Zornesblind
zu der blauen Tür.
»Folgen Sie mir, schöner Mann.«
Sie schloss auf und verschwand im Innern. Striker machte Anstalten, ihr zu folgen. Als Felicia unschlüssig stehen blieb, drehte er sich mit den Worten zu ihr: »Hey, kommst du nicht mit?«
Statt einer Antwort deutete sie mit einem Kopfnicken zum Fenster. Zu der Kreuzung. »Der Anrufer sagte, der BMW sei auf der Franklin links abgebogen«, rekapitulierte sie. »Vernon und Franklin … Ist das nicht die Ecke, wo wir letztes Jahr diesen Selbstmord hatten – direkt vor dem Kunststofflager?«
Striker nickte. »Das Gelände wird ebenfalls videoüberwacht.«
»Ich lauf mal kurz runter und seh mich da mal um. Hol mich dort ab, wenn du hier fertig bist, okay?« Sie neigte sich süffisant lächelnd zu ihm und flüsterte: »Möchtest du dir nicht meine Trillerpfeife ausborgen? Ich meine, kann ja sein, dass Wanda spontan über dich herfällt oder so.«
Er grinste zurück und schüttelte den Kopf. »Wenn ich mit dir fertigwerde, werde ich bestimmt auch mit Wanda fertig. Ich bin in zwanzig Minuten bei dir.«
Felicia verdrehte vielsagend die Augen, tätschelte seine Wange und verließ den Shop. Als sie weg war, sperrte Striker die Fronttür ab, um Ladendieben das Leben schwerzumachen, und ging nach hinten.
Um in das Büro zu gelangen, musste er durch einen kleinen Lagerraum, in dem sich Kanister mit Motorenöl und Kartons mit Süßigkeiten stapelten. Es roch überall nach Zitrone von den Deobäumchen, die man sich ins Auto hängen konnte.
Eine Ecke des Raums war für das Überwachungssystem abgetrennt. Dort stand Wanda, über den Schreibtisch gelehnt. Neben ihr war kaum Platz für eine zweite Person, schon gar nicht für einen Hünen wie Striker, der zwei Zentner Lebendgewicht auf die Waage brachte. Er reckte den Hals, um ihr über die Schulter zu schauen und die Videoaufzeichnung zu verfolgen.
Das Videosystem war neu. Striker grinste. Das alte hatte mit dem Softwareprogramm Omni-Eye gearbeitet. Er kannte das Programm. Es war langsam, unkomfortabel und brach häufiger während der Anwendung zusammen – meistens dann, wenn man das Video als Beweisstück dem Staatsanwalt hätte vorlegen wollen. Manchmal war auch gar nichts drauf, dann stand man mit einer leeren DVD da.
»Ihr habt auf digital umgestellt«, bemerkte er.
Wanda zuckte mit den Schultern. Sie benutzte die Maus, um durch die Videozeitleiste zu nagivieren.
Das Video hatte eine Superqualität. Der neue Tankstellenbetreiber war früher beim Militär gewesen und nahm es mit der Sicherheit offenbar sehr genau. Striker kannte den Mann nicht persönlich, fand dessen Einstellung aber sehr vernünftig. Er fixierte die Zeitleiste und sagte: »Sie sind ganz nah dran, Wanda. Gehen Sie noch ein Stückchen runter.«
Sie tat es.
Die Maschine las 16 Uhr 25, und das Objektiv der draußen angebrachten Kamera fokussierte die nordwestliche Ecke des Geländes, die Einfahrt Vernon Drive. Die Videokamera war so installiert worden, dass sie die dreisten Benzindiebe erfasste, die zu einer echten Seuche wurden. Mit etwas Glück war der Fahrer des SUV auf dem Video. Wenn nicht – Pech gehabt.
Striker betrachtete die Aufnahmen im normalen Ablaufmodus.
»Ich hätte Cop werden sollen«, sagte Wanda. »Oder wenigstens einen heiraten sollen.«
»Das sagen Sie jedes Mal, wenn wir uns sehen.«
»Weil Sie den Wink mit dem Zaunpfahl anscheinend nie kapieren, schöner Mann.«
Striker grinste. Er wollte etwas erwidern, doch dann sah er einen schwarzen SUV auf dem Monitor. Der Anrufer hatte Recht: Der Fahrer raste wie ein Irrer. Das Fahrzeug bretterte den Vernon Drive hinunter, überfuhr eine rote Ampel und schoss über die East Hastings Street. Gegen vier, fünf Uhr nachmittags war in der Gegend viel los, es war ein Wunder, dass es keinen Crash gegeben hatte. Der Wagen fuhr dermaßen schnell, dass Striker die Videosequenz noch zweimal zurücklaufen ließ und die Wiedergabegeschwindigkeit verlangsamte in der Hoffnung, ein paar Details aufzuschnappen. Schließlich erkannte er Marke und Modell des Fahrzeugs.
Es war zweifellos ein BMW . Und er lag richtig mit dem Modell.
Ein X5.
Aufgrund der getönten Scheiben und des schlechten Aufnahmewinkels war der Fahrer nicht zu erkennen. Außerdem fuhr der Kerl so schnell, dass die Aufzeichnung unscharf war.
Striker bezweifelte, dass die Jungs von der Technik da noch was machen konnten.
»Es ist nicht besonders gut, was?«, fragte Wanda stirnrunzelnd.
»Es ist besser als erwartet.«
Wanda
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