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Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf

Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf

Titel: Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
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und nun war sie nicht sicher, wo sie standen. Offen gestanden stellte sich Cassandra die Frage, ob Michael sie wirklich von ihrem Vater trennen konnte, egal, wie sehr er sich bemühte oder es beteuerte.
    Sie schlich sich von hinten an, stützte sich an der Wand ab und beobachtete Kelly, die im OP eine grüne gezackte Patrone nach der andern in einen Glasbehälter fallen ließ. Man konnte die Anspannung im Wartebereich mit Händen greifen; die Angst, dass Sterling es nicht schaffen könnte, ließ keinem Ruhe.
    Michael stand aufrecht wie ein Zinnsoldat und verfolgte jede Bewegung der Ärztin. Caleb hingegen war rastlos und marschierte auf und ab. Bis Kelly erschien, um sie auf den neuesten Stand zu bringen, hatte er schon beinahe ein Loch in den soliden Betonboden gewetzt. Zu dritt bestürmten sie die Ärztin.
    »Er ist stabil«, verkündete Kelly, während sie Cassandra einen stummen, mitfühlenden Willkommensgruß übermittelte. Die gute Nachricht war wie eine sanfte Brise an einem heißen Tag.
    Kelly fuhr fort: »Das Schlimmste ist noch nicht überstanden. Er hat viel Blut verloren und schwere Verletzungen erlitten. Woraus diese Projektile auch bestehen mögen, sie durchschlagen nicht nur den Körperpanzer, sondern zerfetzen Muskeln und Gewebe. Ihm steht eine lange Nacht bevor, in der er heilen wird. Aufgrund seiner schweren Verletzungen mache ich mir Sorgen wegen der Übelkeit. Es ist zwar nicht erwiesen, doch ich bin der Meinung, dass Vitamin-C-Mangel die Übelkeit auslöst. Darum wird es ihm intravenös zugeführt werden. Das und die Tatsache, dass er in der Vergangenheit während des Heilungsprozesses nicht krank war, geben Anlass zur Hoffnung.«
    »Wann kann man sagen, ob er über den Berg ist?«, fragte Cassandra und kam den Männern damit zuvor.
    »In ein paar Stunden.« Kelly musterte die drei. »Ihr solltet euch waschen und etwas ausruhen.« Sie gab Cassandra ein Zeichen. »Du nicht. Dich muss ich noch untersuchen, bevor du mir durch die Lappen gehst. Ich bin gleich wieder da, ich muss erst noch nach den anderen Patienten sehen.« Sie drehte sich um und hielt in der Bewegung inne. »Oh.« Sie holte einen durchsichtigen, versiegelten Beutel voller Patronen aus ihrer Tasche. »Dachte, ihr möchtet die vielleicht haben.« Sie ließ die Tüte in Calebs Hand fallen und stapfte davon.
    Caleb starrte darauf. Alle starrten darauf, fast als stünde ihnen der Teufel in Gestalt von Patronen gegenüber. Nachdem sie hatten mit ansehen müssen, wie Männer wegen diesen Dingern verbluteten, traf das vielleicht sogar zu.
    Plötzlich tat Caleb etwas, das er in Cassandras Gegenwart noch nie getan hatte. Er verlor die Nerven. Während er einen dröhnenden Fluch ausstieß, klatschte er die Hand gegen die Mauer neben dem Fenster. Sein ganzer massiver Körper war angespannt und strahlte tosenden Zorn aus.
    Als zwischen seinen Knöcheln Blut hervorquoll, zuckte Cassandra zusammen. Sie schlang sich die Arme um den Körper und trat ratlos zurück. Sie wusste nicht, ob es etwas gab, das sie für ihn tun konnte. In Calebs Händen lagen Menschenleben, möglicherweise sogar die Zukunft der Welt. Er musste unter immensem Druck stehen.
    »Adam hat Streitkräfte an unseren Grenzen postiert«, knurrte Caleb. »Die können es gar nicht erwarten, diese verfluchten Kugeln in jeden meiner Männer zu pumpen. Und was haben wir, um uns zu verteidigen? Nichts. Nicht ein einziges verfluchtes Ding.«
    »Wir können es schaffen«, sagte Michael. »Wir reißen uns Powells Green-Hornet-Bestand unter den Nagel. Noch heute Nacht.«
    Immer noch verkrampft, fuhr sich Caleb mit der unverletzten Hand über den Nacken, schien sich jedoch allmählich zu beruhigen. »In den verschlüsselten Dateien wird erwähnt, wo sich die Munition befindet. Nur Sterling bekommt Einblick in die Daten, sonst vertraue ich niemandem. Wenn wir uns ohne diese Information auf die Suche machen, können wir ebenso gut nach der Nadel im Heuhaufen Ausschau halten.« Caleb starrte Michael an. »Kannst du sie von Taylor holen?«
    In Michaels Kiefer zuckte ein Muskel. »Sterling hat dir vermutlich erzählt, dass meine Mutter Powell mit Green Hornets versorgt. Und dass ich glaube, dass sie ihm auch mit Red Dart unter die Arme greift. Wenn ich recht habe und mich bei ihr blicken lasse, um die Munition zu bekommen, riechen die beiden Lunte. Dann geben wir preis, dass wir wissen, was sie vorhaben …«
    »Ich bin ziemlich sicher, dass das kein Geheimnis mehr ist«, murmelte Caleb verdrossen.

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