Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
Ausdruck legte sich auf ihre Züge. »Als mein Bruder das letzte Mal auf Urlaub zu Hause war, sind wir ins Kino gegangen. Auf dem Heimweg wurden wir Zeugen eines schlimmen Autounfalls. Ein betrunkener Fahrer scherte auf die andere Fahrspur aus und knallte mit seinem Kleintransporter frontal in ein entgegenkommendes Auto.« Sie richtete den Blick auf Sterling. »Kevin hat gar nicht an die Gefahr gedacht. Das Auto stand in Flammen, und es saß ein kleiner Junge darin. Kevin hat ihn herausgeholt und sich nicht um die möglichen Folgen geschert. Er hat den Jungen aus dem Auto gezogen und ihm das Leben gerettet. Ich hatte nie im Leben solche Angst, nicht einmal in Zodius City. Ich hatte Angst, dass er verbrennen würde. Angst, dass der Wagen explodieren würde. Angst, meinen Bruder zu verlieren.«
»Das tut mir leid«, sagte Sterling. »Ich weiß, du hast sie beide sehr geliebt.«
Sie nickte knapp. »Es war erstaunlich, dass Kevin das Ganze unversehrt überstanden hat. Er war ein Held. Er hat diesen Leuten das Leben gerettet.«
»Das ist die Aufgabe von Soldaten, Becca«, erwiderte er. »Wir retten Leben.«
»Ich weiß«, sagte sie ernst. »Aber das macht es nicht leichter, jemand Geliebtes zu verlieren. Die Ehefrau oder das Kind eines Soldaten zu sein, ist schrecklich, noch schrecklicher als Adam. Ich will nie wieder fühlen, was ich gefühlt habe, als ich meinen Vater und meinen Bruder verlor.«
Damit sagte sie ihm, ob sie es nun selbst begriff oder nicht, dass sie keine Zukunft hatten. Doch er wusste es bereits. Er konnte nicht einmal mit ihr schlafen, ohne sie in Gefahr zu bringen und sie für die Tracker zu markieren. Er war in jeder Hinsicht schlecht für sie. »Hast du deiner Mutter deshalb nichts von deinem Krebs erzählt?«
»Ich wollte ihr keine Angst machen. Ich dachte, ich könnte ihn bekämpfen und dadurch besiegen.«
»Also hast du all deine Angst und die Behandlungen allein durchgestanden.« Es war keine Frage. Mehr sprach aus seinen Worten die Ehrfurcht vor einem so selbstlosen und mutigen Verhalten.
»Ja«, bestätigte sie. »Ich wollte nicht, dass sie wieder leiden musste. Das konnte ich nicht ertragen. Ich schätze, irgendwann kommt der Punkt, wo ich doch mit ihr reden muss.«
»Nicht wenn wir ein Gegenmittel finden können, oder eine Möglichkeit, dich langfristig mit
Ice
zu medikamentieren.«
»Lass das bitte«, versetzte sie kopfschüttelnd. »Bau mir keine Luftschlösser. Ich brauche sie nicht. Ich will sie nicht. Ich bin jetzt weit über dieses Stadium hinaus.« Sie musterte ihn mit einem Blick, der besagte, dass dieser Teil des Gesprächs nun vorüber war, und wechselte schnell das Thema. »Warum sind die Augen der Zodius schwarz, während deine ihre natürliche Farbe behalten haben?«
Sterling erstarrte, den Kopf im Nacken, während er gerade seine Limo trank. Er war dankbar, dass ihm das die Möglichkeit gab, seine Fassung wiederzugewinnen, bevor er die Dose absetzte. »Alle GTECH s haben schwarze Augen, aber sie verfügen über die Fähigkeit, sie allen außer ihrem Lebensband gegenüber mit ihrer natürlichen Farbe zu tarnen.«
Alle GTECH s bis auf ihn – aber das wollte er ihr nicht sagen.
»Also sind deine Augen in Wirklichkeit nicht mehr blaugrün?«
»Nein«, antwortete er leise – zu leise, und das wusste er auch. »Sie sind schwarz.«
Ihre Miene wurde weicher. »Ich habe deine Augen immer geliebt, weißt du.«
»Nein«, sagte er. »Das wusste ich nicht.« Aber er war in diesem Moment verdammt dankbar für die speziellen farbigen Kontaktlinsen ohne Stärke, die Dr. Chin während seiner Zeit in Area 51 für ihn angefertigt hatte – auch wenn Chin ein Verräter war. »Ich habe deine Augen auch immer geliebt. Ich liebe sie nach wie vor.«
»Danke.« Ihre Wangen röteten sich, und sie griff nach einer Pommes. »Und warum ziehen es dann alle Zodius vor, ihre Augenfarbe nicht zu tarnen?«
»Die natürliche Farbe ist menschlich«, erklärte Sterling. »Und für die Zodius sind Menschen schwach, ein Teil der Vergangenheit. GTECH s repräsentieren den Fortschritt der Evolution.«
Sie erbleichte. »Ich möchte wirklich schnell in ein Labor kommen und anfangen zu arbeiten, damit wir Adam aufhalten können.« Sie zögerte und rutschte auf ihrem Stuhl herum. »Wohin genau bringst du mich, wenn wir von hier weggehen?«
»In unsere innerstädtische Basis. Wir werden Webcams installieren, damit du mit unserem wissenschaftlichen Team zusammenarbeiten kannst.«
Wieder rutschte sie
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