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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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ähnlich sah. Als Striker ihn über die E-Mail informiert hatte, war der Techniker augenblicklich rübergekommen.
    Er war ein Geschenk des Himmels.
    Striker lief durch die Halle und blieb in der Küchentür stehen. Der eingeschaltete Computermonitor hüllte Ich in gespenstisch blaues Licht. Striker knipste die Deckenbeleuchtung an.
    Ich reagierte nicht, als das Licht aufflammte. Er saß am Küchentisch, die Schultern eingesunken, als hätte er Arthritis, eine runde Nickelbrille auf der Nase, sein Oberhemd war bestimmt zwei Nummern zu groß und schlotterte um seinen schmächtigen Körper. Er hatte sich mit mehreren Dosen Irish Coffee Monster Energydrink und ein paar Schokoriegeln eingedeckt.
    »Und, gibt’s was Neues?«
    Sofort hörte Ich auf zu tippen. Er rückte die Brille zurecht und hob den Kopf. »Nicht viel«, seufzte er, und Striker war gefrustet. Percy Wadsworth war der Internetspezialist ihrer Abteilung – wenn er die Quelle der E-Mail nicht aufspürte, schaffte es auch sonst keiner.
    So einfach war das.
    Der säuerliche Geruch von abgestandenem Kaffee hing in der Luft, und Koffein hatte Striker bitter nötig. Er trat zu der Kaffeemaschine, angelte sich eine Tasse aus dem Spülbecken und nahm einen Schluck von der alten Brühe. Das Zeug war irgendwann in der Nacht durchgelaufen und schwarz wie Teer. Er nahm ein Paket Gebäck aus dem Küchenschrank – Himbeerplunder und Zitronenschnitten – und warf es auf den Tisch.
    »Bedien dich, Ich. Frühstück für Siegertypen.«
    »Sind bestimmt ganz frisch gebacken«, ätzte Ich.
    »Und schön hygienisch abgepackt«, konterte Striker. »Sind ganz wenig Transfette drin.«
    Ich grinste. »Felicia würde dich einen Kopf kürzer machen, wenn sie wüsste, dass du so ’n Zeug futterst.« Er griff kurz entschlossen nach einem Himbeerplunder und biss hinein.
    Striker schlenderte zum Tisch. »Also … wissen wir denn, woher der Typ überhaupt meine Adresse hat? Ich meine, die E-Mail kam immerhin von meinem persönlichen E-Mail-Account.«
    Ich kaute und schluckte. »Das war eine meiner leichtesten Übungen. Immerhin hast du eine 16-jährige Tochter.«
    »Und was weiter?«, fragte Striker alarmiert.
    »Courtney ist bei MyShrine, irgendeinem sozialen Netzwerk.«
    »So?«
    Ich winkte Striker neben den Computer. Dann öffnete er Firefox und klickte auf MyShrine. Er drückte die Entertaste, und Courtneys Homepage wurde auf den Bildschirm geladen:
    Name: The Court
    Striker verfolgte, wie Ich durch das Profil navigierte. Er konnte sich nicht helfen, aber er fühlte sich, als würden sie in die Privatsphäre seiner Tochter eindringen und deren elektronisches Tagebuch lesen. Er blickte schuldbewusst durch die Halle zu Courtneys Zimmertür hinüber.
    »Schau mal«, sagte Ich . Er klickte sich durch die Fotos. Auf mehreren war Striker mit abgebildet – teilweise in Uniform. Er betrachtete die Bilder mit gemischten Gefühlen: Einerseits freute er sich darüber, dass sie ihn mit einbezog. Andererseits behagte es ihm gar nicht. Er war oft genug in den Zeitungen oder im Fernsehen – immer, wenn er einen großen Fall bearbeitete – und einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Damit hatte er sich abgefunden.
    Was Courtney da gemacht hatte, verknüpfte jedoch unweigerlich seinen Job als Detective mit ihrem Privatleben.
    Und das war eine mittlere Katastrophe.
    »Ich möchte, dass diese Fotos entfernt werden«, sagte er dumpf.
    Ich nickte. »Die Message, die der Typ dir geschickt hat, ist hier.« Er klickte auf das Verzeichnis und öffnete die unterschwellige Drohung. »Courtney hat ihre persönlichen Sicherheitseinstellungen auf Minimum gestellt. Das sollte sie unbedingt ändern. Sie hat die Weiterleitungsfunktion angeklickt, folglich werden ihre sämtlichen Mitteilungen automatisch an eure Home-E-Mail geschickt. Und da du eingehende E-Mails auf dein Handy weiterleitest, hast du die Message auch bekommen.«
    Striker schüttelte unschlüssig den Kopf. »Aber ich bekomm doch sonst keine MyShrine-Mitteilungen, bloß die eine.«
    »Wegen der Filtereinstellungen. Sie wurden in dem Moment geändert, als die E-Mail verschickt wurde. Was wiederum bedeutet, dass jemand an euren Einstellungen herumspielt.«
    Was Ich ihm da verklickern wollte, war technisches Fachchinesisch für den Detective. »Ist der Typ auf ihrer Freunde-Liste?«, fragte er etwas beunruhigt.
    »Nein. Er hat lediglich eine Message an ihr System abgeschickt – das kann jeder. Normalerweise wäre alles gefiltert worden und nur an

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