Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
Vom Netzwerk:
willenlos«, setzte sie hinzu.
    »In höheren Dosen kann das Zeug einen umbringen«, sann Striker laut. »Das wäre natürlich eine Überlegung, die wir weiterverfolgen müssen. Ein Fall von Vergewaltigung, der schiefgelaufen ist.« Er notierte sich das in seinem schlauen Buch. »Die toxikologischen Tests werden uns darüber Aufschluss geben.«
    Sein Handy vibrierte in der Jackentasche. Er zog es heraus und las das Display: Larisa Logan. Er schüttelte den Kopf, drückte leise fluchend auf den »Ignorieren«-Button und steckte das Handy wieder weg.
    »Wer war das?«, wollte Felicia wissen.
    Striker warf ihr einen düsteren Blick zu, aber Felicia ließ nicht locker.
    »Larisa Logan«, räumte er mürrisch ein, »arbeitet in der Abteilung Opferhilfe. War das dritte Mal, dass sie mich innerhalb von zwei Tagen angerufen hat.«
    Felicia schüttelte den Kopf. »Und wieso nimmst du das Gespräch nicht an? Ruf die Frau doch wenigstens mal zurück.«
    Statt einer Antwort nestelte Striker an der Klimaanlage herum.
    »Jacob?«, bohrte Felicia.
    Er seufzte resigniert. »Larisa ist die Therapeutin, die nach Amandas Tod die Sitzungen durchführte, zu denen unsere Abteilung mich verdonnerte, okay? Das war diese Woche ihr fünfter Anruf.«
    »Und wieso rufst du nicht mal zurück?«
    »Weil ich mir schon denken kann, was sie will.«
    »Und, was will sie?«
    »Ihren jährlichen Psycho-Check mit mir machen, hundertpro – die Frau ist hartnäckig.«
    »Dann mach ihn doch einfach.«
    Striker schwieg und atmete tief durch. Die Sitzungen mit Larisa Logan gingen ihm mächtig an die Nieren, weil sie unendlich viele schmerzvolle Erinnerungen weckten. Und er hatte schon genug mit seiner Arbeit und seinem Privatleben zu tun. Er konnte nachts nicht mehr richtig schlafen. Hinzu kam seine Beziehung mit Felicia: Mal lief was zwischen ihnen, dann wieder nicht – er wusste nicht wirklich, woran er bei ihr war. Im Moment war es wieder mal aus zwischen ihnen, und das machte ihn fertig. Jedes Mal, wenn er sie fragte, wo das Problem sei, antwortete Felicia ausweichend: »Wir haben einfach zu viele Probleme miteinander.«
    Das war ihre Standardantwort.
    Seit einiger Zeit wurde anscheinend alles zum Problem. Es gab nichts Positives in seinem Leben. Der Dauerstress im Job und zu Hause stand ihm bis Oberkante Unterlippe. Eine Nervensäge wie Larisa Logan fehlte ihm da gerade noch.
    Er sträubte sich dagegen, sich erneut mit Amandas Depressionen und ihrem Suizid auseinanderzusetzen. Ganz entschieden.
    » Oooh «, entfuhr es Felicia bestürzt. »Grundgütiger, Jacob, es tut mir leid. Das war echt bescheuert von mir.«
    »Was?«, hakte er irritiert nach.
    »Mein Verhalten. Ich meine, wir ermitteln hier bei einem Selbstmord, und die Tote hieß so ähnlich wie deine Frau. Mandy. Die Kurzform von Amanda. Entschuldige, ich hab nicht darüber nachgedacht …«
    »Komm wieder auf den Teppich, Feleesh. Außerdem ist Amanda schon eine ganze Weile tot.«
    »Na und? Mein Gott, ich blöde Kuh …«
    »Vergiss es.«
    Sie musterte ihn, unschlüssig, wie sie reagieren sollte. Schließlich blieb sie stumm. Sie kurbelte das beschlagene Seitenfenster runter und wieder hoch. Wischte mit dem Mantelärmel hektisch über die weiß bedampfte Scheibe.
    »Vielleicht solltest du dich doch noch mal mit Larisa treffen.«
    Striker stöhnte inbrünstig. »Oh Gott, nicht du auch noch. Tu mir den einen Gefallen und behalt’s für dich, Feleesh.«
    »Ich mein doch bloß …«
    »Vergiss es, und kümmer dich um deine Angelegenheiten, okay?«
    Felicias Augen wurden schmal. Sie schüttelte wütend ihre lange, dunkle Mähne zurück. Öffnete die Lippen und schloss sie unverrichteter Dinge wieder.
    Striker kümmerte es nicht weiter. Er hatte keine Lust auf Smalltalk oder irgendwelchen anderen Scheiß. Und noch weniger Bock auf einen Streit.
    Die DNA -Tests hatten absolute Priorität.

11
    Bevor er losfahren konnte, wurde Striker von hellem Scheinwerferlicht geblendet. Auf der anderen Straßenseite standen zwei Männer mit Videokameras und eine Frau mit langen, blonden Haaren, die vor einem weißen Übertragungswagen stand und geschäftig mit einen Mikrofon herumfuchtelte.
    Die Abendnachrichten.
    »Himmel, sind die schon hier?«, stöhnte er.
    Felicia seufzte. »Sie haben vorhin bestimmt das Blaulicht und den Polizeihund gesehen.«
    »Halt dich einfach geschlossen, und duck dich.«
    Er kurbelte sein Fenster runter. Prompt kam die Blondine zu ihnen gelaufen und wäre um ein Haar auf ihren hohen

Weitere Kostenlose Bücher