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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Besonderes verdient. Er war ein Verräter, und das Schlimme war, er war es die ganze Zeit über gewesen.
      Das gleichmäßige Stampfen der Motoren wurde unruhiger, es ging über in ein stotterndes Rattern, und dann setzten die Maschinen vollends aus. Die darauf folgende Stille wurde von erschrockenen Schreien im Innern des U-Bootes gebrochen. Die Vorderluke wurde aufgerissen, und die Matrosen strömten heraus. Sie brachten ein paar Schlauchboote mit, auch das große, das Jacaud mit dem Außenbordmotor in den Girondemarschen benutzt hatte.
      Jacaud hob Guyon hoch und warf ihn sich ohne viel Kraftanstrengung über die Schulter. Er kletterte die Leiter hinunter, schritt auf dem Rumpf des U-Boots entlang und blieb wenige Meter vor den verschreckten Matrosen stehen. Sie befanden sich nunmehr kaum vierhundert Meter von dem großen Riff entfernt, das die Île de Roc mit St. Pierre verband. Die Gezeitenströmung trieb sie weiter hinein. Jacaud hatte kein besonderes Verlangen, solange zu warten und zuzusehen, was mit der Alouette geschehen würde, wenn sie auf die schrecklichen Felsen geschleudert würde.
      Er nickte dem Maat zu: »Ich nehme das Boot mit dem Außenbordmotor. Du kommst mit.«
      Ein Gewirr entsetzter Schreie erhob sich in den Reihen der Matrosen, und einer trat vor und rief: »Warum du? Warum nicht wir?«
    Jacaud zog die Luger aus seiner Tasche und feuerte dem Mann zwei Kugeln in die Brust. Der heftige Aufprall ließ ihn rückwärtstaumeln und ins Meer stürzen. Die Männer verstummten augenblicklich und drängten zurück.
      Kurz danach ratterte das große Boot davon. Der Maat saß hinten und bediente den Motor. Jacaud hatte sich im Bug niedergelassen und beobachtete ihn, während Guyon ausgestreckt auf dem Boden lag.
      Die Strömung riß das zum Untergang verurteilte U-Boot schon mit sich fort auf das Riff zu, und die Männer an Deck schrien wild durcheinander. Einer nach dem anderen stiegen sie in die verbliebenen Boote und wurden augenblicklich vom Sog der Strömung mitgerissen.

    Fenelon lag im Bauch der Alouette auf seinem Bett, von allen vergessen. Erst als das Wasser seine Koje erreichte, kam er wieder zu Sinnen. Er richtete sich auf, starrte eine Zeitlang auf das steigende Wasser, und plötzlich kam wieder Leben in ihn.
      Er verließ seine Kabine und kämpfte sich durch das Wasser. In diesem Augenblick verloschen die Lichter, und er schrie auf, als ihn die Dunkelheit umhüllte. Verzweifelt tastete er sich weiter.
      Kaum hatte er den Kontrollraum, in den noch Licht durch den offenen Kommandoturm eindrang, erreicht, da stürzte auch schon das Wasser an der Leiter herunter, und die ganze Welt schien sich auf den Kopf zu stellen.
    Er nahm noch das Krachen der herabstürzenden Metallplatten wahr…, dann wurde er von einem Schwall grünlichen Wassers gnädig umfangen. Das Meer riß die Alouette m it sich in das Riff hinein. Einen Atemzug lang schwebte sie am Rand der Felsen, dann sank sie hinunter in die Finsternis der Mittleren Passage.
    17
    Der Lauf zur Insel

    Die Ruder stachen ins Wasser und tauchten wieder auf. Mallory legte seine ganze Kraft in die Riemen. Seine Arme jedoch waren schon sehr ermüdet, und in einer Handfläche hatte sich eine Blase gebildet, die von einem Splitter im Griff herrührte.
      Es war mehr als eine Stunde vergangen, seit die Fleur de Lys gesunken war, und fast die ganze Zeit über war er unentwegt gerudert, ohne dabei eine weite Strecke zurückgelegt zu haben. Noch immer hing der Nebel gespenstisch über dem Wasser. Einmal glaubte er, einen matten Schrei zu hören, und als er sich umdrehte, erblickte er einen kurz aufblitzenden gelben Punkt auf einem Wellenkamm. Es war eines der Schlauchboote der Alouette, das von der Strömung hinaus ins offene Meer gezogen wurde.
      Einige Zeit später legte er eine Verschnaufpause ein und ruhte sich auf den Rudern aus. Die Île de Roc war immer noch gut achthundert Meter entfernt, und es war klar zu erkennen, daß die Gezeitenströmung ihn auf einen Kurs parallel zur Insel zog und ihn über kurz oder lang in die offene See hinaus mit sich reißen würde.
    Selbst wenn es ihm gelingen sollte, die Schiffahrtsroute von der Île d'Ouessant kanalaufwärts zu erreichen, so wäre es doch in einer Stunde dunkel, und Mallory gab sich keinen Illusionen hin, was das Überleben einer Nacht im Kanal in einer solchen Nußschale anging.
      In der Flasche befand sich noch der klägliche Rest von etwa zwei Doppelten, die er nun

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