Zonta-Norm regelwidrig
den Tiefen des Erdmondes auf uns? Bauten sie mit ZONTAs Zustimmung eine Falle für uns?
»Das bedeutet, daß mir und meinen Leuten der Zugang zur Stadt geöffnet werden muß!« erklärte ich, um die Unterhaltung wieder in Gang zu bringen.
»Ihnen selbst, ja«, antwortete ZONTA diesmal ohne Zögern, »Ihren Leuten kann der Zugang jedoch nicht gestattet werden.«
»Das ist unerlaubte Widersätzlichkeit!« begann ich zu toben. »Das Okolar-System befindet sich in Gefahr. Sämtliche Reserven der Verteidigung müssen unverzüglich mobilisiert werden. Ich bin der marsquotenberechtigte Kommandeur des gesamten Gebietes Okolar. Was du tust, ist Insubordination!«
Im allgemeinen wird es einem wohl kaum gelingen, einen Computer durch bloßen Stimmaufwand zur Räson zu bringen. In diesem Fall jedoch hatte mein Toben Erfolg. Ungewöhnlich rasch bequemte sich ZONTA zu der Erklärung:
»Es wird zugegeben, daß Ihre Überlegungen Gewicht besitzen. Sie werden als bedingt erbberechtigt anerkannt und erhalten mitsamt ihrer Besatzung Zugang zu den sublunaren Räumen.«
Der Bildschirm erlosch.
»Heh … dort hinten!« rief die Stimme eines Vorwitzigen.
Die Steilwand, die das Felstal abschloß, war in ihrer oberen Hälfte von der Sonne beleuchtet. Man konnte deutlich sehen, daß der Fels sich gespalten hatte und daß der Spalt sich kontinuierlich erweiterte. Auf diese Weise entstand eine Öffnung, die breit genug war, um die »1418« einzulassen.
»Na, wer sagt’s denn!« war alles, was mir in meiner Erleichterung dazu einfiel.
Die Felsenhalle, in der die »1418« nach einem ihrer aufregendsten Flüge schließlich landete, war von atemberaubenden Dimensionen. Sie besaß einen kreisförmigen Querschnitt von gut vier Kilometer Durchmesser. Die Wände stiegen zunächst senkrecht auf und verliehen dem Hohlraum bis zu einer Höhe von anderthalb Kilometern die Form eines Zylinders. Erst dann begann die kuppelförmige Abdeckung, deren Zenit wohl gut zwei Kilometer hoch über dem Boden der Halle lag und in dem eine marsianische Sonnenlampe strahlte, die das Innere der riesigen Höhlung mühelos taghell erleuchtete.
Hier mußten früher marsianische Raumschiffe gestanden haben! Selbst die Überriesen der PORCUPA-Klasse hatten hier mühelos Platz gefunden. Jetzt jedoch war die Halle völlig leer. Der Spalt, durch den wir eingeflogen waren, hatte sich hinter uns wieder geschlossen. Die Wand der Halle erschien völlig fugenlos und glatt, als gäbe es hier nirgendwo einen. Ein- oder Ausgang. Wir kannten uns nicht aus, ich selbst war nur ein einziges Mal zuvor in dieser Halle gewesen, ohne jedoch weiter ins Innere der alten sublunaren Marsstadt vorzustoßen. Aber ich verließ mich auf ZONTA. Hatte er uns soweit eingelassen, würde er uns auch weiterführen.
Listerman überwachte das Ausladen. Die »1418« konnte nicht hierbleiben. Sie war das einzige marsianische Raumschiff, das wir einigermaßen zu bedienen verstanden, das einzige Produkt marsianischer Technologie, das wir wirklich bis ins letzte zu handhaben wußten – oder doch fast bis ins letzte, denn nach der jüngsten Entdeckung des marsianischen Ortungsschutzes war nicht auszuschließen, daß wir doch noch ein paar Entdeckungen an Bord des Raumschiffes machen würden. In dem Augenblick, in dem sich die von den Soghmolern drohende Gefahr zuspitzte, konnten wir es uns nicht leisten, dieses wirkungsvollste, fortgeschrittenste Stück unseres interplanetarischen Fuhrparks hier unter dem Mond auf Grund zu legen.
Die »1418« mußte wieder hinaus. Sie mußte patrouillieren und nebenher den Soghmolern klarmachen, daß
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