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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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verflucht nah dran. Der Wagen raste in nördliche Richtung, bog dann scharf nach links auf die Franklin. Danach hat der Typ, der Anzeige erstattete, das Fahrzeug aus den Augen verloren.«
    »Irgendwelche Einzelheiten?«
    Sie las vor. »Das Fahrzeug war dunkel, möglicherweise schwarz, mit viel Chrom.«
    »Das ist die Standardausführung ab Werk. Nummernschild?«
    Felicia schüttelte bedauernd den Kopf. »Da konnte er nichts erkennen.«
    Striker kippte den mittlerweile kalten Kaffee in einem Schluck hinunter und sprang auf.
    »Er nicht, aber wir vielleicht«, grinste er. Er schnappte sich sein Notizbuch.
    »Wohin willst du?«, fragte Felicia.
    »Los, schwing dich in deinen Mantel«, antwortete er. »Wir fahren zur Vernon und Hastings. Die Ecke kenn ich. Ein Stück hinter der Kreuzung ist eine Chevron-Tankstelle.« Sein Grinsen wurde breiter. »Mit Video überwachung.«

14
    Die Tankstelle an der Ecke East Hastings Street und Vernon Drive war als ganz heißes Pflaster verschrien. Schon damals, als Striker beim VPD angefangen hatte. Folglich war die Eingangstür zum Shop nach zehn Uhr abends immer abgeschlossen, die Frontscheiben bestanden aus Sicherheitsglas, die Toiletten waren nur schwach beleuchtet, damit die Junkies es schwerer hatten, sich dort einen Schuss zu setzen. Striker war bei mindestens hundert Einsätzen dabei gewesen, wo sie Drogenfreaks und Betrunkene rausgeworfen, Ladendiebe oder bewaffnete Räuber gestellt hatten.
    Deshalb kannte er das Personal gut.
    »Hey, Wanda«, sagte er, als er den Shop betrat.
    Die große, dunkelhäutige Frau mit den wilden Afrolocken blickte von der Kasse auf und strahlte. »Detective Striker!«, rief sie erfreut. »Wo waren Sie denn die ganze Zeit, mein starker schöner Mann?«
    »Auf Wolke acht«, konterte er. »Ich arbeite dran, ins Nirwana zu kommen.«
    Wanda brach in schallendes Gelächter aus und umrundete die Theke. Sie war eine große, kräftige Frau. Mit tüchtig Hüftgold, dass sie kaum durch die Thekenöffnung passte. Sie klemmte die Knie zusammen, ihre Brüste so gewaltig, dass sie die Knöpfe ihrer Dienstkleidung zu sprengen drohten. Sie umarmte Striker eine Spur zu lange und ließ ihn fast widerstrebend los.
    Felicia beobachtete die beiden leicht konsterniert. Sie warf Striker einen fragenden Blick zu, aber der schüttelte bloß den Kopf. In den zehn Jahren, die er Wanda Whittington mittlerweile kannte, hatte sie sich kaum verändert. Mit einem Meter fünfundsechzig und doppelt so vielen Kilos war sie bestimmt kein Schönheitsideal. Ihr Aussehen war jedoch nebensächlich, ihre inneren Werte zählten: Wanda war ein herzensguter Mensch.
    Striker machte die beiden Frauen miteinander bekannt, dann kam er direkt auf den Punkt.
    »Wir bräuchten mal Ihre Hilfe«, wandte er sich an Wanda. »Ein großer SUV muss mit Vollgas durch die Tanke gebrettert sein, heute Nachmittag, so zwischen 16 Uhr 20 und 16 Uhr 40.«
    Felicia nickte. »Der Anruf ging exakt um 16 Uhr 28 bei uns ein.«
    »Ist Ihnen da zufällig was aufgefallen?«, hakte Striker nach. »Dieser Typ muss wie ein Berserker gefahren sein.«
    Wanda Whittington dachte nach, die großen, braunen Augen in dem runden, dunklen Gesicht wurden schmal. Sie hob die Schultern und ließ sie mit einem leise frustrierten Seufzen wieder sinken.
    »Heute war hier der Bär los«, antwortete sie. »Tut mir leid, aber da muss ich passen.«
    »Kein Problem«, meinte Striker. »Hätte ja sein können. Wer hatte denn mit Ihnen die Nachmittagsschicht?«
    Sie rieb sich abwesend die Fingerknöchel ihrer linken Hand. »Also … Davie stand heute mit mir auf dem Plan, aber der ist nicht aufgetaucht – vermutlich ist er mal wieder versackt. Sie kennen ihn ja. Rief letzte Woche dreimal hier an, um sich abzumelden. Angeblich war er krank. Hahaha, wahrscheinlich musste er seinen Rausch ausschlafen. Und dann dieser billige Fusel, widerlich! Sangria, Korn und so was.«
    Striker nickte. Er kannte Davie beinahe so lange wie Wanda. Ein netter, gutmütiger Typ. Aber er hatte zweifellos ein Problem. Wie die Hälfte der Leute, die hier lebten.
    Er blickte an Wanda und den dämmrigen Waschräumen vorbei zum Büro des Managers. Die blau gestrichene Tür war mit einem brandneuen Spion versehen – und aller Wahrscheinlichkeit nach abgeschlossen.
    »Sie arbeiten doch mit Videoüberwachung, richtig?«, erkundigte sich Striker.
    Wanda nickte. Sie ging zur Kasse, nahm den Büroschlüssel heraus und schloss die Kasse ab. Dann drängte sie sich an Striker vorbei

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