Zores
Brünette öffnete die Tür. Die Frau war nur mit einem seidenen Morgenmantel bekleidet, der ihrer Kurven jedoch nicht einmalansatzweise Herr wurde. Die riesigen Brüste drängten ebenso ins Freie wie der üppige Bauch, dessen Nabel trotz des Gürtels, der das Textil zusammenhalten sollte, sichtbar war. Die Augen der Frau verengten sich zu Schlitzen, während sie sich in verführerischer Absicht über die Lippen leckte.
„Wen haben wir denn da? Ein potentes Mannsbild, will ich meinen“, schnurrte die Stadler.
„Oberst Bronstein von der Mordkommission. Ich komme wegen …“
„… dem Suchy. Schon klar. Kommen S’ doch erst einmal herein, Herr Oberst. Da redet sich’s doch gleich viel leichter.“
Bronstein war sich nicht sicher, ob er dieser Einladung alleine Folge leisten sollte. Die gute Dame schien ihm nicht ganz geheuer. Doch obsiegte seine Neugier, und so folgte er der Stadler in die Küche der Wohnung. Dort begann die Frau an einer Kaffeemaschine herumzuhantieren. „Sie mögen doch sicher einen Kaffee, Herr Oberst, oder? So richtig heiß und verführerisch süß.“ Dabei formte sie ihre Lippen zu einem Schmollmund.
„Um ehrlich zu sein …“
„Aber sicher wollen Sie. Das sehe ich Ihnen doch an. … Hoppala.“ Nachgerade penetrant absichtlich hatte die Stadler einen Kaffeelöffel fallen lassen. Sie lüpfte ihren Schlafrock, sodass Bronstein die ebenso mächtigen wie milchigen Schenkel der Frau sehen konnte, während sie sich in reichlich peinlicher Pose um das Besteck bückte. Es entging ihm nicht, dass sie dabei an ihrem Gürtel herumnestelte. Als sie sich wieder aufrichtete, geschah, was sie offenbar beabsichtigt hatte. Der Gürtel ging auf, und der Morgenmantel öffnete sich. Für einen Moment hatte Bronstein freien Blick auf die Rubensfigur der Stadler. In unendlicher Langsamkeit schloss sie den Rock wieder, wobei sie freilich so tat, als hätte sie in Windeseile auf den vermeintlichenFauxpas reagiert. „Na so etwas, peinlich, gell?!“ Dabei kicherte sie. Bronstein hätte die Aussage gerne bestätigt.
„Kennen Sie übrigens ein anderes Wort für zwangsläufig, Herr Oberst?“, fuhr die Stadler einstweilen fort.
Bronstein erwischte die Frage auf dem falschen Fuß. „Äh, nein“, sagte er nur.
„Nymphoman!“ Die Stadler lachte eine Spur zu laut und zu schrill.
„Also, zur Sache“, ignorierte Bronstein die Anzüglichkeiten der Stadler, „der Suchy. Wie war der so?“
Die Stadler schien wild entschlossen, sich nicht so leicht abweisen zu lassen. „A Zniachterl war des. Ned so wie Sie, Herr Inspektor.“
Unweigerlich musste Bronstein lachen. Er hatte Suchy auf dem Boden liegen gesehen, und „Zniachterl“ war das letzte, was ihm zu dieser Leibesfülle eingefallen wäre. Die Frau musste es wirklich dringend nötig haben.
„Ihr Mann ist Friedhofsgärtner?“ Bronstein versuchte, die Stadler durch die Erwähnung ihres Gemahls einzubremsen.
„Ja“, sagte sie bitter, „und das passt a zu eam. Da wie durt is afoch nix mehr los, is ollas tot.“
„Tot ist das Stichwort. Zurück zum Suchy. Haben Sie heute Nacht irgendetwas bemerkt?“
„Heast, Kieberer, hast an Stecken verschluckt oder wos?“ Die Stadler stellte den mittlerweile fertig gebrühten Kaffee auf den Küchentisch und beugte sich bedrohlich nahe zu Bronstein hinab. „Wos bist denn gar so steif? Vor allem am völlig falschen Platz.“
„Frau Stadler. Ich bin eine Amtsperson. Wenn Sie also bitte davon Abstand nehmen könnten, eine persönliche Vertrautheit zu insinuieren …“
„Zu insinuieren? Na, Sie machen mir Spaß. San Sie vielleicht a Warmer oder was?“ Die Stadler schien die Geduld zu verlieren. „Da renn i praktisch nackert durch die Gegend und servier mich Ihnen quasi auf dem Silbertablett – und Sie reagieren ned amoi. San Sie hinig oder impotent oder wos?“
Die Stimme der Stadler hatte einen schneidenden Ton angenommen.
„Weder noch. Aber Sie sind ziemlich impertinent, das muss ich Ihnen schon sagen.“
Jetzt verlor die Stadler endgültig die Contenance. „Geh schleich di, du Impotenzler!“, schrie sie mit sich überschlagender Stimme, „waun mei Mann hamkummt, dann tögelt er di die Stiagn obe! Oba wia aa no!“
Instinktiv richtete sich Bronstein auf: „Na aber hallo! Jetzt reicht’s aber! Beruhigen S’ Ihnen, aber gach aa no! So wos hab i ja überhaupt no ned erlebt!“
„Überhaupt no ned erlebt“, äffte sie ihn nach. „Des hamma schon gern. Z’erst aner verheirateten Frau
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