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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Sollte sie sich für dich entscheiden, werde ich euch nicht im Weg stehen. Und falls sie mich wählt, hast du uns deinen Segen bereits gegeben. Das ist doch fair, nicht wahr?«
    »Du erstaunst mich, mein Junge.«
    Colen lächelte. »Übrigens - du hast etwas vergessen, lieber Bruder. Sheena zittert vor Angst, wann immer sie dich sieht. Deshalb wirst du nicht viel Glück bei ihr haben.«
    Wenn er versucht hatte, Jamies Zorn auf die Spitze zu treiben, so war ihm das gelungen. »Hol sie her!« stieß der Laird hervor. »Vielleicht ist sie morgen früh schon wieder in Aberdeen und braucht sich weder mit dem einen noch mit dem anderen MacKinnion herumzuschlagen!«
    »Jamie, du darfst keine unbesonnene Entscheidung fällen.«
    »Unbesonnen? Heilige Maria! Ich werde fair sein, das verspreche ich dir. Bring sie endlich her!«
    Colen schüttelte den Kopf. »Sie wird sich nicht in deine Nähe wagen, wenn du so wütend dreinschaust.«
    Jamie zwang sich zu einem verzerrten Lächeln. »Ist es so besser?« fragte er sarkastisch.
    »Nicht viel. Wenn dich das Mädchen ansieht und sofort die Flucht ergreift, weißt du wenigstens, warum.«
    Sheena beobachtete, wie Colen den Tisch des Lairds verließ. Sie wusste , dass sein Weg zu ihr führen würde. Am liebsten wäre sie aufgestanden und davongelaufen. Aber sie hatte dem Jungen schon eine Szene gemacht - vor James MacKinnions Augen, und das würde sie kein zweitesmal wagen.
    Doch als Colens Stimme hinter ihr aufklang, ließen sie ihre Nerven erneut im Stich. »Sheena, mein Bruder will mit Euch reden.«
    »Dazu bin ich nicht bereit«, flüsterte sie.
    »Er wünscht es trotzdem.«
    Sie drehte sich zu ihm um. Sein Blick war unergründlich, und sie brachte es nicht fertig, zum Tisch des Lairds zu schauen und abzuschätzen, was sie dort erwarten mochte. In der vergangenen Nacht hatte sie kaum Schlaf gefunden und sich an jede einzelne der grausigen Geschichten über James MacKinnion erinnert, die ihr jemals zu Ohren gekommen waren. »Ich - ich würde lieber noch etwas warten, Colen«, stammelte sie. »Wirklich - ich...«
    »Es ist an der Zeit, Sheena«, unterbrach er sie.
    Sie wusste , dass sie keine andere Wahl hatte, stand auf und ließ sich von Colen, der ihren Ellbogen eisern umklammerte, zum Podest führen, auf dem der Laird wartete. Je näher sie dem Tisch kam, je klarer sie James MacKinnions harte, dunkle Augen sah, die alle ihre Bewegungen verfolgten, desto energischer musste Colen sie hinter sich herziehen. Als sie den Tisch erreicht hatte, erhob sich Jamie.
    Sie stand vor ihm und zwang sich, seinem Blick zu begegnen. Seine Kinnmuskeln zuckten, und sie fragte sich, was er wohl für einen Grund haben mochte, um so erregt zu sein. Dass sie selbst die Schuld daran trug, dass ihre Augen übergroß waren vor Angst, wusste sie nicht. Sie merkte nicht einmal, dass sie zurückwich und vom Podest gefallen wäre, hätte Colen ihren Arm nicht festgehalten.
    »Sie soll sich vors Feuer setzen, Colen«, befahl Jamie, und einen Augenblick später drückte der Junge sie in einen der gepolsterten Stühle. Der Laird trat vor den Kamin und wandte ihr den Rücken zu. Colen nahm auf einer Bank neben Sheena Platz und lächelte ihr aufmunternd zu.
    James MacKinnion drehte sich um und musterte sie mit seinen durchdringenden braunen Augen. »Nun, Sheena, wie gefällt es Euch auf Schloss Kinnion?«
    Diese Frage hatte er gestellt, um sie ein wenig zu beruhigen, und das gelang ihm. Sie hätte nicht gedacht, dass dieser wilde, grausame Laird das Gespräch mit so höflichen Worten eröffnen würde. »Das Schloss ist sehr schön«, entgegnete sie.
    »Möchtet Ihr hier leben?«
    Sie hätte es besser wissen und vorsichtiger sein müssen. War er bereits entschlossen, sie hierzubehalten, ohne ihre Wünsche zu berücksichtigen? »Nein, das möchte ich nicht«, erwiderte sie mit fester Stimme.
    Jamie grinste und ließ sich ihr gegenüber nieder. »Nun, dann wollen wir das in Ruhe besprechen. Wie Ihr zweifellos wisst , bereut es mein Bruder keine Sekunde lang, dass er Euch hierher entführt hat. Also könnt Ihr keine Entschuldigung von ihm erwarten.«
    »Die erwarte ich auch nicht. Ich will nur weg von hier.«
    »Das habt Ihr mir bereits gesagt. Aber ich hoffe, Ihr versteht meine Lage. Ihr seid hier, nicht freiwillig, aber immerhin. Und da Ihr hier seid, bin ich für Euch verantwortlich.«
    »Ich will Euch die Verantwortung für mich nicht aufbürden«, beteuerte sie hastig.
    »Ich übernehme sie aus eigenem Antrieb«,

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