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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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bröckelte an etlichen Stellen der Verputz. Striker streifte ein Paar Lederhandschuhe über – sie waren dick genug, um ihn vor Verletzungen mit Glasscherben zu schützen – und riss an einer der Latten vor einem Fenster im Erdgeschoss. Das Holz ächzte und stöhnte, gab aber nicht nach.
    »Das Holz hält verdammt gut«, bemerkte Felicia.
    »Lange Nägel.«
    Striker ließ das Brett los und folgte Felicia ums Haus. Als sie alles gesehen hatten, auch die mit einer schweren Eisenplatte verbarrikadierte Tür, nickte er zufrieden. Das Haus war verdammt gut gesichert. Da kam so leicht keiner rein.
    Felicia bibberte vor Kälte. »Sind wir hier fertig?«
    »Wenn dir kalt ist, kannst du im Wagen warten.«
    »Wow, wie großzügig von dir.« Sie blickte zu den beiden oberen Etagen hoch. »Alle anderen Fenster sind zu hoch. Man bräuchte eine Leiter, um dort einzusteigen.«
    Striker nickte abwesend. Die anderen Fenster standen definitiv nicht zur Debatte. Zudem stand das Haus erhöht, was die Sache zusätzlich erschwerte. Der nächste Stock war fast vier Meter über dem Bodenlevel, der Speicher noch zwei Etagen höher und damit entschieden zu hoch für einen Eindringling. Trotzdem machte ihn irgendwas an dem Speicher stutzig. Plötzlich dämmerte es ihm.
    »Die Latten vor einem der Speicherfenster wurden entfernt, und das macht keinen Sinn. Kein Einbrecher macht sich die Mühe, zwei Stockwerke hoch zu klettern, wenn er eins von den Parterrefenstern aufhebeln kann. Dafür hab ich nur eine plausible Erklärung: Die Bretter wurden von innen entfernt, um einen besseren Ausblick zu haben.«
    »Auf das Lucky Lodge«, folgerte Felicia.
    Striker konzentrierte seine Aufmerksamkeit erneut auf die Fenster im Erdgeschoss. Bei genauerer Betrachtung fiel ihm auf, dass eins davon mit dickeren Brettern versehen war, die neuer und heller waren. Als er mit seiner Taschenlampe das Holz anstrahlte, registrierte er die silbrig schimmernden Nägelköpfe – aha, ebenfalls neu.
    Er zeigte Felicia seine Entdeckung. »Die anderen Bretter sind alt, aber bei dem Fenster hier wurde erst kürzlich mit neuen Holzlatten rumgemacht. Schau dir mal die Nägel an, total stümperhaft eingeschlagen. Sieht aus, als wäre der Typ Linkshänder.«
    Felicia nickte zustimmend. Dann bückte sie sich und leuchtete mit ihrer Taschenlampe ins Gras. »Das ist ja mal interessant. Hier liegen überall winzige Glassplitter. Sieht aus, als hätte er das Fenster eingeschlagen, die Scherben beseitigt und das Loch hinterher wieder zugenagelt.«
    Striker wählte die Zentrale an, nannte der Telefonistin die betreffende Adresse und erkundigte sich, ob dort in letzter Zeit ein Einbruch gemeldet worden sei. »Leider Fehlanzeige«, erklärte er Felicia, nachdem er geendet hatte. »Schon mal gehört, dass ein Einbrecher ein Fenster repariert, bevor er türmt?«
    »Noch nie.«
    »Ich auch nicht.«
    Er packte mit beiden Händen eines der Bretter und riss mit aller Kraft daran. Es brauchte mehrere Versuche, bis die Nägel nachgaben und die Bretter sich lösen ließen. Er warf das Holz zu dem anderen Bauschutt und schaute durch die gähnende Fensteröffnung.
    Hinter ihm seufzte Felicia unbehaglich. »Du weißt, dass das nicht legal ist?«
    Er schnellte zu ihr herum. »Was?«
    »Rein theoretisch betrachtet brechen wir hier ein. Vielleicht sollten wir uns erst mal mit dem Eigentümer in Verbindung setzen.«
    Striker lachte milde abfällig, woraufhin Felicia ihn mit einem mordlustigen Blick traktierte. »Ich warte hier doch nicht drei Stunden, bis sich irgendein Idiot bequemt, uns die Tür aufzuschließen – falls überhaupt jemand herkommt und damit einverstanden ist, dass wir uns mal genauer umsehen. Wir machen das, weil die Situation es erfordert. Punkt.«
    Felicia hob fragend die Brauen. »Weil die Situation es erfordert?«
    »Ich erklär’s dir später.«
    Bevor sie weiter argumentieren konnte, entfernte Striker mit einer Holzlatte die letzten Glassplitter von dem Fensterrahmen. Dann leuchtete er mit der Taschenlampe ins Innere.
    Es war das Wohnzimmer. Schwere Vorhänge vor den Fenstern hüllten den Raum in aschiges Dämmerlicht. Über den beiden Zweisitzern hingen Plastikhüllen, überall standen Umzugskisten.
    »Wahrscheinlich haben sie auch hier den Strom abgestellt«, tippte er.
    Felicia blieb stumm. Sie trat an das Fenster und blinzelte in das dämmrige Zimmer.
    »Was hältst du davon, wenn wir Sable anfordern«, schlug sie vor.
    »Damit uns irgendein blöder Köter sämtliche

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