Zombies auf dem Roten Platz
später gekommenen Besucher mußten sich bis zum nächsten Tag gedulden. Um so mehr wunderte es die vier, daß sich zwei Gestalten näherten. Es war hoher Nachmittag die Sonne hatte sich verzogen, und das Grau der Dämmerung kroch allmählich heran.
Auf der anderen Seite des Roten Platzes lag das berühmte Kaufhaus GUM, und aus dieser Richtung erschienen die beiden Gestalten. Es hatte sich seltsamerweise auch niemand um sie gekümmert, vielleicht war ihnen eine Lücke im System aufgefallen, die sie ausgenutzt hatten. Sie näherten sich mit unsicheren Schritten. Einer von ihnen trug einen Mantel, der andere war mit einem kittelähnlichen Anzug bekleidet, sehr dünn für die noch kalte Jahreszeit. Die Farbe des Kittels war ebenso grau wie die des Mantels, und der Mantelträger hatte beide Hände in den Außentaschen versteckt.
»Was sind das denn für Typen?« Einer der Amerikaner hatte die Frage gestellt, bekam aber von den Russen keine Antwort, weil die soeben einen kräftigen Schluck Whisky nahmen.
Die Leute vor den vier Männern kümmerten sich nicht um die Neuanköm mlinge. Möglicherweise hatten sie diese auch gar nicht gesehen. Mittlerweile waren die beiden so nahe herangekommen, daß die Amis sie schon greifen konnten. Der Mantelträger stoppte nicht rechtzeitig und fiel gegen den Mann aus Amerika.
»He, du Schluckspecht. Mann, hast du den Kragen voll.« Der Amerikaner stemmte ihn weg. Dabei betrachtete er das Gesicht des anderen aus der Nähe.
Der Besucher aus den Staaten erstarrte zwar nicht gerade, doch er bekam einen Schreck.
So einen Typ hatte er noch nie gesehen. Der glich schon fast einem Monstrum aus einem Zombie-Film.
Seine Haut war aufgedunsen. Zudem schimmerte sie gelblich. Die Augen in den tiefen Höhlen wirkten wie zwei Steine. Ohne Leben und völlig leer. Auch der Mund stand offen. Aus ihm drang ein fauler, nach Grab riechender Geruch.
»Mann, ich bin doch keine Lehne!« beschwerte sich der Amerikaner und drückte den anderen zurück. Er hatte wohl ein wenig zuviel Kraft eingesetzt, denn der Russe konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und fiel rücklings zu Boden.
Die Männer hörten das dumpfe Geräusch, als der Unheimliche mit dem Kopf auf die harte Betonfläche prallte.
Das hatte noch gefehlt. Ein Schwerverletzter oder womöglich Toter in Moskau, und ein Amerikaner trug die Schuld daran. So etwas war Wasser auf die Mühlen der zuständigen Behörden, denn seit einiger Zeit gab es starke Spannungen zwischen den beiden Ländern. Der Mann aus Amerika wurde blaß und gleichzeitig stocknüchtern. Er stieß seinen Kumpel an und flüsterte: »Verdammt, wenn der tot ist, Steve, dann sind wir…«
Steve hörte nicht zu. Er konzentrierte sich auf den Mann im Kittel. Und der griff nach Steve.
So schnell konnte der Besucher aus Amerika überhaupt nicht reagieren. Plötzlich spürte er am Hals zehn kalte Wurstfinger, die auch zudrückten. Steve röchelte, während der andere Zombie ihn zur Seite drückte und mit ihm zu Boden fiel.
Steve blieb unter ihm liegen, schlug von beiden Seiten die Fäuste in den Körper, ohne jedoch etwas zu erreichen. Jetzt reagierten auch die Russen.
Sie hatten schon zuviel getrunken, ihre Gedankengänge waren langsamer. Sie beschwerten sich lautstark, bückten sich schwerfällig und wollten den Mann im Kittel wegreißen.
Der zweite Amerikaner bekam große Augen, denn der von ihm zu Boden geschleuderte Mann erhob sich. Genau dort, wo er mit dem Hinterkopf auf den harten Grund gefallen war, zeigte sein Schädel nicht nur einen Riß, sondern auch eine Einbuchtung. Aus der Wunde strömte kein Tropfen Blut.
Inzwischen waren auch die anderen Besucher aufmerksam geworden. Sie sahen, daß Steve abermals angegriffen wurde, sich aber duch eine schnelle Drehung aus der Gefahrenzone brachte, so daß der Angreifer ins Leere griff, nach vorn fiel und in die Schlange der Wartenden hinein. Er riß noch zwei Kinder und eine Frau um.
Die Kinder waren gelenkiger, kamen schneller weg die Frau aber blieb schreiend liegen.
Ihre Schreie wurden gehört.
Wenn es irgendwo in Moskau Soldaten gab, dann in der Nähe des Kremls. Und plötzlich erschienen einige von ihnen mit schußbereiten Maschinenpistolen.
Es wurde auch Zeit, denn die beiden angetrunkenen Soldaten schafften es nicht, ihren neuen Freund von dem Angreifer zu befreien. Steves Bewegungen waren wesentlich langsamer geworden. Er bekam die Arme kaum noch hoch, und der andere lag auf ihm wie ein Stein. Scharfe Kommandos
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