb ihr Vater. Sie konnte sich seinen Tod nicht wünschen, und ebenso wenig konnte sie die Vorstellung ertragen, dass Michael ihn aus dem Weg räumte. Daran würde sie zugrunde gehen und alles auf einen Schlag verlieren. Aber sie sprach es nicht aus, als sich Caleb näherte.
    Ein Blick auf Caleb genügte, und Cassandra schlich davon, um den Männern ein Gespräch unter vier Augen zu ermöglichen. »Ich geh mal eben zur Toilette.«
    Cassandra eilte den Korridor hinunter, als Caleb gerade begann: »Die Zodius haben sich vorerst zurückgezogen …« Der Rest ging unter, als sie um die Ecke bog, um ein wenig Ruhe zu finden.
    In der winzigen, aus nur einer Kabine bestehenden Toilette presste sie die Handflächen gegen das kühle Waschbecken und ließ den Kopf hängen. Mehr brauchte sie von Caleb nicht zu hören. »Vorerst zurückgezogen« hieß mit anderen Worten: »Das Blutvergießen wird weitergehen.«
    Es sollte endlich ein Ende finden. Am liebsten hätte sie die Zeit zurückgedreht, um unzählige Dinge zu ändern, die Motive ihres Vaters ins rechte Licht zu rücken und Maßnahmen zu ergreifen. Doch die Zeit lief unbarmherzig weiter, ganz gleich, wie beängstigend das sein mochte.
    Cassandra atmete tief durch und sah in den Spiegel. Waschbäraugen starrten zurück, Schlammspuren zogen sich über ihre Wangen, und Cassandra zuckte zusammen. Sie war immer noch krank, und offen gestanden ging es ihr beschissen. Doch es erschien ihr egoistisch, wegen eines verdorbenen Magens zu jammern, während das Leben anderer am seidenen Faden hing.
    Nicht ihre derangierte Erscheinung oder ihre persönlichen Beschwerden erschütterten sie, sondern was dem zugrunde lag. Jahrelang, eventuell sogar ihr ganzes Leben lang, hatte sie sich auf eine Weise mit ihrem Vater identifiziert, die über Familienbande hinausreichte.
    »Du kannst es ins Reine bringen«, flüsterte sie. »Du wirst es ins Reine bringen.«
    Cassandra sammelte sich, wusch sich kurz das Gesicht, und ging dann wieder zu den Männern, die nebeneinander am Sichtfenster des OPs standen. Bei Michaels Anblick, der mit gespreizten Beinen und vor der Brust verschränkten Armen dastand und etwas Unnahbares ausstrahlte, verkrampfte sich ihr der Magen, weil sie der Grund dafür war.
    Innerhalb weniger Tage waren sie von Gegnern zu Liebenden geworden,

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