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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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Akten durchzugehen.
    Jede war wichtig, angesichts der Schwere der Verbrechen. Identitätsbetrug hatte das Leben vieler Menschen zerstört und war das Delikt mit den aktuell höchsten Zuwachsraten. In ihrer Gesamtheit betrachtet sagten die Akten zudem eine Menge aus. Als er sich ungefähr bis zur Hälfte der ersten Kiste vorgearbeitet hatte – er war beim Buchstaben H –, wurde ihm das Muster klar.
    Ihm drehte sich der Magen um.
    Er las gerade die Akte Jeremy Heath. Die Seiten waren mit Trennblättern unterteilt. Der erste Teil enthielt allgemeine Informationen: Geburtsname, Mädchenname der Mutter, Computerpasswörter, Bankinformationen, Postvordrucke für Adressänderungen.
    Im zweiten Teil waren die Versicherungen aufgeführt, die Jeremy Heath abgeschlossen hatte: Krankenversicherung, Lebensversicherung und Unfallversicherung. Er hatte außerdem Anspruch auf eine Rente aus seiner Zeit beim Militär.
    Im dritten Teil waren seine Finanztransaktionen aufgelistet: Visa, MasterCard, American Express, Namen von Banken, Bankleitzahlen und Kontonummern, Depots für Aktien und Fondsanteile.
    Die vierte und letzte Unterteilung enthielt Hinweise über seine Bonität: Einnahmen und Ausgaben, Höhe des Kreditrahmens, Häufigkeit der Überziehung.
    Alles war präzise, systematisch, geplant.
    In dem Umschlag in der hinteren Klappe befanden sich persönliche Dokumente. Während Striker sie inspizierte, begriff er, warum die Ausweisdokumente täuschend echt aussahen. Die Antwort war einfach.
    Sie waren echt.
    Die Ostermanns hatten weder Pässe noch sonst etwas gefälscht, sie hatten sich echte Dokumente von den Originalquellen besorgt. Sämtliche Führerscheine, Sozialversicherungsausweise und Geburtsurkunden waren behördlich ausgestellte Dokumente. Er hatte so etwas noch nie gesehen, nicht in diesem Umfang.
    »Die sind zum Straßenverkehrsamt marschiert und haben brutal ihre Fotos in die jeweiligen Führerscheine setzen lassen«, erläuterte er Felicia.
    »Das sind ausgefuchste Experten«, meinte sie.
    Er nickte ernst. »Sie zerstören systematisch Existenzen und plündern ihre Opfer bis auf den letzten Cent aus.« Er angelte nach seinem Handy und rief bei der Collins Group an.
    Das war eine private Gesellschaft, der Inhaber Tom Collins ein Excop und guter Freund von Striker. Collins hatte beim Vancouver Police Department häufiger mit Finanzdelikten zu tun gehabt, Versicherungsbetrug war sein Spezialgebiet. Als sie seinen Namen hörte, vermittelte die Telefonistin den Detective umgehend weiter.
    »Hey, Tom«, meldete Striker sich. »Alles im grünen Bereich?«
    Der Mann am anderen Ende der Leitung lachte dumpf. »Schiffswrack. Schön, dass du mal anrufst. Ich hab gehört, du hattest letztes Jahr Probleme an der St. Patrick’s?«
    Eine kleine Pause entstand. »Ja, war eine verdammt schlimme Sache«, antwortete Striker schließlich. »Tom, ich hab hier mehrere Opfer von Identitätsbetrug und dachte, vielleicht kannst du da was für mich tun.«
    »Wie schnell brauchst du die Infos?«
    »Am liebsten schon gestern.«
    »Ich Idiot. Hätte ich doch nicht abgenommen!«
    Striker lachte kurz und gab Tom eine Liste der Namen, die er aus den Aktenordnern zusammengestellt hatte.
    »Und was genau suchst du da?«, fragte Collins.
    »Sieh selbst. Wenn du was findest, ruf mich zurück. Am besten heute noch.«
    »Und zwar schneller, als die Polizei erlaubt, was?« Collins lachte über seinen eigenen Witz.
    »Du hast es erfasst, Kumpel.«
    Nach dem Gespräch fühlte Striker sich gleich besser. Er mochte Tom. Der Mann war ein guter Cop gewesen und ein verdammt guter Kumpel. Schade, dass sie sich so selten sahen.
    Typisch in seinem Job.
    Er blickte zu Felicia, deren Augen förmlich am Computermonitor klebten. »Ist Gabriel in PRIME erfasst?«
    Sie drehte den Bildschirm halb zu ihm. »Mit Ausnahme von Ostermann steht da wenig über die anderen. Gabriel wurde in ein paar Polizeiberichten als Zeuge aufgeführt, aber da ging es immer um Autounfälle. Dann hab ich hier noch einen Bericht, aber der ist fast zwölf Jahre alt. Ich schätze, Gabriel war zu der Zeit ungefähr acht.«
    »Was steht drin?«
    »Ich kann das Dokument nicht öffnen, es ist privatisiert, zudem ist es eine Burnaby-Datei.«
    »Kümmer dich drum«, sagte er.
    »Ich hab schon alles veranlasst«, gab sie zurück. Sie giggelte über sein verblüfftes Gesicht. »Die zuständige Beamtin heißt mit Nachnamen Constable . Ist das nicht witzig? Detective Constable.«
    Striker grinste. »Wenn

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