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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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verbannt, weil sie einem Feind ihrer Familie geholfen hatte.«
    Jamie setzte sich kerzengerade auf. »Verbannt?«
    »Das hat mich auch überrascht. Andererseits konnte ich verstehen, wie tief sich der alte Mann getroffen fühlte, nachdem ihn seine Lieblingstochter so schmählich hintergangen hatte.«
    »Deshalb war sie also in Aberdeen«, murmelte Jamie vor sich hin.
    »Soviel ich weiß, ist sie immer noch dort.«
    Jamie versank in nachdenkliches Schweigen. Sheena musste freiwillig die Schuld auf sich genommen haben, um Niall zu schützen. Und der Junge hatte den Gefangenen freigelassen, um seine Schwester zu retten. Sicher wäre er niemals bereit gewesen, sie für seine Tat büßen zu lassen, wenn sie nicht darauf bestanden hätte. Was für eine Ironie! Die Verkettung der Ereignisse hatte Sheena nach Aberdeen geführt-wo sie dem Bruder des Mannes in die Arme gelaufen war, vor dem Niall sie bewahren wollte.
    »An deiner Stelle würde ich mir keine Sorgen machen, Alasdair«, sagte Jamie leichthin. »Immerhin ist Sheena der erklärte Liebling des alten Fergusson, und deshalb wird er ihr bald verzeihen.«
    »Vermutlich. Aber ich weiß nicht, ob ich mir jemals den Gefühlsausbruch verzeihen kann, der mich an jenem Tag bewogen hat, die Verlobung zu lösen.«
    »Du muss t das mal so betrachten, Alasdair: Wahrscheinlich bist du nicht der einzige, der sie begehrt. Sie hat schon viele Männer entzückt und wird noch eine ganze Menge betören - aber nur einer kann sie erringen.«
    Alasdair seufzte tief auf. »Wie glücklich wird er sein...«
    »Oh, ja.« Jamie grinste, und in diesem Augenblick erschien es ihm durchaus möglich, dass er jener Glückliche sein würde. »Und jetzt muss ich dich verlassen, obwohl ich dir herzlich für deinen Besuch danke«, fuhr er fort und erhob sich. »Natürlich kannst du bleiben, solange du willst. Du bist mir hochwillkommen. In ein paar Tagen bin ich wieder da.«
    »Wohin willst du bei diesem grauenhaften Wetter reiten?« fragte Alasdair verblüfft.
    Jamie lächelte strahlend - unfähig, seine überschäumende Freude noch länger zu verbergen. »Nach Aberdeen - um ein schönes Mädchen zu erringen.«
    Alasdairs Verwirrung wuchs. »Sheena?«
    »Wen sonst?«
    »Aber sie ist deine Feindin, Jamie. Zumindest sieht sie es so.«
    »Genau - meine Feindin und eine leichte Beute.«
    Jamie lächelte immer noch, als er hinausging, aber sich selber machte er nichts vor. Es würde nicht einfach sein, eine lebenslange Feindschaft zu besiegen. Trotzdem würde er Sheenas Herz erobern. Daran zweifelte er nicht. Und während sie von Anfang an den Vorteil genossen hatte zu wissen, wer er war, konnte er nun den gleichen Vorteil nutzen. Wie er seine neugewonnenen Erkenntnisse einsetzen würde - das war eine andere Frage.

23.

     
    William Jameson wohnte weder in einem Schloss noch in einem Turmhaus, sondern in einem schlichten, befestigten Turm in der Nähe des Flusses Dee. Er stand auf dem Gipfel eines kleinen Hügels, ein düsteres Bauwerk, unwirklich, kalt und ungemütlich.
    Sheena wurde in ein kleines Zimmer geführt und eingesperrt. Dafür fand sie einleuchtende Gründe - die späte Stunde, eine Vorsichtsmaßnahme, um sie zu schützen. Morgen würde sie nicht mehr hier sein, also spielte es keine Rolle, wie sie die Nacht verbrachte.
    Sie merkte zu spät, wie naiv und dumm sie gewesen war, als sie sich einem Fremden anvertraut hatte - noch dazu einem Hochländer.
    Am nächsten Morgen stattete ihr Jameson einen kurzen Besuch ab und erklärte unmißverständlich, dass er nicht beabsichtigte, sie in absehbarer Zeit nach Aberdeen zu bringen. Sie würde sein Gast bleiben, solange er sie bei sich behalten wollte, und sie hätte in dieser Angelegenheit nichts zu sagen.
    Beinahe wäre sie in Tränen ausgebrochen. Sie war einem luxuriösen Gefängnis entronnen, wo sie gute Mahlzeiten, Wärme, Bequemlichkeit und sogar ein bißchen Freiheit genossen hatte - nur um in einem schmutzigen, kalten, einsamen Zimmer zu sitzen, wo sie kaum etwas zu essen bekam und jeglicher Freiheit beraubt wurde.
    Ihre Furcht ließ nach, als Jameson am Abend erneut auftauchte. Er hatte sich Mut angetrunken und verkündete lallend, er würde sie nun ebenso mißbrauchen wie Jamie seine Schwester. Aber sein Versuch, Sheena zu vergewaltigen, war nicht beängstigend, sondern eher lächerlich. Glücklicherweise hatte ihm der Alkohol die männliche Kraft genommen, und er stolperte schamrot aus dem Zimmer.
    Sie hoffte, Jameson würde zu verlegen sein,

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