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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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Dienst war.
    Um sechs Uhr morgens.
    Striker und Felicia durchquerten das Foyer und bogen nach rechts in entgegengesetzte Richtung der Aufzüge. Das Büro der Opferhilfe lag südwestlich der Eingangshalle und war ein Kubus aus getöntem Glas. Es war eine kleine Abteilung. Mit sechs Schreibtischen und ständig zu wenig Personal. Folglich waren die Mitarbeiterinnen im Dauerstress, denn sie wurden rund um die Uhr zu den grausigsten Verbrechensschauplätzen gerufen. Der Schichtdienst verlangte diesen Kollegen eine Menge ab.
    Striker beneidete sie nicht um ihren Job.
    Er klopfte mit den Fingerknöcheln energisch gegen die Glastür, drückte die Klinke hinunter und betrat das Büro. An einem der Schreibtische saß Sargheit Samra. Er hatte seine Polizeistiefel ausgezogen, die Füße hochgelegt und blätterte im lokalen Sportteil der Tageszeitung.
    Im Kollegenkreis hieß er immer bloß der Sarj .
    Er war Inder, in den Fünfzigern und ein kräftiger, trainierter Mann. Glatt rasiert. Die Uniformjacke spannte eindrucksvoll über seiner Muskelmasse. Der Mann war ein wahres Kraftpaket.
    Rauchen war zwar im gesamten Gebäude verboten, trotzdem baumelte eine Zigarette in seinem Mundwinkel, ein dampfend heißer Starbucks-Kaffee stand vor ihm auf dem Schreibtisch. Schwarz wie die Nacht und wie üblich im Pappbecher.
    Bei Strikers Eintreten hob der Sarj den Kopf, seine vollen Lippen verzogen sich zu einem süffisanten Grinsen. »Heiliger Strohsack, Schiffswrack, der Kater lässt das Mausen nicht.« Er sprach akzentfrei. Er blickte zu Felicia und strahlte über das ganze Gesicht. »Treiben Sie sich immer noch mit diesem Loser rum? Passen Sie bloß auf, dass Sie durch den nicht in Verruf geraten.«
    »Schon passiert«, erwiderte sie schlagfertig. »Wie stehen die Aktien, Sarj?«
    Er faltete die Zeitung zusammen und warf sie auf den Schreibtisch. »Läuft ruhig an heute Morgen – ist auch mal wieder schön.« Er legte skeptisch den Kopf schief. »Wieso? Ihr beide seht glatt so aus, als hättet ihr Arbeit für mich.«
    Striker schloss die Tür hinter ihnen. »Wir kommen wegen einer Ihrer früheren Kolleginnen. Larisa Logan. Sie hat mir damals sehr geholfen.«
    Das Grinsen verlor sich, der Sarj schwang die Füße vom Schreibtisch. Setzte sich kerzengerade auf, nahm einen langen Zug von seiner Zigarette und räusperte sich. »Mensch, Striker, Sie können einem echt am frühen Morgen schon die Laune verderben. Was wollen Sie über Larisa wissen?«
    »Alles. Unter anderem beispielsweise, warum sie mir mitteilt, dass sie Informationen zu einem meiner Fälle hat.«
    »Hat sie das?« Der Sarj hob eine Braue und drückte seine Zigarette in dem Plastikdeckel seines Kaffeebechers aus. Er drehte die Kippe nachdenklich zwischen den Fingern, als wälzte er irgendwas in seinem Kopf hin und her. Nach einer langen Weile hob er den Kopf und sah mit einem Mal um Jahre gealtert aus. Müde, verbraucht. »Ihr wisst, dass sie nicht mehr hier arbeitet, oder?«
    Striker nickte.
    »Kurz nachdem ich hier angefangen hab, hat sie aufgehört. Folglich weiß ich nicht allzu viel über meine Exkollegin.«
    »Sie war doch schon länger hier tätig, nicht?«, wollte Felicia wissen.
    »Mmh, an die drei Jahre, glaub ich, als ich hierherversetzt wurde. Sie war eine von den Guten.«
    »Gute Arbeitsethik?«, hakte Striker nach.
    Der Sarj nickte bekräftigend. »Absolut diszipliniert. Anders kann man hier auch nicht arbeiten. Als ich hier anfing, war die Opferhilfe bloß mit zwei Leuten besetzt, obwohl hier dauernd die Post abgeht. Jetzt sind wir zu fünft. Larisa und Chloe waren total im Stress. Verdammt, die waren überarbeitet. Ausgebrannt.«
    »Chloe?«, forschte Felicia.
    »Chloe Sera. Hat sich später versetzen lassen. Nach Burnaby South – Abteilung für Verbrechensanalyse, glaub ich.«
    Striker nickte. »Kamen Sie gut miteinander aus?«
    »Larisa und ich?«, kam es verblüfft vom Sarj. »Na klar. Larisa war ein Goldschatz. Die konnte mit allen hier gut. Immer fröhlich, nie schlecht drauf. Sie machte ihre Arbeit und redete nicht groß darüber. Kein böses Wort, keine Kritik. Verdammt, ich wünschte, ich könnte dasselbe von den neuen Mädels sagen – die kommen sich heutzutage alle so verflucht wichtig vor … Ich vermisse Larisa.«
    Striker verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Wand. »Was war denn? Wieso hat sie eigentlich hier aufgehört?«
    Der Sarj öffnete eine neue Packung Lucky Strikes ohne Filter. Schnippte mit Daumen und Zeigefinger eine

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