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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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nicht?«
    Darauf fiel ihm nichts Passendes ein. Er war im Grunde auch zu müde, um mit ihr zu diskutieren. Es drehte sich immer wieder um das alte Thema, und die Diskussion brachte sie ohnehin nicht weiter, das wusste er aus langer, bitterer Erfahrung. Folglich schwieg er.
    Sein Blick versank in Felicias Gesicht, und er kämpfte mit seinen tiefen Gefühlen. Er hätte ihr gern gesagt, wie sehr er sie vermisste. Wie sehr er sie brauchte. Dass er mit ihr zusammenbleiben wollte und dass die kleinen Probleme unwichtig waren.
    Stattdessen blieb er stumm wie ein Fisch. Er saß bloß da und drückte ihr schweigend die Autoschlüssel in die Hand. Dann stieg er aus.
    Felicia sah ihn lange an, und ihre Züge wurden weicher. »Ich liebe dich immer noch, Jacob, wenn dir das noch irgendwas bedeutet.«
    »Es bedeutet mir alles«, sagte er. »Deshalb macht es ja keinen Sinn.«
    Felicia gab ihm keine Antwort. Sie rutschte auf den Fahrersitz und schloss die Tür. Der Motor sprang leise schnurrend an, dann war sie weg. Die Rücklichter verschmolzen mit der Dunkelheit.
    Striker stand in der eisigen Nacht und starrte auf die menschenleere Straße. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Sein Kopf dröhnte wie ein Eisenwalzwerk. Unerträglich. Er schwenkte herum und lief die ausgetretenen Verandastufen hinauf.
    Allein.
    Im Haus war es dunkel und still. Courtneys Zimmer befand sich am Ende des Flurs, die Tür war nur angelehnt. Bei ihr brannte noch Licht. Sie hatte Probleme mit der Dunkelheit. Und mit geschlossenen Räumen. Wer konnte ihr das verdenken nach dem Horror im vergangenen Jahr? Sollte sie ruhig bei Licht schlafen. Sie hatte mit der Therapie schon genug am Hals; da mochte er nicht auch noch in offenen Wunden bohren.
    Er schlich sich leise zu ihrem Zimmer und spähte hinein. Courtney lag lang ausgestreckt auf dem Bett, schlief tief und fest. Wild verwuschelte kupferrote Locken ringelten sich um ihre hellen Wangen. Striker, der sie eine lange Weile betrachtete, beobachtete, wie sich ihre Brust bei jedem Atemzug hob und senkte. Dann blickte er zu den Krücken, die an der Wand lehnten.
    Noch mehr schlimme Erinnerungen.
    Er schloss die Tür und ließ sie schlafen. In der Küche nahm er sich ein Bier – ein Miller Genuine Draft – aus dem Kühlschrank und ging damit ins Wohnzimmer. Es war dunkel und ungemütlich, also schaltete er den Gaskamin an. Er sank auf das Sofa, spürte das kalte, schwere Leder. Während die Temperatur im Raum langsam stieg, hing er seinen Gedanken nach.
    Es war ein langer, harter Tag gewesen. Eine Frau, die er gekannt hatte, war gestorben. Eine nette, junge Frau. Und eine andere war verschwunden. Das hatte ihn psychisch aus der Bahn geworfen. Zweimal an einem Tag.
    »Verdammt nochmal, wo sind Sie, Larisa?«, fragte er laut.
    Die Worte verhallten ungehört im Raum. Fakt war, Larisa Logan war verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Die Vermisstenanzeige war bereits an alle Einheiten rausgegangen.
    Es machte keinen Sinn.
    Er konnte kaum noch die Augen offen halten. Höchste Zeit für eine Mütze Schlaf.
    Striker checkte noch einmal sein iPhone. Vielleicht hatte Larisa sich ja doch noch gemeldet, und er hatte den Anruf irgendwie verpasst. Es gab keine entgangenen Anrufe, nur eine fette, rote 1 unter E-Mail-Benachrichtigungen. Er rief seine E-Mails auf, woraufhin eine Botschaft im Display erschien:
    Von: Unbekannt
    Betreff: Schlangen & Leitern
    Striker wollte den Eintrag reflexartig löschen, überlegte es sich im letzten Moment aber anders. Er stellte die Bierflasche ab, rutschte aus dem Sofapolster nach vorn. Dann öffnete er die Message.
    Sie war kurz, kryptisch und alles in allem eine verklausulierte Drohung:
    Sie haben heute gewonnen, Detective Striker. Sie hatten echt eine Glückssträhne, und ich musste passen. Aber morgen bin ich dran mit dem Würfeln, da ist es nur fair, Sie zu warnen. Die Natter kriegt immer einen Einser-Pasch.
    ;o)
    Das Spiel beginnt erst.

    Mit besten Grüßen,
    Die Natter

TAG ZWEI

28
    Es war noch dunkel, als Striker sich im Bett aufsetzte. Er fühlte sich wie gerädert, als drehte der Raum sich um seine eigene Achse. Er trat die Decke beiseite und schwang die Füße auf die kalten Holzdielen. Im Dunkeln zerrte er seinen Bademantel von dem Wandreck, wickelte sich fröstelnd darin ein und tappte in die Diele.
    Aus der Küche drang schwacher Lichtschein, und er hörte das Klappern einer Tastatur. Es war Percy Wadsworth, den alle Ich nannten, weil er Ichabod Crane aus Sleepy Hollow so

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