Zornesblind
Courtney gegangen. Das Verrückte ist, dieser Typ wusste genau, dass du die Mitteilung bekommen würdest.« Er scrollte durch die Sendeoptionen und fand Strikers E-Mail-Adresse. »Da ist sie … Aber das erklärt nicht, wie er an deine E-Mail-Einstellungen kam. Welche Sicherheitseinstellungen hast du auf deinem Computer?«
Striker zog die Schultern hoch und ließ sie wieder sinken. »Keine Ahnung. Davon versteh ich nichts.«
»Hey, Schiffswrack, du musst dich allmählich mit diesem Kram auseinandersetzen. Wir leben im Computerzeitalter, schon vergessen?«
»Das überlasse ich Felicia. Ich knalle dafür Schurken ab.«
Ich lachte leise. Er checkte die Einstellungen und schüttelte den Kopf. »Null Sicherheit, Mann. Jeder kann sich hier einloggen.« Er machte ein paar Klicks und speicherte die Veränderungen. »So. Alles paletti. Trotzdem, der Typ könnte schon seit Monaten an deinem PC rummanipulieren. Ich meine, wenn er gut ist – und das ist er.«
Striker sagte nichts. Er hatte es weder mit sozialen Netzwerken, noch war er auf dem aktuellen Stand der PC -Technik. Er schaltete das Teil jeden Tag ein und arbeitete damit. Das reichte ihm. Felicia war der Technikfreak in ihrem Ermittlerteam. Er wünschte, sie wäre jetzt hier.
Bei ihm.
»Was ist mit dem ursprünglichen Absender?«, wollte er von Ich wissen. »Können wir den eruieren?«
»Untraceable – unauffindbar.« Ich schnappte sich eine Dose Energydrink vom Tisch und stürzte den Inhalt in einem Zug hinunter. Dann wischte er sich mit dem Ärmel den Mund und fuhr fort: »Außerdem brauchst du für so was erst mal ’ne Genehmigung.«
»Kein Problem, die bring ich dir innerhalb von zwei Stunden.«
Ich schüttelte den Kopf. »Bemüh dich nicht. Das ist nicht der Punkt. Ich kenn jemanden bei MyShrine und hab den auch schon kontaktiert. Er gab mir die Accountinfo – auf dem ›kleinen Dienstweg‹, logo. Die Message kam über einen Proxyserver. Das ist ziemlich blöd für uns.«
»Wieso?«
»Weil die meisten dieser Unternehmen ihre Daten stündlich löschen. Und neunundneunzig Prozent davon sind im Ausland. Die Chance, da was zu finden, ist fast null. Und wenn der Typ clever ist, bedient er sich zusätzlich weiterer Hideware-Programme.« Ich sah Striker eindringlich an. »Sei vorsichtig mit diesem Typen. Scheiße, der hat es echt drauf.«
»Okay, ich merk’s mir. Bloß nützt mir das jetzt wenig.«
Striker las abermals die Message. Analysierte sie. Es war keine explizite Drohung, nur eine vage Andeutung. Aber das reichte schon. Und der Absender hatte nicht mit einem Namen, sondern mit Die Natter signiert – diese Bezeichnung war Striker bislang noch nicht untergekommen.
Na, und wenn schon. In einer Zeit, wo Internetjunkies Cybermobbing betrieben, pädophile Chatrooms eröffneten und virtuell rumballerten, wunderte ihn nicht mehr viel.
Er trank seinen Kaffee aus. »Danke für deine Hilfe, Ich . Werd mich dafür revanchieren, okay?«
Der Techniker zuckte bloß müde mit den Achseln. »Kein Problem, Detective.«
Striker legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du hast die halbe Nacht durchgearbeitet. Fahr nach Hause, und schlaf eine Runde.« Er grinste. »Mein Tag fängt eben erst an.«
Ich nickte und stand vom Tisch auf. »Sollte dieser Typ weitere Mitteilungen schicken, lösch sie nicht, öffne sie aber auch nicht, okay? Und schalte den Computer nie aus. Ruf mich sofort an. Ich komm dann so schnell ich kann.«
Striker nickte. Er brachte Ich zur Tür, bedankte sich nochmals und wartete, bis der Polizeiwagen in der grauen Morgendämmerung verschwand.
Kaum war Ich weg, brauste ein anderes Polizeifahrzeug die Straße hinunter. Ein Ford Taurus, Zivilwagen. Er bremste auf der eisglatten Straße und hätte fast den Bordstein gerammt. Striker musste grinsen.
Typisch Felicia.
Sie glitt geschmeidig aus dem Wagen, in jeder Hand einen Becher Kaffee. Tim Horton’s Coffee. Der beste. Sie lief über die Zuwegung, trat das Tor auf, balancierte die glatten Stufen hinauf und reichte ihm einen Becher. In dem milchigen Licht der Verandabeleuchtung sah sie wunderschön aus. Ausgeruht. Als hätte sie gut geschlafen und wäre bereit für einen neuen Tag.
»Guten Morgen, Süße«, sagte er weich.
Sie lief an ihm vorbei. »Verdammt, ich will diese Nachricht sehen!«
Bevor er antworten konnte, war sie im Haus, trat ihre Schuhe aus und lief in die Küche. Als Striker die Tür geschlossen hatte und zu ihr trat, scrollte sie bereits durch MyShrine.
»Die Natter?«,
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