Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
Ketchup?«
Er griff sich die Plastikpäckchen aus der Tüte und häufte sie auf den Tisch. Dann griff er in den Kühlschrank. »Ich habe Wasser und Dr. Pepper.«
»Keine Cola?«, fragte sie mit gespieltem Entsetzen.
»Ich leide an einer ziemlich schweren Dr.-Pepper-Sucht«, räumte er ein und hielt ihr eine Dose hin. »Doc Kelly – sie leitet unser wissenschaftliches Team – macht mir deswegen die Hölle heiß. Sagt, so viel Zucker sei schlecht für den Körper.«
Sie griff nach der angebotenen Limo. »Aber dir ist das wohl egal, nicht?« Sie schenkte ihm ein Lächeln, fröhlich und voller Humor. Die Anspannung, die ihr Wunsch nach einem Beweis dafür, dass er nicht für Adam arbeitete, hatte aufkommen lassen, war wie weggeblasen, wenn auch nur für kurze Zeit. Es war das erste Mal, dass er sie so entspannt sah, und es gefiel ihm. Außerdem kam er sich wie ein komplettes Arschloch vor, weil er im Begriff stand, sie mit Medikamenten zu betäuben und das wenige Vertrauen, das er sich verdient hatte, Lügen zu strafen.
»Wenn ein GTECH nicht ein paar Dr. Peppers zu viel überleben kann«, gab er zu bedenken, »dann ist er in echten Schwierigkeiten, sobald die Zodius erst mal anfangen zu schießen. Ich glaube, Kelly denkt, dass es uns das Gefühl gibt, menschlich zu sein, wenn sie sich so aufführt, als wären wir Menschen.«
Sie tupfte sich den Mund ab. »Ich nehme an, das ist deine positive Seite. Du kannst jetzt damit anfangen, deine Laster zu entschuldigen.« Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und musterte sie, betrachtete ihren schlanken, elfenbeinfarbenen Hals, während sie schluckte. Grazil. Küssenswert. »Oder soll ich etwa glauben, dass du keine Laster hast?«
Sie lächelte, und es war, als sei direkt am Tisch die Sonne aufgegangen. Sterling hatte eine Menge Frauen lächeln sehen – manche zurückhaltend, manche verführerisch. Er hatte nicht viele Sonnenscheinlächeln gesehen. »Ich zum Beispiel mag immer noch meine Snickers-Riegel.«
Er grinste, griff wieder in den Kühlschrank und warf ein Päckchen Erdnuss-M&M’s auf den Tisch. Sie lachte. »Deine Version meiner Snickers?«
»Darauf kannst du wetten, mein süßes Pfläumchen«, versicherte er augenzwinkernd.
Sie schnaubte. Fraulich und niedlich. »Süßes Pfläumchen? Das kenne ich noch nicht.«
»Was soll ich sagen?« Er zuckte die Schultern. »Du spornst eben meine Kreativität an.«
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und griff nach den Schokolinsen. »Du bewahrst deine M&M’s im Kühlschrank auf?«
»Ein Mann muss tun, was er tun muss, um seine Süßigkeiten zu beschützen. Dieses Motel ist ein Drecksloch. Die meiste Zeit funktioniert die Klimaanlage nicht, und dann schmelzen die Dinger, was eine Tüte Erdnuss-M&M’s in eine Tüte verklumpter Erdnüsse verwandelt, und das muss ja wohl nicht sein.«
Sie schüttelte den Kopf und lachte. Weich und melodisch. Sein Schwanz begann schon wieder zu zucken. Verdammt. »Aber nach dem Dr.-Pepper-Vorrat zu urteilen, kommst du oft hierher«, befand sie neugierig.
Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Orte wie dieser haben ihr Ohr am Puls der Straße – so etwas findet man nirgendwo anders.«
»Nicht einmal in den Hochsicherheitshotels in den Hochhäusern?«
»Beides hat seinen Wert«, räumte er ein, »aber für die Hotelleute braucht es viel Zeit und eine Menge Moos. Und warum die Knete weggeben, wenn man es nicht muss? In Häusern wie diesem hier – da kannst du einen Mann dazu bringen, dir für eine Zigarette seinen besten Freund und seine Ehefrau noch dazu zu verkaufen.« Er legte den Arm über die Rückenlehne des Stuhls. »Das hier ist das exzessive Leben, das Leben auf der Überholspur. Die schmutzige, skrupellose Seite der Stadt.«
»Mein Gott. Leben auf der Überholspur. Genau diesen Ausdruck hat mein Bruder sehr oft benutzt.«
»Das gehört zur Soldatenmentalität«, erklärte Sterling. »Wir mögen Action. Wir mögen es schnell.«
»Mein Vater hätte dir nicht zugestimmt. Er hätte jederzeit ein strategisches Vorgehen der Überholspur vorgezogen. Er hat immer versucht, meinen Bruder zu bremsen und zum Nachdenken zu bewegen.«
»Schnell zu handeln heißt nicht, dass man nicht nachdenkt«, setzte Sterling dagegen und nahm ihren Bruder als Vorwand, sich zu verteidigen. »Es bedeutet einfach, dass du die Situation abschätzt und handelst, bevor die Angst ihre hässliche Fratze zeigt und du dir die Sache selbst ausredest. Angst kann dich umbringen.«
Ein abwesender
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