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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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verloren.
    »Ihr seid so unvernünftig, MacKinnion. Wenn Ihr einen Anspruch auf das Mädchen hattet, wäre es besser gewesen, das eindeutig klarzustellen. Ich habe nur genommen, was mir geboten wurde. Sie war es, die mich anflehte, sie hierherzubringen und in meinem Haus zu beherbergen.«
    »Ich nehme an, Sie hat Euch auch in ihr Bett gebeten?«
    Jamie bekam keine Antwort, aber Williams Schweigen genügte ihm. Gequält stöhnte er auf und stieß den älteren Mann von sich. Am liebsten hätte er ihn verprügelt, bis nichts mehr übrig gewesen wäre, auf das man einschlagen konnte. Leider musste er sich diese Genugtuung versagen, denn der verdammte Schurke sagte die Wahrheit. Jamie hatte keinen Anspruch auf Sheena. Von zu Hause verbannt, ohne den Schutz ihrer Familie, durfte sie mit ihrem Leben anfangen, was sie wollte. Doch das würde sich von nun an ändern.
    »Holt sie herunter, Jameson - schnell, bevor ich vergesse, was vernünftig ist und was nicht!«
    Jamie blieb allein in der Halle zurück und starrte ins Kaminfeuer, dessen Hitze sich nicht mit seiner brennenden Eifersucht messen konnte. Er versuchte sich klarzumachen, dass er kein Recht auf Sheena hatte, aber das linderte seinen Seelenschmerz nicht. Warum wurden ihm solche Qualen auferlegt? Lieber hätte er in einem mannhaften Kampf hundert Wunden davongetragen.
    »Sir Jamie?«
    Er fuhr herum. Da stand sie, ein schüchternes Lächeln auf den Lippen, das sofort verschwand, als sie seinem wütenden
    Blick begegnete. Er verfluchte sich selber, denn er wusste , dass er ihr nicht übelnehmen konnte, was geschehen war. Sie hatte das Recht, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, nur - warum war ihre Wahl ausgerechnet auf William Jameson gefallen, diesen elenden Schwächling? Gepeinigt Schloss er die Augen. Heilige Maria, das würde er nie begreifen. Trotzdem wollte er ihr keine Vorwürfe machen. Zumindest würde er es versuchen.
    Er öffnete die Augen wieder und schaute Sheena nicht mehr ganz so zornig an wie zuvor. Aber sie wagte sich noch immer nicht näher. Sie hatte ihm danken wollen, weil er gekommen war, um sie zu retten. Jetzt wusste sie nicht mehr, ob sie von ihm gerettet werden wollte. Wie böse er aussah...
    Ihr Unsicherheit entging ihm nicht. Mittlerweile hätte er sich an die Angst gewöhnen müssen, die er ihr einjagte, doch damit würde er sich niemals abfinden können.
    Offensichtlich war sie nicht in bester Verfassung. Sie trug immer noch dasselbe blaue Kleid wie an dem Abend, wo sie sein Schloss verlassen hatte. Jetzt hing es schmutzig, zerknittert und formlos an ihr herab. Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen, ihre blassen Wangen wirkten schmaler als zuvor. Vielleicht war sie unglücklich mit Jameson. Oder vielleicht ...
    »Du wirst mit mir kommen - keine Widerrede.!« befahl er tonlos. »Wo ist Jameson?«
    Sheena warf einen kurzen Blick zur Tür und hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Er hat mich heruntergeführt, dann ist er anscheinend verschwunden. Ich glaube, er wagt es nicht, Euch gegenüberzutreten, nachdem...«
    »Das ist mir nur recht«, fiel ihr Jamie mißmutig ins Wort. »Wenn ich den Mann noch einmal sehe, könnte ich mich vergessen und ihn umbringen...« Plötzlich schaute er nach oben und schrie die Deckenbalken an: »Habt Ihr gehört, Jameson? Laßt Euch nie mehr in meiner Nähe blicken, sonst seid Ihr ein toter Mann!«
    Sheena blinzelte verwirrt. Als er sie am Arm packte und unsanft aus der Halle zerrte, wehrte sie sich nicht. Wusste er, dass man sie in diesem Haus gefangengehalten hatte? Vielleicht war er gar nicht auf sie böse, sondern auf Jameson.
    Jamies Gefolgsmänner holten die Pferde, und Sheena sah, dass er für sie kein Tier mitgebracht hatte. Sie ließ sich auf seinen grauen Hengst heben, und als er hinter ihr aufstieg, schlug ihr Herz schneller. Die anderen ritten voraus, und sie folgten ihnen in langsamerem Trab.
    In den Armen des Lairds wurde ihr warm, trotz des kalten Windes. Sie wandte den Kopf zur Seite, damit er ihre Frage hören konnte. »Bringt Ihr mich nach Aberdeen, Sir Jamie?«
    »Nein«, entgegnete er kurz angebunden.
    Sheena ignorierte seinen schroffen Ton. »Ich würde aber lieber nach Aberdeen zurückkehren.«
    »So?«
    »Das wisst Ihr doch! Und Ihr habt versprochen, Ihr würdet mich in die Stadt begleiten. Jetzt bitte ich Euch darum.«
    »Wenn du dich so nach Aberdeen sehnst, hättest du Jameson bitten sollen, dich hinzubringen. Jetzt gilt mein Angebot nicht mehr.«
    »Warum denn nicht?« rief sie

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