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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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was er tun konnte und was ihm unmöglich war - nicht einmal von diesem Mädchen, das ihn so faszinierte.
    »Ich werde nicht mit Euch streiten, Fräulein«, entgegnete er mit scharfer Stimme, dann sah er, dass sie mit großen, furchtsamen Augen vor ihm zurückwich, und wandte sich ärgerlich zu seinem Bruder: »Ich bin mit meiner Geduld am Ende, Colen. Wenn sie bereit ist, ihre lächerliche Angst zu überwinden und wie ein vernünftiger Mensch mit mir zu reden, werde ich die Sache regeln.«
    Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er aus dem Zimmer, und Sheena sank kraftlos auf einen Stuhl. »Wie hat er das gemeint?«
    Colen grinste, denn er hatte erreicht, was er wollte. »Ihr werdet hierbleiben, Sheena.«
    »Oh, nein!«
    »Oh, doch! Niemand wird Euch nach Aberdeen zurückbringen, bevor er den Befehl dazu gibt. Und das wird er nicht tun, bevor Ihr ihm triftige Gründe nennen könnt, warum er diese Entscheidung treffen sollte.«
    »Dann gehe ich eben allein.«
    Colen schüttelte den Kopf, immer noch grinsend. »Das werde ich zu verhindern wissen.« Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, der ihn nicht im mindesten beeindruckte. »O Sheena, Ihr habt Euch das alles selber zuzuschreiben. Warum hattet Ihr solche Angst vor ihm? Das hat ihm gründlich mißfallen.«
    »Ihr habt doch gehört, wie er mich angeschrien hat!«
    »Ja, und das war auch kein Wunder. Man darf Jamie nicht sagen, was er tun und lassen soll, Sheena. Er ist der Laird von MacKinnion und handelt so, wie es ihm beliebt.«
    »Nicht, was mich betrifft!«
    »Sagt ihm das doch - wenn Ihr es wagt! Aber ich werde euch nicht helfen können, wenn Ihr Euch seinen Zorn zuzieht.«
    Irgendwie muss ich von hier wegkommen, dachte sie. Aber wenn ich erreichen will, dass James MacKinnion die entspre-thenden Anweisungen gibt, habe ich keine andere Wahl, als ihm erneut gegenüberzutreten. Um dem Teufel zu entrinnen, werde ich dem Teufel ins Auge schauen... O Gott, gib mir Mut und Kraft, betete sie.
    »Ich möchte noch einmal mit Eurem Bruder sprechen - sofort.«
    Colen zögerte, dann senkte er den Blick. »Davon rate ich Euch dringend ab, Sheena - obwohl es für mich sicher vorteilhaft wäre. Jamie hätte die Angelegenheit hier und jetzt bereinigt, wäre er nicht so wütend, dass er fürchten muss , einen falschen Entschluß zu fassen. So ist er nun mal. Aus irgendeinem Grund habt Ihr mit Eurer unsinnigen Angst seinen Zorn erregt. Wenn Ihr ihn jetzt zu einer Entscheidung zwingt, wird sie nicht zu Euren Gunsten ausfallen.«
    »Ihr meint - er würde mich aus reiner Bosheit hier festhalten?«
    »Das ist sogar sehr wahrscheinlich. Aber wenn Ihr Euer Glück versuchen wollt, werde ich Euch nicht aufhalten.«
    »Das würde Euch so passen!« fauchte Sheena. »O Gott, was soll ich nur machen?«
    »Nehmt es nicht so schwer. Hier wird Euch ganz sicher kein Leid geschehen. Und da ich Euch jetzt nicht mehr verstecken muss , will ich Euch morgen Euer neues Heim zeigen.«

13.

     
    Am späten Morgen saß Jamie noch immer in der Halle. Die meisten seiner Gefolgsleute hatten sich bereits auf den Weg gemacht, um ihrem Tagewerk nachzugehen. Und die wenigen, die noch anwesend waren, würden ihn begleiten, wenn er das Schloss verließ. Sie schlenderten umher, warteten auf Jamie, scherzten mit den Dienstboten, die an den hinteren Tischen frühstückten. Die unverhoffte Ruhepause war ihnen hochwillkommen, und sie fragten nicht, warum ihr Laird den Aufbruch hinauszögerte.
    Aber Jamie stellte sich diese Frage. Es war ungewöhnlich, dass er sich so spät am Morgen immer noch in der Halle aufhielt - auch wenn er keine dringlichen Geschäfte zu erledigen hatte. Die Zeit verstrich ungenutzt, und er saß immer noch da und wartete. Jetzt müßte er über seine Ländereien reiten. Obwohl seine Leute die Pachtzinsen schon eingesammelt hatten, pflegte Jamie alle seine Pächter, Häusler und Hirten um diese Zeit zu besuchen, denn er wollte sich vergewissern, dass niemand unzumutbare Opfer hatte bringen müssen, um seinen Zinsverpflichtungen nachzukommen. Und nun tat er nichts von dem, was er tun sollte.
    Jamie war nur in der Halle geblieben, weil er hoffte, die schöne Sheena wiederzusehen. Das gestand er sich zwar selber ein, war aber nicht bereit, es irgend jemandem zu verraten. Glücklicherweise stand Jessie immer erst gegen Mittag auf.
    Jamie verschwendete allerdings kaum einen Gedanken an Jessie. Es war jenes andere Mädchen, das ihm nicht mehr aus dem Kopf ging, seit er es am vergangenen Abend

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