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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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öffnete, waren darin keine Patientenberichte, sondern eine Aufstellung von Kreditkarten und Bankkonten. In der Rückenklappe steckte ein Umschlag. Felicia öffnete ihn und nahm mehrere persönliche Dokumente heraus: einen Führerschein, ausgestellt in British Columbia, einen Sozialversicherungsausweis und eine Geburtsurkunde.
    Auf dem Führerscheinfoto war Gabriel Ostermann abgebildet.
    »Lass mich das mal sehen«, drängte Striker.
    Er nahm Felicia den Führerschein aus der Hand und inspizierte ihn genauer. Alles war perfekt bis ins Detail ausgeführt, selbst das Hologramm auf der Frontseite.
    »Gefälscht?«, erkundigte sich Felicia.
    Striker hob eine Braue. »Und zwar verdammt gut. Die gehen glatt als Originale durch.«
    »Demnach heißt Gabriel Ostermann richtig Jonathon McNabb, oder benutzt er noch eine andere Identität?«
    »Ruf mal deinen Kontakt bei dem Kreditkartenunternehmen an. Ob der schon da ist?«
    Felicia nickte. »Ja, dank der Zeitverschiebung.«
    Kaum zwei Minuten später war ihr Telefonat beendet, und sie nickte vielsagend zu Striker. »Ja, Opfer von Identitätsbetrug«, bekräftigte sie. Sie knöpfte sich eine weitere Akte aus derselben Kiste vor. Auf dieser Akte stand der Name Eleanor Kingsley. Der Inhalt der Akte war identisch mit dem der anderen: Kreditkartenanträge, Nummern – Bankkonten, Tankkarten und dergleichen. In der Rückenklappe klemmte der obligatorische Umschlag. Darin lagen weitere Ausweisdokumente, dieses Mal allerdings ausgestellt auf Lexa Ostermann.
    »Gib deinem Kontakt mal den Namen durch«, meinte Striker.
    Zwei Minuten später wurde ihre Anfrage bestätigt. Eleanor Kingsley hatte über achtundsiebzigtausend Dollar Schulden – Abrechnungen von Kreditkarten, die sie nie beantragt und folglich auch nie bekommen hatte.
    Striker erkannte das Muster.
    »Sie klauen fremde Identitäten«, sagte er. »Und dann zapfen sie die Konten ihrer Opfer an, bis der Kreditrahmen ausgeschöpft ist und die Leute pleite sind.« Er nickte zu dem Karton, den Felicia gerade schleppte und in dem mindestens fünfzig solcher Akten lagen.
    »Schau mal, ob du Mandy Gill und Sarah Rose findest«, wies er sie an.
    Innerhalb einer halben Minute hatte Felicia beide entdeckt, und dieses Mal war Lexa Ostermann Sarah Rose und Dalia Mandy Gill.
    »Ich fass es nicht, die ganze Familie ist ein Haufen Verbrecher«, ächzte Felicia.
    Striker taxierte die Kartons, die sich hinter seiner Kollegin stapelten. Allein Eleanor Kingsley war um über siebzigtausend Riesen erleichtert worden. Und in diesen Kisten lagerten die Akten von mehreren hundert Opfern.
    Die Ostermanns mussten mit ihrer kriminellen Masche irrsinnig viel Geld abgezockt haben.

79
    Um viertel nach neun verließen die beiden Detectives die Ostermann-Villa wieder. Sie nahmen drei Pappkartons mit, vollgepackt mit Aktenordnern.
    Sämtliche Personen mögliche Opfer von Identitätsbetrug.
    Felicia schloss den Kofferraum auf, Striker hievte die Kisten hinein. Er drückte den Kofferraum zu, dann versuchte er Courtney anzurufen. Um seine Tochter daran zu erinnern, dass sie heute Morgen einen Termin bei ihrer Physiotherapeutin hatte.
    Es klingelte dreimal, dann meldete sich der Anrufbeantworter.
    »Steh auf, Kleines«, sagte er. »Ich bin schon im Dienst, und du hast heute Morgen einen Termin mit Annalisa. Um zehn Uhr, sei pünktlich. Ich liebe dich.«
    Als er sein Handy wegstecken wollte, vibrierte es in seiner Hand. Rief Courtney ihn so schnell zurück? Er sah auf das Display, doch da stand eine rote Eins.
    Ein entgangener Anruf.
    Es war Kirstin Dunsmuirs Nummer, stellte er fest. Das machte ihn neugierig. Die Frau mochte eine blöde Schnepfe sein und kalt wie ein Eisblock, auf ihre Arbeit ließ der Detective jedoch nichts kommen. Wahrscheinlich war sie die ganze Nacht im Labor gewesen.
    Es hätte zu der Todesgöttin gepasst.
    »Das eben war ein Anruf von der Gerichtsmedizinerin«, meinte er.
    » Grrr «, machte Felicia. »Die Dunsmuir kann ich vorm Mittagessen nicht ab.«
    »Womöglich hat sie was für uns.«
    Felicia zog die Mundwinkel nach unten und schwieg.
    Striker ignorierte seine Kollegin und hörte den Anrufbeantworter ab. Dunsmuir hatte keine Nachricht hinterlassen, also rief er sie zurück.
    »Dunsmuir«, meldete sie sich kurz angebunden, ihre Stimme kalt wie Eisnadeln.
    »Hier ist Striker. Sie haben bei mir angerufen?«
    Sie hielt sich nicht mit Smalltalk auf. »Ich hab die Ergebnisse der Autopsien. Bei Mandy Gill wurde ein Nadeleinstich lokalisiert.

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