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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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grinste erfreut.
    Vorn ging der Alarm los – Kunden, die in den Shop wollten –, folglich wies Striker Wanda an, die Fronttür aufzuschließen. Er wollte sich in der Zwischenzeit das Video noch einmal ansehen.
    Die nächsten zehn Minuten versuchte er, die Bilder zu vergrößern und schärfer zu stellen. Es war nicht leicht. Doch dann war er sich ziemlich sicher, dass der erste Buchstabe auf dem Nummernschild ein J war. Der Rest blieb unscharf.
    Er nahm sich eine DVD aus dem Regal und brannte eine Kopie für die forensische Videotechnik. Vielleicht konnten seine Kollegen damit mehr anfangen, allerdings hatte er wenig Hoffnung. Das Problem war nicht die Videoqualität, sondern die Positionierung der Kamera.
    Mehr als das J auf dem Nummernschild würden die vermutlich auch nicht rauskriegen.
    Er startete eine neue Videoaufzeichnung für die Tankstelle, dann verließ er das Büro und schloss die Tür hinter sich ab. Im Shop lief Felicia ihm schon entgegen.
    »Und, irgendwas Neues?«, fragte sie atemlos.
    Er kratzte sich am Kopf. »Es ist ein BMW . Dunkel, vermutlich schwarz. Ein X5, wir haben richtig getippt. Der erste Buchstabe auf dem Nummernschild sieht wie ein J aus. Mehr konnte ich leider nicht erkennen.« Er musterte sie hoffnungsvoll. »Haben Sie ein Video?«
    »Nein«, sagte sie und lächelte. »Aber ich hab was Besseres – ich hab einen Zeugen aufgetan.«

15
    Sie fuhren die zwei Blocks zu der Fabrik, wo Felicia bereits John Gibson, den Inhaber, befragt hatte. GPT Industries – Gibson Plastics & Tubing – war in einem quaderförmigen Betonbau untergebracht, in dem Karree Vernon Drive und Franklin Street.
    Striker kannte die Gegend wie seine Westentasche. Jahrelang war er hier nachts Streife gefahren. Das Gewerbegebiet war bekannt dafür, dass man hier alles bekam: harte Drogen und Sex in seinen sämtlichen Spielarten.
    Das alte, heruntergekommene Gebäude stand etwas abseits der Straße. Striker stellte den Wagen auf dem umzäunten Parkplatz ab. Gemeinsam mit Felicia lief er unter einer gelb zuckenden Neonreklame – lesbar war nur noch GPT Indust – die Betontreppe hinauf.
    Drinnen war es so eisig wie draußen, und es stank nach Diesel und irgendeinem Plastikkleber. Die Mischung hing gasig toxisch in der lang gestreckten, menschenleeren Werkshalle.
    Sie betraten das Büro der Geschäftsführung.
    John Gibson saß hinter einem Monstrum von Stahlschreibtisch. Er war etwa Mitte sechzig, klein und drahtig, mit schütterem grauem Haar. Und schwieligen, zupackenden Händen.
    Vor ihm auf dem Schreibtisch lag seine unterschriebene Aussage. Seine Schrift war krakelig, das Geschriebene voller Fehler. Typisch für diese Gegend, dachte Striker, behielt es aber für sich. Schlechte Grammatik hin, Fehler her, er war froh, dass sie überhaupt eine Aussage bekamen. Wenigstens etwas außer der Videoaufzeichnung von der Tanke.
    Gibson musterte die beiden misstrauisch. »Das ging aber schnell, hm?«
    Felicia schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ja, wir sind mit unseren anderen Zeugen fertig. Das ist Detective Striker.«
    »Angenehm«, sagte Striker.
    John Gibson grummelte irgendwas und nickte knapp. Striker schnappte sich dessen Aussage und überflog das Blatt. Die Aussage war kurz, nicht mal eine halbe Seite. Und das Meiste ziemliches Wischwaschi, so dass sie bei vielen Punkten noch mal würden nachhaken müssen. Er kam zu der Passage mit dem Fahrer und dem Nummernschild.
    Er musste grinsen.
    Zum Fahrer des Wagens konnte Gibson zwar keine Angaben machen, aber er wollte genau erkannt haben, dass der Typ allein im Fahrzeug saß. Zudem waren die beiden letzten Ziffern auf dem Nummernschild aufgeführt.
    Sieben und neun.
    Striker blickte zu dem ergrauten Fabrikbesitzer. »Sieben und neun? Sind Sie sich da sicher, Mr. Gibson?«
    »Verdammt sicher, Detective. So was behält man. 79 bin ich nämlich Vater geworden.«
    »Und in dem Wagen saß nur eine Person?«
    »Ja, bloß einer – irgend so ein verrückter Schwanzlutscher.«
    »Mann oder Frau?«, bohrte Striker.
    »Konnte ich nicht sehen.« Der Mann ballte die Fäuste. »Das verdammte Arschloch fuhr wie der Henker. Hätte mir fast die Ladung vom Gabelstapler gefegt.« Er zeigte mit dem Finger auf die Straße. »Der fährt immer zu schnell, das ist ein Irrer. Eins schwör ich Ihnen: Wenn ich den jemals zu fassen kriege, prügel ich diesen Raserarsch über die ganze Franklin Street. Wenn der so weitermacht, nietet dieser verdammte Wichser irgendwann jemanden um!«
    Felicia

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