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Zopfi, Emil

Zopfi, Emil

Titel: Zopfi, Emil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spitzeltango
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kleine Angestellte des Flughafens.
    «See you», sagte er.
    Sie nickte. «Good luck, Sir.»
    Beim Ausgang sah er sich um. Sie hielt den Telefonhörer in der Hand und wählte eine Nummer.
    In der Empfangshalle standen die beiden Polizisten, einer telefonierte, und Robert bildete sich ein, die Schwarze habe ihn angerufen. Er wandte sich ab, folgte den Piktogrammen, die zur Bahnstation leiteten. Die Beamten lachten über irgend etwas, nahmen keine Notiz von ihm. Der Mann, der einen Herrn Wehrli erwartet hatte, trat auf Robert zu, hielt ihm das Schild entgegen.
    «Bin ich nicht. Bedaure.»
    «Dann ist er wohl nicht angekommen». Der Mann faltete den Karton und steckte ihn ein. «Ich habe gewartet, weil ich vermutete, Sie seien es. Auf einem Foto sehen Sie Herrn Wehrli ähnlich.»
    «Kommt vor. Jeder Mensch hat Doppelgänger.»
    Der Mann zog sein Handy aus der Tasche, nickte Robert zu. «Na dann. Wünsche angenehmen Aufenthalt in Zürich.»

    Pippo stieg in die Stiefel, nahm die Schere vom Nagel am Türpfosten seines Gartenhauses und trat ins Freie. Es regnete seit Tagen. Das Wasser stand zwischen den Gartenbeeten, vom Regenfass zog ein Rinnsal den Kiesweg entlang, staute sich in einer Pfütze beim Zaun. Das Dach leckte, es tropfte in die Hütte. Pippo fuhr sich mit der Hand über seine nassen Haare. Wenn der elende Regen endlich aufhören würde, könnte er das Dach flicken. Er stapfte durch die Wege zwischen den Beeten, seine Stiefel hinterliessen tiefe Abdrücke in der Erde. Er bückte sich und zerschnitt eine der roten Schnecken.
    «Das einzige, was hier noch wächst, sind Unkraut und Schnecken», grummelte er vor sich hin. Seine Frau hatte Schneckenkörner gestreut, als sie noch lebte, sie hatten sich gestritten deswegen. Sie fand das Zerschneiden mit der Schere brutal, und zudem, sagte sie, blieben die schleimigen Überreste liegen und zogen andere Schnecken an. Kannibalen waren sie, machten sich über ihre Artgenossen her. Gift fand er schlimmer, es schadete der Umwelt und tötete die Igel, die verendete Schnecken frassen. Zudem unterstützte man mit dem Gift einen Chemiekonzern, der seinen Bossen Millionenboni in den Arsch schob.
    Sie hatten sich gestritten, seit sie sich kannten. Wenn er mit wilder Wut eine fette Schnecke zerschnitt, wusste er nicht, ob er damit die Abzocker der Banken und Konzerne meinte oder etwa gar … Nein, sie hatten sich doch geliebt. Alice war die Liebe seines Lebens gewesen.
    Er biss sich auf die Lippen, steckte die Schere in die Erde, um sie zu reinigen, trat unters Vordach und hängte sie zurück an den Nagel. Dann zündete er eine Parisienne an und sah in den Regen.
    Alice war eine schöne Frau gewesen, einige Jahre jünger als er. Für sie hatte er sein wildes Leben in einer Landkooperative in Italien aufgegeben, hatte sich als Tramführer bei der Stadt Zürich beworben, ein Genossenschaftshäuschen am Friesenberg gemietet und einen Schrebergarten. Ich brauche den Kontakt mit der Erde, pflegte er zu sagen. Auch wenn die grossen Träume von kollektiv bewirtschafteten Gütern mit Olivenhainen und Artischockenfeldern, Schafskäse und eigenem Wein verweht waren – wenn er seinen Salat zog und seine Bohnen steckte, tauchten vor seinem inneren Auge immer wieder die Bilder auf. Wie er mit dem Traktor die Erde unter den Olivenbäumen pflügt, auf den Terrassen am Abhang des Monte Cavallo hoch über der Ebene von Calenzano und Prato, in der Ferne die Kuppel des Doms von Florenz. Die Touristin aus Zürich mit dem Al-Fatah-Tuch um den Hals balanciert vorsichtig über eine Trockensteinmauer, Wein, Wasser, Brot und Käse im Korb. Sie macht Ferien auf dem Bauernhof in der Toskana, unbeschwert und neugierig mit braunen Augen, die immerzu lachen. Am Anfang hatten sie nicht gestritten und auch am Ende nicht mehr. Am Ende hatte sie nicht mehr geredet, konnte sie nicht mehr reden.
    Pippo warf die Zigarette in eine Pfütze, wo sie zischend erlöschte. Das Futter im Katzenteller unter dem Vordach war unberührt, Rosalba hatte sich einen trockenen Unterschlupf gesucht. Irgendwann war ihm die rote Tigerkatze zugelaufen, er fütterte sie gelegentlich. Dann verschwand sie wieder für Wochen.
    In der Hütte riss er eine Büchse Bier auf, trank gierig. Schaum rann ihm übers Kinn. Die leere Büchse warf er auf den Boden, trat sie mit dem Absatz flach. Dann setzte er seine Lesebrille auf, griff sich die Zeitung, die ihm Greta vom Nachbargarten hingelegt hatte. Ein Gratisblatt. Er überflog die Titel, ein

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