Zornesblind
dann: »Schon besser. Jetzt sind wir bei zwanzig.«
»Farbe schwarz.«
Brian tippte die Angabe ein, dann lachte er. »Okay, bleiben noch fünf.«
»Geben Sie als Wohnort des Fahrzeughalters mal Vancouver ein.«
»Bleiben noch drei übrig.«
Striker grinste. »Kann ich die Adressen haben?«
Brian nannte sie ihm.
Striker schrieb alles in sein Notizbuch, Name des Halters, Anschrift und so weiter. Als Greene ihm Angaben zum dritten und letzten Nummernschild machte, fiel Striker ein Detail besonders auf.
»Das ist ja höchst interessant«, murmelte er. Ein Grinsen schob sich in seine Mundwinkel.
16
Anfangs brannte das Wasser des Brunnens wie ein eisiges Feuer auf seiner Haut. Doch bald verlor sich das Brennen und wich einem zunehmenden Taubheitsgefühl, das in seinen Fingern und Zehen begann. Von dort kroch es langsam durch seinen gesamten Körper, ähnlich langen, giftigen Tentakeln.
Die Natter schwamm auf der Stelle, verzweifelt bemüht, den Kopf über Wasser zu halten. Es war eine schwierige Aufgabe. Der Doktor hatte Planken über den Brunnen gelegt, folglich befand sich nur ein schmaler Spalt zwischen dem leise gurgelnden Wasser und den harten Holzplanken.
Die Dunkelheit machte alles noch schlimmer. Er sah ringsum nichts als undurchdringliche Schwärze. Und als er nach den Seiten des Brunnens tastete, um sich so über Wasser halten zu können, berührten seine Finger nichts als bemoosten Stein.
Kalt und hart und glitschig.
Er wurde zunehmend müde und japste keuchend nach Luft. Beinahe schwerelos sank sein Körper in die Tiefe. Noch nie hatten seine nackten Füße den Boden berührt. Egal wie tief er sank – so tief, dass er fürchtete, niemals mehr an die Wasseroberfläche zu gelangen –, den Boden fühlte er kein einziges Mal.
In gewisser Hinsicht war es besser so, denn was mochte dort unten sein? Ein Ende? Oder würde ihn ein starker Sog in andere Abgründe ziehen? Und war da unten noch etwas? Irgendetwas Lebendiges ?
Die Vorstellung entsetzte ihn. Mehr als einmal hatte etwas kurz und flüchtig sein Bein gestreift. Dessen war er sich ganz sicher.
Irgendetwas war mit ihm in dem Brunnen; was, hätte er nicht zu sagen vermocht. Nach jener ersten Berührung hatte er verzweifelt gekämpft, um an der Oberfläche zu bleiben; er war so kräftig geschwommen, dass seine Lippen aufgeplatzt waren, als sie die rauen Holzplanken über ihm streiften.
In dem grausigen Bewusstsein, dass er es nicht schaffen würde, entfuhr unwillkürlich ein Stöhnen seiner Kehle. Sein Körper war völlig taub, seine müden Arme und Beine gehorchten ihm nicht mehr. Ungeachtet seiner Angst und der Skepsis, was dort unten sein mochte, genoss ein Teil von ihm die Qualen.
Denn so musste William sich gefühlt haben.
Der Doktor hatte Recht, denn er hatte Strafe verdient. Eine perverse und passende Strafe. Weil er versagt hatte. Und alles bloß wegen des Cop. Dieser verfluchte Mordermittler, der wie ein Dämon aus der Dunkelheit aufgetaucht war, um ihn fertigzumachen.
Die Erinnerung war noch frisch, und sein Herz raste.
Das nächste Mal würde es anders ausgehen.
17
Felicia und Striker saßen in einem Zivilfahrzeug, diesmal war es ein Ford Taurus. Felicia steckte die Zeugenaussage von John Gibson in einen Umschlag und packte diesen in ihren Aktenkoffer, der auf dem Rücksitz lag. Dann drehte sie sich zu Striker.
Sie wirkte abgespannt, ihr schönes Gesicht von Müdigkeit verschattet, unter ihren schwarzen spanischen Augen lagen dunkle Ringe.
Striker konnte es ihr nicht verdenken, dass sie ausgepowert war. Die beiden letzten Tage waren die Hölle gewesen. Allein Montag und Dienstag, also vor der Sache mit Mandy, war jeder von ihnen über dreißig Stunden im Einsatz gewesen. Heute Morgen hatten sie schon um vier Uhr wieder begonnen, weil sie eine wichtige Spur in einem anderen Fall verfolgen mussten. Eigentlich hatten sie am Nachmittag so gegen zwei, drei Uhr aufhören wollen, um mal richtig auszuschlafen.
Mandy Gills Tod hatte ihre Pläne durchkreuzt.
Felicia presste eine Hand vor den Mund und versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken. »Mein Gott«, seufzte sie. »Wie spät ist es eigentlich?«
»Kurz nach neun. Müde, Bella?«
Sie schoss ihm einen todbringenden Blick zu. »Nenn mich nicht so! Du weißt genau, dass ich das nicht leiden kann.«
»Mamacita?« Als sie nicht reagierte, wechselte er das Thema. »Sagt dir Gibsons Erklärung sonst noch was?«
Sie nickte. »Klar. Er ist wütend, und er ist ein Idiot.«
Striker
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