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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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mit der Hand aus. Klatsch!
    Dann … Weinen.
    »Komm her«, befahl der Doktor.
    »Zieh deinen Rock hoch!«
    Weiteres kurzes Schweigen, dann entwich dem Mädchen ein gequältes Stöhnen. »Bitte nicht, das tut mir weh …«
    »Schnauze! … Da, guck es dir an – er ist gekommen.«
    Das Mädchen antwortete nicht, sondern stöhnte abermals gequält auf.
    »Mach das ja nicht noch mal, hörst du?«
    »Ja, Doktor.«
    Stille. Die Unterhaltung war beendet. Schritte verhallten im Gang.
    Die Natter stand wie angewurzelt auf der Leiterstufe und rekapitulierte den Dialog in seinem Kopf. Immer wieder. Plötzlich keimte ein sonderbares Gefühl in ihm. Das gefiel ihm gar nicht. Der Doktor wühlte Dinge in ihm auf. Alte Dinge. Schlimme Dinge. Gefühle.
    Der Doktor war selber schuld.
    Wie ein entfernt grollender Donner schwoll das Lachen in seinem Kopf an. Die Natter schloss die Augen, wie um die Kakophonie auszublenden. Bevor sie ihn erneut folterte, ihm das Gehirn in Fetzen riss. Er kletterte die letzten Stufen hinunter, schnappte sich das Videoequipment aus dem Schrank und stopfte es in einen Rucksack. Zusammen mit Bohrer, Akkuschrauber und ein paar Schrauben.
    Dann kroch er in den Speisenaufzug. Kletterte langsam die Verstrebungen in dem alten Schacht hoch. In den ersten Stock.
    Dort war das verbotene Zimmer.

67
    In der darauffolgenden halben Stunde checkten die beiden Detectives den Rest der Metrotown Mall, obwohl Striker im Grunde seines Herzens klar war, dass sie sich die Mühe sparen konnten. Larisa hatte Bernard Hamilton von Wagen 87 gesehen und war schleunigst geflohen.
    Damit hatten die Ermittler wieder eine große Chance verpatzt.
    Während Felicia einen weiteren Rundgang durch die Mall unternahm, unterhielt Striker sich mit den beiden Security-mitarbeitern. Er zeigte ihnen Larisas Foto, sie war jedoch auf keinem der Überwachungsvideos.
    Er hatte auch nicht wirklich damit gerechnet.
    Als er fertig war und das kleine Büro verließ, erwartete Felicia ihn draußen. Sie hatte zwei Becher Tim Horton’s Coffee in der Hand und einen wild entschlossenen Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Danke.« Er nahm ihr einen Pappbecher ab. »Erfolgreich?«
    »Sie ist weg«, muffelte Felicia knapp.
    »So ein gottverdammter Mist«, ärgerte er sich laut auf dem Weg zum Wagen. »Dieses bescheuerte Arschloch Hamilton hat die ganze Sache versemmelt.«
    Felicia nickte. »Ich frag mich, wer sein Informant ist.«
    Striker nippte an seinem Kaffee. Igitt … süß. Felicia hatte gewohnheitsmäßig Zucker reingekippt. »Er hat keinen Informanten. Der blufft bloß.«
    »Wie konnte er dann …«
    »Hamilton hat unser Gespräch über Funk aufgeschnappt. Er blieb dran. Als wir eine Zivilstreife anforderten, konnte er sich sicher denken, dass wir Larisa suchen würden.«
    »Meinst du wirklich? Ganz schön hinterhältig.«
    »Ich weiß es, ich kenne Bernard.« Hamilton war ihm schon häufiger negativ aufgefallen. »Lass dir mal seinen Einsatzstatus durchgeben«, schob er nach. »Ich wette hundert Mäuse, dass der näher dran war als wir. Sonst hätte der nie so schnell am Zielort sein können.«
    Felicia schnappte sich den Computer und rief Remote Log auf. Kurz darauf nickte sie. »Stimmt, er war etwa um die Zeit hier, als wir die Anfrage machten. Er kam aus Richtung Boundary und Adanac Street.«
    Striker spähte zu ihr. »Kommt dir die Gegend nicht bekannt vor?«
    »Doch, da ist das Mapleview.«
    »Korrekt. Vermutlich wollte er dort nach Larisa suchen. Oder sich Infos besorgen.«
    »Aber weshalb? Wieso ist er so engagiert?«
    Um Strikers Mundwinkel herum zuckte es belustigt. »Du kapierst es immer noch nicht, was? Bernard ist kein bisschen engagiert. Wann hast du ihn das letzte Mal bei der Arbeit mit einem psychisch Kranken gesehen?«
    »Eigentlich nie.«
    »Exakt. Bernard will bloß unbedingt derjenige sein, der Larisa rettet . Überleg mal selbst. Sie war Mitarbeiterin des Vancouver Police Department. Eine Kollegin von der Opferhilfe, die selbst Schlimmes durchgemacht hat. Da kommt Bernard Hamilton, ein engagierter städtischer Cop und totaler Gutmensch, und heilt sie von ihrem Trauma. Überleg mal, wie der das ausschlachten würde.«
    Felicia nickte. »Und wieder käme er seinem Ziel, Cop des Jahres zu werden, ein Stück näher.«
    »Stimmt. Das Schlimme ist bloß, er weiß, dass er sie damit noch größerer Gefahr aussetzt – und unsere Bemühungen hintertreibt, sie in Sicherheit zu bringen. Aber das interessiert ihn nicht die Bohne. Dieser arrogante

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