Zonta-Norm regelwidrig
»1418« mußten also in Tätigkeit treten … aber sie durften keinem Menschen Schaden zufügen. Die, die dort in den Cockpits der Höhenjäger saßen, und die, die das Feuer der Bodenbatterien koordinierten – sie alle standen auf unserer Seite im Kampf gegen den hinterhältigen Feind, die Soghmoler. Meine Rolle als Holger-Bertram Nang-Tai war eine Finte, die den Gegner irreleiten sollte. Daß sie gleichzeitig auch die eigenen Leute täuschte, konnte nicht verhindert werden.
Listerman hatte das Steuer des Marskreuzers übernommen. Mit einem knappen Blick überflog er die Bildschirme und schätzte die Entfernung zu den heranrasenden Höhenjägern. Unten auf dem Boden hatte inzwischen mehr als ein Dutzend Batterien das Feuer auf uns eröffnet. Glutbahnen aus schwerkalibrigen Marskanonen und die flinken Lichtpunkte terranischer Projektile schossen auf das kugelförmige Raumschiff zu. Ein Feuerorkan brauste über die »1418« hinweg.
Listerman reagierte eiskalt. Er versetzte den Marskreuzer in torkelnde Bewegung. Schwankend, als gehorche er dem Steuer nicht mehr, ging er in sanftem Gleitflug nach unten, auf den Ringwall Lamarck zu, der sich wenige Kilometer östlich der Mondkordilleren erhob. Ich mußte den jungen Offizier bewundern. Folgerichtig hatte er sich gesagt, daß ständige Fehlschüsse der Bordgeschütze die Angreifer ebenso mißtrauisch machen würden wie ein völliges Ausbleiben unserer Gegenwehr. Eine marsianische Zielautomatik schießt nicht dauernd daneben. Also mußte dem Angreifer zusätzlich vorgetäuscht werden, die »1418« sei außer Kontrolle geraten. Dann erst hatte unsere Taktik eine Chance, überzeugend zu wirken.
Ich spürte einen scharfen Mentalimpuls in meinem Bewußtsein, Hannibal versuchte sich mit mir in Verbindung zu setzen. Ich schloß die Augen, um nicht abgelenkt zu werden.
»Die Jäger sind auf Schußweite heran«, hörte ich die geistige Stimme des Kleinen sagen.
Marsianische Schutzschirme halten einiges aus. Und trotzdem glaubte ich ein paar Minuten lang, unser letztes Stündlein hätte geschlagen. Die sechs Jäger flogen in breiter Formation gegen uns an. Aus todsicherer Schußdistanz eröffneten sie das Feuer aus den starr eingebauten Marskanonen. Es war, als griffe die Faust eines Riesen nach der »1418« und schüttele sie kräftig durch.
Auf den Bildschirmen war nichts zu sehen als das grelle Wabern und Lodern der energetischen Entladungen. Alarmpfeifen gellten, und die marsianischen Warnanzeigen sprühten Kaskaden farbigen Lichts, als die Schirmfelder bis zur Grenze ihrer Kapazität belastet wurden. Wir Unbeteiligten hatten uns in kreatürlicher Angst so tief wie möglich in unsere Sessel verkrochen und umklammerten mit aller Kraft die Armlehnen, den Gurten nicht mehr trauend, die uns an die fest in den Boden eingelassenen Sitze fesselten.
Die »1418« bockte und keilte wie ein störrisches Pferd. Der Feuerüberfall schien sich eine Ewigkeit hinzuziehen. Mitten im grellen Licht sah ich Listerman am Pilotenpult sitzen und den Kreuzer unbeirrbar auf Kurs halten. Der Mann war unbezahlbar!
Dann plötzlich hörte der Spuk auf. Die wabernde Feuerhülle brach zusammen. Man sah die sechs Lichtpunkte der Höhenjäger in westlicher Richtung verschwinden. Ich atmete auf. Das Bild auf den Sichtflächen schwankte nicht mehr als zuvor. Die »1418« war also ungeschoren davongekommen. Die Feldschirme hatten standgehalten. Die Jäger allerdings flogen schon wieder eine Schleife und schickten sich an, den Kreuzer von Westen her erneut anzugreifen.
Ein Blick auf den großen Bugbildschirm zeigte
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