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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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vermutlich durch einen Wasserschaden. Auf der anderen Straßenseite, in einer der Parterrewohnungen, stand jemand hinter der Gardine und beobachtete sie. Striker nickte zu dem Mann, bekam jedoch keine Reaktion.
    Das war typisch für die Gegend: Die Bewohner hatten grundsätzlich eine Aversion gegen die Polizei.
    »Keiner zu Hause«, meinte Felicia.
    Striker klopfte energischer. Er stemmte sich über das Außengeländer, bemüht, einen Blick in die Küche zu erhaschen, die untere Hälfte des Fensters bestand jedoch aus einer Milchglasscheibe, und die obere war zu hoch. Er drückte die Klinke hinunter, aber die Tür war verschlossen.
    »Gibt es irgendeine Telefonnummer für das Haus?«, fragte er.
    Felicia schüttelte den Kopf. »Da ist nichts aufgeführt. Info hat auch nichts gespeichert.«
    »Bleib du vorn«, wies er sie an.
    Er machte sich auf den Weg zu dem verlassenen Spielplatz. Zwischen seine Brauen schob sich eine tiefe Falte. Die Rückseiten der Häuser drängten sich dicht aneinander und hatten alle keine Fenster nach Süden, stellte er fest.
    Und keinen Hinterausgang.
    Die Fronttür war der einzige Zugang.
    Bei seiner Rückkehr nickte Felicia zu dem Nachbarhaus. »Da ist auch keiner«, bemerkte sie. »Scheint, als wäre es nicht mal vermietet.«
    »Überraschung.« Striker zog ein Klappmesser aus der Tasche und ließ die Klinge aufspringen.
    »Was hast du vor?«, fragte seine Kollegin.
    »Mir Zugang zu verschaffen.«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Zwingende Umstände.« Er untersuchte das Schloss. Es war aus Stahl und schien sehr stabil, aber der Holzrahmen der Tür war alt und verzogen. »Mandy Gill ist tot. Billy Mercury ist abgetaucht. Und Sarah Rose geht nicht an die Tür.«
    »Das muss nichts bedeuten. Vielleicht ist sie bloß kurz einkaufen gegangen. Und wir haben Billys Adresse noch nicht gecheckt.«
    »Das hier ist jetzt wichtiger.«
    »Wir wissen nicht mal, ob Sarah Rose noch hier wohnt«, gab seine Partnerin zu bedenken.
    Striker grinste bloß. »Das werden wir gleich herausfinden.«
    Striker schob sein Messer zwischen Schloss und Rahmen und übte Druck aus, bis er ein lautes Knacken hörte. Die Tür gab nach und schwang nach außen auf.
    Felicia zog fluchend ihre Pistole. »Verdammt, hoffentlich kommen wir damit vor Gericht durch.«
    »Mein Problem, nicht deins«, entgegnete er und betrat den Flur.
    Das Erste, was ihm auffiel, war der Geruch: Es stank nach Verbranntem. Direkt vor ihm führte eine schmale Treppe nach unten. Etwas verblüfft versuchte Striker, sich den Grundriss des Hauses zu vergegenwärtigen. Erdgeschoss und erste Etage gehörten zu der rückwärtigen Wohnung, während Sarah Rose im Souterrain wohnte. Und die schmale Treppe war der einzige Zugang.
    »Dieses Apartment gehört verboten«, meinte Felicia. »So eine menschenunwürdige Behausung!«
    Striker blieb stumm. Er blickte die Stufen hinunter. Am Ende der Treppe schimmerte ein dünner Streifen Licht. Künstlich, kein Tageslicht. Trübe und dämmrig grau.
    »Seltsam, da unten ist Rauch«, stellte Felicia fest.
    Kaum hatten sich Strikers Augen fokussiert, sah er es auch: ein dünner Rauchschleier. Ihn beschlich spontan ein unbehagliches Gefühl, als er das trübe Dämmerlicht im Souterrain registrierte. Der Rauch schien auf der rechten Seite dichter – da war vermutlich die Küche. Schwer einzuschätzen von seinem derzeitigen Standort aus.
    »Hallo?«, rief der Ermittler. »Polizei von Vancouver. Ist da jemand?«
    Als er keine Antwort bekam, nickte er zu Felicia. »Wir bleiben zusammen. Keine Möglichkeit der Deckung.«
    »Halte dich dicht an der Wand«, riet sie ihm.
    Er nickte wortlos.
    Sie stürmten die Stufen hinunter. Striker schwang sich mit einem eleganten Satz auf den harten Zementboden.
    Der Brandgeruch war hier unten stärker. Mit einem Blick hatte er auf der rechten Seite das leere Wohnzimmer mit Küchenbar erfasst, am Ende des Flurs befand sich links ein weiterer Raum. Ganz egal wie sie vorgingen, es gab wenig Deckungsmöglichkeit.
    Umso schlimmer.
    Er blickte sich kurz um. Im Wohnzimmer lief der Fernseher ohne Ton. Auf dem Tisch stand ein Tetrapack mit Wein, daneben lagen ein paar Pillenröhrchen und eine Tüte Mrs. Vickie’s Sea Salt & Vinegar Chips.
    »Behalt den Flur im Auge«, wies er seine Partnerin an.
    »Wird gemacht.« Sie brachte sich hinter ihn. Die Wand bot nicht wirklich Deckung.
    Striker inspizierte Wohnraum und Kitchenette. Auf dem Herd stand eine gusseiserne Pfanne, die Herdplatte glühte rot. Sie

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