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Zores

Zores

Titel: Zores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Pittler
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schöne Augen machen und daun so tuan, ois warat nix g’wesen. Oba des sog i da, Kieberer, i werd’ mi über di beschweren.“
    „Jo, moch des, du mannstolle Urschel. Oba am Salzamt!“
    Die Stadler sah nun endgültig aus wie eine Erinnye. „Drah di, oba gaunz schnöö! Sunst kennen deine Kollegen glei in zwa Mord’ ermitteln.“
    Und auch wenn es ihm peinlich war, spürte Bronstein doch eine gewisse Angst in sich aufsteigen. Ohne den Versuch zu unternehmen, die Befragung irgendwie fortzusetzen, stand er auf und ging laut fluchend zur Tür. „Depperte Funsen, depperte. Mit so wos stell i mi doch gar ned hin!“
    Erleichtert atmete er auf, als er wieder auf dem Gang stand und die Wohnungstür hinter sich geschlossen wusste.
    Nun blieben noch die Lehners. Ein weiteres Mal pochte er an eine Pforte. Es war die Tochter, die öffnete. „Sie wünschen?“
    Abermals stellte Bronstein sich vor. „Haben Sie heute Nacht irgendetwas Außergewöhnliches bemerkt? Sie, oder Ihre Eltern?“
    „Sie kommen sicher wegen dem Suchy. Tut mir leid, Herr Oberst, aber ich kann Ihnen gar nicht helfen. Meine Eltern sagen immer, ich schlaf wie ein Toter. Und heute bin ich schon kurz nach neun ins Bett gangen, weil ich gestern a wichtige Arbeit hab schreiben müssen in der Berufsschul’. Wenn also wer was g’hört oder g’seh’n hat, dann meine Eltern. Aber die sind beide im G’schäft.“
    Bronstein nickte. Es war nicht zu erwarten, dass er von dem Mädchen irgendetwas von Relevanz erfahren würde. Also konnte er die Vernehmungen fürs Erste als abgeschlossen betrachten. Die Eltern würde er sich zu einem anderen Zeitpunkt vornehmen. Jetzt sah er zu, dass er wieder nach unten zu Cerny kam.
    Der war tatsächlich immer noch mit der Sichtung der Wohnung beschäftigt, wobei sein Tun lebhaft von der Winter kommentiert wurde. Als Cerny Bronstein die Wohnung betreten sah, atmete er erleichtert auf und ging auf seinen Vorgesetzten zu. „Die nervt vielleicht, kann ich dir sagen“, zischte er.
    Bronstein konnte Cernys Aussagen nur bestätigen. Aber in diesem Haus nervten – mit der bemerkenswerten Ausnahme der Frau Raczek – alle Parteien, und das nachhaltig. Bronstein bewegte seinen Kopf auf Cerny zu. „Die ganze Hütten da ist ein einziges Narrenhaus. Schau’n wir, dass wir weiterkommen“, raunte er. Die beiden verabschiedeten sich andeutungsweise von der Winter und gingen dann die Treppe abwärts zum Haustor. Wieder im Freien, wandten sie sich nach links, um aufdiese Weise wenig später die Alser Straße zu erreichen. Vorbei am Landesgericht, hielten sie auf die Universität zu, vor der sich ein Menschenknäuel gebildet hatte. Cerny und Bronstein brauchten nicht viel Phantasie, um zu ahnen, was der Grund für diesen Auflauf war. Schon von weitem erkannten sie die riesigen Fahnen mit der schwarz-weiß-roten Drittelung. Bronstein ärgerte sich. Die Nazis waren leider nicht blöd. Die offizielle Flagge des Reichs, die rote mit dem Hakenkreuz, war natürlich verboten, doch die alte Kaiserfahne, die seit 1935 nicht mehr als offizielles Symbol Deutschlands galt, war rechtlich unangreifbar, obwohl jeder wusste, was damit signalisiert werden sollte. Immerhin hatte die nationale Rechte dieses Banner auch all die Jahre mitgeführt, da offiziell Schwarz-Rot-Gold den nördlichen Nachbarn symbolisierte, und Bronstein erinnerte sich daran, wie die Nazis diese Kombination als „Schwarz-Rot-Mostrich“ verunglimpft hatten. Doch das Weimarer Tuch war mittlerweile ebenso Geschichte wie die Republik, für welche es gestanden war. Und wer vermochte zu sagen, wann es auch mit Rot-Weiß-Rot vorbei sein würde.
    Mit einem flauen Gefühl im Magen erreichten sie das Präsidium. „Weißt was, Cerny, du machst uns jetzt einmal einen starken Kaffee, und dann halten wir eine Lagebesprechung ab.“ Cerny nickte nur und begab sich in die Teeküche, dieweilen Bronstein gravitätisch seinem Büro zustrebte.
    Er hatte kaum an seinem Schreibtisch Platz genommen, als Cerny den Raum betrat. Sorgsam schloss dieser hinter sich die Tür. „Was gibt’s?“, fragte Bronstein, den Cernys Verhalten neugierig gemacht hatte.
    Cernys Gesichtsausdruck ließ erahnen, dass er nicht mit guten Neuigkeiten gekommen war. „Ich habe aus sicherer Quelle erfahren, dass der Schuschnigg heute noch die Volksabstimmungabsagen wird. Und mein Informant sagt auch, dass noch heute Abend, spätestens aber morgen Seyß-Inquart zum Bundeskanzler ernannt wird.“
    Bronstein ließ sich nach

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