Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
Stuhl zurück, stand auf und ging ganz ruhig zum Bett hinüber, obwohl er sich alles andere als entspannt fühlte. Er fand die Tasche, die ihm Kelly hatte zukommen lassen, und nahm das Sedativum heraus. Er hatte vorgehabt, Becca davon in Kenntnis zu setzen, bevor er ihr das Medikament verabreichte, aber dafür blieb keine Zeit mehr. Die Renegades konnten sie nicht beschützen, wenn Becca sie einfach außer Gefecht setzte.
Bevor sich Sterling umdrehen konnte, war die Tasche auch schon in der Luft, ebenso wie die Kissen, die auf dem Bett gelegen hatten. Sterling fluchte. Beccas Emotionen. Sie spürte Gefahr, spürte vielleicht sogar, dass er etwas im Schilde führte. Als er sich umdrehte, stand Becca nur einen Schritt von ihm entfernt.
»Was geht hier vor?« Ihr Körper war steif vor Anspannung, und ihre Stimme zitterte vor Angst.
Er griff nach ihr und zog sie dicht an sich. »Immer mit der Ruhe, Liebes«, gurrte er leise und vergrub die Finger in den seidigen Strähnen ihres Haares, seine Lippen dicht an ihrem Ohr. Sie versuchte, sich von ihm zu lösen, aber er konnte sie mühelos festhalten. »Tut mir leid, Becca«, flüsterte er. »Wir kommen leider nicht drum herum.« Er spritzte ihr das Mittel in den Arm.
Sie schrie kurz auf und erschlaffte dann an seinem Körper.
So viel zum Thema Vertrauen,
dachte er grimmig. Er hob sie auf die Arme und machte sich auf den Weg zur Tür.
15
Die Sekunden verstrichen wie Stunden. Sterling drückte Beccas schlaffen Körper an sich und wartete auf einen Anruf von Caleb mit Anweisungen für die Notfallrettung, im vollen Bewusstsein, dass er Becca wieder einmal in weiß Gott welche Hölle trug.
Diese Sekunden gaben ihm Zeit zum Nachdenken, und, verflucht noch mal, welches Gefühl trat immer zu schnell an die Oberfläche, sobald man Zeit zum Nachdenken hatte? Angst. Was zum Teufel sollte das? Warum dachte er überhaupt nach? Denken brachte einen nur in Schwierigkeiten. Und Angst war einfach nicht drin. Ein guter Soldat rettete Leben und blieb emotional unbeteiligt. Er handelt. Er denkt
nicht.
Er lässt nicht zu, dass Angst ins Spiel kommt.
Aber Sterling war nicht emotional unbeteiligt – nicht, wenn es um Becca ging. Diese wiederholten schrecklichen Begebenheiten führten immer wieder dazu, dass sie schließlich bewusstlos in seinen Armen landete und ihre Sicherheit einzig und allein von ihm abhing. Und auch wenn er sie so schnell niemandem sonst anvertrauen würde – verdammt schlecht standen da die Chancen –, hatte er bei einer dieser beiden früheren Begebenheiten nicht sehr gut ausgesehen. Tatsächlich war die Sache ziemlich beschissen gelaufen. Aber das sollte sich diesmal nicht wiederholen.
Sterlings Handy klingelte. Er hielt es bereits in der Hand und nahm den Anruf schnell entgegen.
»Der Wagen«, hörte er Calebs Stimme. »Vordereingang. Sofort!«
Sterling stellte keine Fragen, und gottlob fing er auch nicht wieder mit diesem dummen Denken von eben an. Er hob Becca hoch, stürmte zur Tür und trat sie auf. Holz splitterte gegen die Angeln, als Sterling hinaussprang und eine unauffällige schwarze Limousine vorfand, von der Art, wie sie überall in Vegas als Nobeltaxis eingesetzt wurden, die Hintertür weit geöffnet.
Er machte einen Schritt nach vorn, als plötzlich Kugeln in den Wagen prasselten. Fluchend rannte Sterling auf die Autotür zu. Im selben Moment kam ein Windzug auf. Zwei Zodius-Soldaten materialisierten sich kühn links und rechts von ihm. Plötzlich lehnte sich Damion aus dem Auto, eine Glock in der Hand, und schoss den Angreifern zwei Kugeln in die Stirn.
»Gib sie mir!«, brüllte Damion und streckte die Hände nach Becca aus.
»Zum Teufel, nein«, rief Sterling und änderte dann doch seine Meinung, als ein Zodius oben auf dem verdammten Dach des Wagens Gestalt annahm.
Nicht denken – einfach handeln,
sagte er sich und ließ sich von seinem Instinkt leiten.
Er drückte Becca Damion in die Arme und riss ihm gleichzeitig seine Waffen aus den Händen. Keine Sekunde zu früh, denn nun schlugen Kugeln zu seinen Füßen ein. Eine davon kam Becca bedenklich nahe, bevor sie ihm die Wade aufritzte.
Hier handelte es sich auf keinen Fall um einen Entführungsversuch. Das Ganze klang mehr nach einem Hinrichtungskommando. Sterling richtete seine Waffe auf den Zodius auf dem Wagen, aber Caleb erschien auf dem Dach und nahm ihm die Drecksarbeit ab.
»Los, haut ab!«, schrie Caleb, während Michael und eine ganze Schwadron Renegades überall um den Wagen
Weitere Kostenlose Bücher