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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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brauchbaren Hinweise kaputttrampelt? Vergiss es. Das regel ich auf meine Art.«
    »Aber Jacob …«
    »Ich kletter jetzt rein, Feleesh. Du gibst mir Deckung, okay?«
    Striker zog seinen Mantel aus und legte ihn zum Schutz vor möglichen Glassplittern über den Fensterrahmen. Dann zog er seine SIG Sauer und schwang sich in geduckter Haltung über das Fensterbrett.
    Das Erste, was ihm auffiel, war der feuchte Mief in dem Zimmer, den Tapete und Möbel verströmten. Der Geruch erinnerte ihn an die ungelüfteten Wohnungen alter Leute. Er leuchtete mit der Maglite in sämtliche Ecken, und als er sich sicher wähnte, pirschte er sich vorsichtig weiter zur Küche. Nichts.
    Die Wohnung wurde bestimmt nicht mehr bewohnt.
    »Warte«, rief Felicia leise. »Ich komm mit.«
    Er grinste. Weil ihm sonnenklar war, dass sie letztlich mitkommen würde. Sie hatte zwar ihren Dickkopf, aber wenn es drauf ankam, war sie verlässlich wie ein Uhrwerk. Das mochte er besonders an ihr.
    Er bedeutete ihr, auf ihre Deckung zu achten. Sie nickte. Striker ging voraus. Sie schoben sich langsam zur Frontseite, stiegen zwei Treppen hinauf. Auf ihrem Weg nach oben inspizierten sie jeden Raum. Sie passierten zwei Schlafräume, ein Bad, ein Arbeitszimmer, ein weiteres geräumiges Schlafzimmer und erreichten schließlich die zweite Etage.
    Felicia schaute sich suchend um und schüttelte leise fluchend den Kopf. »Seltsam, hier ist keine Treppe, die zum Speicher führt.«
    Striker deutete mit dem Finger nach oben. Von der Decke baumelte eine lange Nylonschnur. Er packte den Griff, dann fixierte er Felicia mit einem harten Blick.
    »Gib mir Deckung«, sagte er leise.
    »Okay«, erwiderte sie.
    Er riss kräftig an der Nylonschnur. Worauf sich die Falltreppe knirschend von der Decke löste und in einer Wolke aus Staub und Sägemehl nach unten schwenkte. Nach einem kurzen Nicken zu Felicia kletterte Striker die Stufen hoch. Die Treppe war steil, das Holz alt und morsch, dennoch ließ er sich nicht abschrecken. Zehn Stufen und er stand halb in der Öffnung zum Speicher.
    Dort oben war es dunkel, staubig und eisig kalt.
    Er leuchtete mit der Maglite in sämtliche Ecken. Nichts Verdächtiges. Auf der Ostseite des Speichers befand sich das Fenster mit den aufgebrochenen Holzläden. Er wollte spontan hinlaufen, verwarf den Gedanken jedoch wieder. Und pfiff sich mental zurück. Der Strahl seiner Maglite huschte von den verwinkelten Wänden über den Boden. Der Detective stutzte. Auf dem staubigen Boden unter dem Fenster waren Abdrücke erkennbar. Schwach und undeutlich zwar, aber das war immerhin etwas.
    Felicia kletterte zu ihm in die Speicherluke. Sie fixierte ebenfalls die Abdrücke. »Irgendeine Vorstellung, wovon die stammen könnten?«, erkundigte sie sich.
    Striker setzte sich auf die oberste Treppenstufe und inspizierte von dort aus die Spuren. Zwei, drei Zentimeter lange Spuren, absolut parallel.
    »Vielleicht stand da ein Koffer. Oder ein Regal. Oder ein Generator. Keine Ahnung.«
    Der Ermittler stand auf und ging zum Fenster, akribisch darauf bedacht, die Spuren nicht zu zerstören. Er blickte nach unten. Auf das unbebaute Grundstück. Und das Lucky Lodge.
    »Hast du zufällig dein Fernglas mit?«, wollte er wissen.
    Felicia nickte. »Logo.« Sie fischte es aus der Manteltasche, ein Andenken an ihre Zeit bei der Personenüberwachung.
    Striker hatte sich immer eins kaufen wollen. Er sah durch das Fernglas nach draußen. Richtete es auf Mandy Gills Pensionszimmer – und hatte den perfekten Durchblick. Er sah ihre Kochnische, die Tür zum Flur, die Tür zum Bad und Mandy, tot im Sessel.
    Noodles war noch am Tatort und sicherte Beweismaterial.
    Für eine Überwachung von Apartment 303 war der Speicher optimal.
    Striker gab Felicia das Fernglas zurück. Er leuchtete mit der Maglite über den Rahmen, das zerbrochene Glas, den Holzladen auf der Suche nach weiteren möglichen Hinweisen. Dann griff er durch den Fensterrahmen und hob eine Glasscherbe auf. Daran hing ein schmaler schwarzer Streifen Leder.
    »Das ist Leder, nicht?«, japste Felicia aufgeregt.
    Striker nickte. Er steckte Lederfetzen und Glasscherbe in einen Plastikbeutel, den er beschriftete und einsteckte.
    »Soll ich alles mit Absperrband versehen?«, wollte seine Kollegin wissen.
    »Ja. Er war hier. Daran besteht überhaupt kein Zweifel.«

10
    Keine zehn Minuten später war Noodles bei ihnen, machte Fotos und nahm Proben. Er stand in gebückter Haltung auf dem niedrigen Speicher und stemmte sich

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