Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zonta-Norm regelwidrig

Zonta-Norm regelwidrig

Titel: Zonta-Norm regelwidrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
be­droh­lich na­he an die Wan­dung des Mars­schif­fes her­an­reich­ten. Der Aus­gang des Hoch­tals mün­de­te in ei­ne tie­fe, von Sü­den nach Nor­den ver­lau­fen­de Rin­ne. Die »1418« wur­de fast bis auf die Soh­le der Rin­ne hin­ab­ge­drückt. Hier un­ten be­fan­den wir uns im Schlag­schat­ten der Ber­ge. Die Au­ßen­tem­pe­ra­tu­ren, von mar­sia­ni­schen Ther­mo­me­tern re­gis­triert und in Form von Farb­si­gna­len wie­der­ge­ge­ben, san­ken ra­pi­de und er­reich­ten Wer­te un­ter­halb ein­hun­dert Grad mi­nus.
    Lis­ter­man brach­te den Kreu­zer zum Still­stand. Un­ter dem Ein­fluß ei­nes künst­li­chen Schwe­re­fel­des schweb­te die »1418« reg­los et­wa acht­zig Me­ter über der Tal­soh­le. Lis­ter­man saß ei­ne Zeit­lang mit hän­gen­den Schul­tern im Ses­sel des Pi­lo­ten und starr­te vor sich hin. Das war sei­ne Art, die mör­de­ri­sche Span­nung los­zu­wer­den, die ihn wäh­rend der ver­gan­ge­nen Mi­nu­ten ge­fan­gen­ge­hal­ten hat­te.
    Dann fuhr er mit ei­nem Ruck her­um. Er zeig­te auf den Bug­bild­schirm und deu­te­te auf ei­ne Stel­le, an der das Tal – et­wa zwan­zig Ki­lo­me­ter wei­ter im Nor­den – vor ei­ner stei­len Wand en­de­te.
    »Dort liegt der Zu­gang, Sir! Brin­gen Sie uns hin­durch?«
     
     
2.
     
    Das al­so war der kri­ti­sche Au­gen­blick, um des­sent­wil­len wir die Feu­er­tau­fe auf der Hö­he La­marck hat­ten über uns er­ge­hen las­sen müs­sen. Ver­schie­de­ne Din­ge galt es zu be­den­ken. Da war ers­tens die Mög­lich­keit, daß ZON­TA, das Re­chen­ge­hirn der sub­lu­na­ren Mar­s­stadt, auf un­se­ren An­ruf über­haupt nicht rea­gier­te. Und selbst wenn es ant­wor­te­te, war noch lan­ge nicht ge­wiß, ob es mich – Hol­ger-Bert­ram Nang-Tai, der aus auf der Hand lie­gen­den Grün­den sei­ne Mas­ke auch in die­sem Au­gen­blick nicht auf­ge­ben durf­te – als au­to­ri­siert (der mar­sia­ni­sche Aus­druck lau­te­te in der Über­set­zung »erb­be­rech­tigt«) an­er­ken­nen und den Zu­gang öff­nen wür­de.
    Drit­tens war der Mond­pa­trouil­le die La­ge des jüngst ent­deck­ten Zu­gangs zwar nicht ge­nau (das hat­te Re­ling im letz­ten Au­gen­blick noch ver­hin­dern kön­nen), aber doch we­nigs­tens un­ge­fähr be­kannt. Die Män­ner der Pa­trouil­le moch­ten auf den Ge­dan­ken kom­men, die­se Ge­gend mit ih­ren schwe­ren Waf­fen zu be­har­ken – in der Hoff­nung, die »1418« durch ei­ne Art Sack­schuß trotz­dem noch zu er­le­di­gen.
    All das muß­te be­rück­sich­tigt wer­den. Die Zu­ver­sicht, die ich in die­sem Au­gen­blick nach au­ßen hin zeig­te, war in Wirk­lich­keit nicht vor­han­den. Es gab ein­fach zu vie­le Fak­to­ren der Un­si­cher­heit.
    Auf mei­nen Wink hin ak­ti­vier­te Lis­ter­man den be­son­ders für Bord-zu-Rech­ner-Ver­bin­dun­gen re­ser­vier­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nal. Ich schal­te­te den Ko­da­tor ein, den wir auf dem Mars er­beu­tet hat­ten und von dem wir nun wuß­ten, daß er im Ver­gleich zu so­ge­nann­ten Su­per- oder Kom­man­do­ko­da­to­ren ein re­la­tiv leis­tungs­schwa­ches Ge­rät war. Aber es war das ein­zi­ge, das ich be­saß. Um uns ein wir­kungs­vol­le­res zu be­schaf­fen, da­zu wa­ren wir ja hier.
    In dem Au­gen­blick, in dem Kom-Ka­nal und Ko­da­tor ak­ti­viert wa­ren, muß­te das Re­chen­ge­hirn der Mar­s­stadt ZON­TA mich wahr­neh­men. Es ge­wahr­te mich op­tisch eben­so wie auf vie­ler­lei an­de­re Ar­ten und Wei­sen, de­ren es sich be­dien­te, um einen An­ru­fer ein­wand­frei zu iden­ti­fi­zie­ren. Ich stand in der Mit­te des Kom­man­doraums, die an­de­ren hat­ten sich weit von mir zu­rück­ge­zo­gen. Aber ich glau­be, ZON­TA hät­te auch oh­ne die­ses Zur­schau­stel­len so­fort ge­wußt, daß ich der­je­ni­ge war, der mit ihm zu spre­chen wünsch­te.
    »Hier spricht ein Erb­be­rech­tig­ter!« be­gann ich mög­lichst selbst­si­cher. »Ich ver­lan­ge, daß der Zu­gang zur Stadt ZON­TA mir, mei­nem Fahr­zeug und mei­nen Be­glei­tern un­ver­züg­lich ge­öff­net wird.«
    Ich sprach eng­lisch. Wir hat­ten uns kei­ne Mü­he zu ge­ben brau­chen, den mar­sia­ni­schen Groß­rech­nern NEW­TON und ZON­TA

Weitere Kostenlose Bücher