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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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war auf die höchste Stufe gestellt. Striker warf einen Blick in die Pfanne, aus der der verbrannte Geruch hochstieg. Er runzelte die Stirn.
    »Verbrannter Pulverkaffee.«
    »Ach du heilige Scheiße«, rutschte es Felicia heraus.
    Sie sprach Striker aus der Seele. Früher, als es noch kein entsprechendes Equipment gab, hatten Cops – und Mörder – Instantkaffee verbrannt, um Verwesungsgeruch zu überdecken.
    Die kokelnde Pfanne war kein gutes Zeichen.
    Er stellte die Kochplatte aus.
    Nachdem Küche, Bad und Wohnraum gecheckt waren, glitt er durch die Diele zum Schlafzimmer. Die Tür stand halb offen, es brannte Licht. An den Türsturz gepresst, spähte er ins Zimmer.
    Das Bett war zerwühlt, Kleidungsstücke lagen überall am Boden verstreut, auf dem Toilettentisch stapelten sich alte Zeitungen. Und ein paar Tablettenpackungen. Sämtliche Schubfächer standen offen. Es sah chaotisch aus, dennoch war der Raum leer. Der Schrank auch.
    Striker nahm eins von den verschreibungspflichtigen Medikamenten von dem Konsolenschränkchen. Die Schrift auf dem Röhrchen war zwar verblasst, aber der Name noch ganz gut lesbar.
    Sarah Jane Rose.
    »Wir sind definitiv an der richtigen Adresse«, rief er. »Sie wohnt hier.«
    Er gesellte sich zu Felicia in den Flur und ging voraus. Mit gezogener Waffe pirschte er durch den Korridor weiter nach links. Hier brannte kein Licht. Striker fühlte sich zunehmend unbehaglich.
    Ein paar Schritte weiter, und das unbehagliche Gefühl verstärkte sich. Der verbrannte Geruch des Instantkaffees verlor sich und wurde von einem anderen, vertrauteren Gestank überlagert.
    »Scheiße, wir haben uns wohl wieder eine Leiche eingefangen«, muffelte Felicia.
    Striker nickte. »Scheint mir auch so.«
    Er kniff die Augen zusammen, bemüht, in dem milchigen Dämmerlicht etwas zu erkennen. Der Korridor war lang und so schmal, dass man sich kaum drehen konnte. Am Ende des Gangs eine weitere Tür. Ein Arbeitszimmer oder vielleicht ein weiteres Schlafzimmer. Egal, es war ein Scheißspiel. So oder so.
    »Bleib du hier«, wies er Felicia an.
    »Wieso?«
    »Tu, was ich dir sage.«
    »Nein, ich komme mit.«
    Striker konzentrierte sich auf die Dunkelheit. »Das ist eine gottverdammt brenzlige Situation, Feleesh. Falls jemand das Feuer eröffnet, sind wir beide geliefert. Bleib hinter mir und versuch wenigstens, mir Deckung zu geben.«
    »Aber …«
    »Kein Aber. Tu einfach, was ich dir sage.«
    Felicia schwieg. Sie positionierte sich im Rahmen der Wohnzimmertür, um ihrem Kollegen besser Deckung geben zu können. Striker schob sich langsam durch den Gang. Mit jedem Schritt verstärkte sich die Dunkelheit – und der Gestank. Stickig, faulig … verwest.
    Er erreichte die Tür zum letzten Zimmer, spähte um den Rahmen herum, inspizierte den schwach erhellten Raum. An der hinteren Wand, ziemlich weit oben, war ein kleines, mit vier Eisenstäben vergittertes Fenster eingelassen. Wahrscheinlich, damit wenigstens ein bisschen Tageslicht ins Zimmer fiel.
    In dem diffusen Dämmerlicht konnte Striker einen Klappsessel ausmachen, in dem eine Frau saß. Sie hatte die Füße hochgelegt, das Gesicht war von ihm abgewandt. Eine Hand baumelte über der Armlehne, die Finger zur Faust verkrampft.
    Striker sondierte mit Blicken das Zimmer. Als er niemanden sonst entdecken konnte, betrat er den kleinen Raum und umrundete den Sessel.
    Als er das Gesicht der Frau sah, krampfte sich seine Magengrube zusammen.
    Es war die Frau auf der Fotokopie, die Dr. Ostermann ihnen mitgegeben hatte. Es war Sarah Jane Rose. Und nach der Totenstarre zu urteilen, war die Frau schon länger tot. Sie waren schon wieder zu spät gekommen.
    Eine weitere Frau war tot.

44
    Als die beiden Cops in dem Haus verschwanden, setzte die Natter die Ledermaske auf und zog sich die Kapuze des Hoodie über den Kopf, um sein Gesicht zu verbergen. Er verließ den Kommandoraum und kletterte durch das vordere Fenster. Das gefrorene Gras knirschte unter seinen Schritten.
    Er lief die kleine Steigung hinunter, rannte über den Hermon Drive. Der eisige Wind blies durch die Augenschlitze der Maske, der Akkuschrauber baumelte an seinem Gürtel. Über der Schulter trug er eine Jutetasche mit den Metallklammern, einer Schachtel mit dreißig langen Holzschrauben und vier Kanistern Steinman’s Holzlasur.
    Den fünften Kanister trug er separat.
    Als er nahe genug heran war, öffnete die Natter den Kanister und warf ihn mitsamt Deckel in die Büsche vor Sarah Roses Wohnhaus.
    Die

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