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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Westen bislang nie gelungen ist. Und was mir bisher am schwersten gefallen ist. Das Buch ist inzwischen fast fertig. Es wird schlicht und einfach Carpe Diem heißen. Nutze den Tag. Ich glaube, dass es jetzt weitaus einfacher sein wird, es fertig zu schreiben. Nachdem der Tag kurz davor war, Nacht zu werden.«
    Als Marina Ivanova die Augen schloss, wusste Arto Söderstedt, dass die Audienz vorüber war. Er stand auf und strich ihr über die Wange. Dann ging er. In der Tür hörte er ein letztes Mal ihre Stimme.
    Sie sagte: »Das erste Exemplar, das aus dem Druck kommt, schicke ich Ihnen direkt zu, Arto Söderstedt.«
    Er beschloss, sich nicht umzudrehen.
    Er hatte noch eine Menge in Stockholm zu erledigen.
    Es war schon dunkel, als er den Schlüssel in das Schloss seiner Wohnungstür in Den Haag steckte. So lautlos wie möglich hängte er seine Jacke an die Garderobe und warf einen Blick in das Zimmer seiner einzigen noch zu Hause lebenden Tochter. Die kleine Linda war zwar nicht mehr besonders klein, aber sie schlief immer noch so, wie sie es als Vierjährige getan hatte. In derselben Position und mit demselben alten Kuscheltier Allan, einer unbekannten Tierart, im Arm. Söderstedt durchströmte ein warmes Gefühl, während er die Tür schloss und weiter durch die Wohnung schlich. Schließlich betrat er das Eheschlafzimmer, und als er die Konturen seiner Frau Anja sah, die sich unter der Decke abzeichneten, brach in seinem Inneren ein Damm. Die Tränen schossen ihm mit unbarmherziger Kraft in die Augen.
    Während er sich auszog, sah er, wie Anja sich unter der Decke bewegte. Aus den Daunenbergen vernahm er eine ziemlich verschlafene Stimme: »Ist alles gut gelaufen?«
    »Schwer zu sagen. Eigentlich ja.«
    Dann war er nackt. Er kroch ins Bett und legte sich dicht neben Anja, die schaudernd feststellte: »Wie kalt du bist.«
    »Draußen ist es auch kalt«, erklärte Söderstedt und fügte hinzu: »Endlich: reditus domum. «
    »Du sprichst mitten in der Nacht nur Latein, wenn du Sex willst«, erwiderte Anja und drehte sich um.
    »Du kannst ja Gedanken lesen«, entgegnete Arto.
    »Und was bedeutet reditus domum ?«
    »Heimkehr«, antwortete Arto Söderstedt. »Nach Hause kommen.«

Endgame
Den Haag, 3. Juni
    Am Donnerstag, den 3. Juni, explodierte der Sommer förmlich in Den Haag. Die Vögel sangen aus voller Kehle, die Sonne schien hochsommerlich warm, die Luft war klar und rein und der Himmel so unfassbar blau, wie er es nur am Meer sein kann. Jutta Beyer genoss das Wetter in vollen Zügen, während sie sich mit ihrem zuverlässigen Kalkhoff einen Weg zwischen den unverbesserlichen holländischen Hippie-Radfahrern hindurchbahnte.
    Wie sehr sich alles verändert hatte. Nicht einmal die enormen Mengen an Malt Whisky auf dem Hubschrauberrückflug nach Den Haag zeigten noch irgendwelche Nachwirkungen.
    Eigentlich hatte ihr Hochgefühl bereits eingesetzt, als der Hubschrauber auf Capraia gelandet war und der Rauch aus den ausgebrannten Felsengängen aufstieg, in denen sich Udo Massicottes Gentechnik-Fabrik befunden hatte. Der Rauch erschien ihr mit einem Mal wie ein Jubelgesang, ein außergewöhnliches Loblied auf das Leben. Die Fabrik existierte nicht mehr, W hatte sie ausgelöscht. Der erste Mensch, der auf genetischem Wege im Inneren Capraias gezeugt worden war, hatte dreißig Jahre später die gesamte Fabrik vernichtet. Dieser Gedanke hatte für Jutta Beyer etwas unendlich Hoffnungsvolles, und nichts konnte ihr im Augenblick die gute Laune verderben. Nicht einmal die Vorstellung, dass es höchstwahrscheinlich zahlreiche Menschen gab, die künstlich gezeugt worden waren, irgendwo existierten und hoffentlich ein vollkommen normales Leben führten. Wahrscheinlich hatten die Älteren inzwischen hoch dotierte Chefposten weltweit inne, während die Jüngeren noch hart dafür trainierten. Alle mit äußerst verminderter Empathiefähigkeit.
    Beyer war so in Gedanken, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie sie die Bürolandschaft der Opcop-Gruppe betreten hatte. Die absolut leer war.
    Ohne sich dadurch irritieren zu lassen, ging sie weiter in die Kathedrale. Es kam ihr so vor, als wäre es ziemlich lange her, dass sie sich das letzte Mal im großen Besprechungsraum getroffen hatten. Und dort saßen sie tatsächlich alle.
    Die gesamte Opcop-Gruppe.
    »Gut«, sagte Paul Hjelm von seinem Katheder aus, als Beyer hereinkam. »Dann sind wir vollzählig.«
    Zuerst dachte Jutta Beyer, dass in der vorderen Reihe neben Laima Balodis ein

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