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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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wenn wir alles Weitere in Ihrem Büro besprechen?«, schlug er vor.
    Schwester Janice nickte.
    »Kaffee?«, fragte sie, als sie im Schwesternzimmer saßen.
    »Nein danke, keine Zeit«, antwortete Striker. »Ich bin hier, um mit Ihnen über eine Ihrer Patientinnen zu sprechen. Sarah Rose. Ich dachte, sie bewohnt Zimmer 212, aber da war keiner.«
    Die Schwester schüttelte den Kopf. »Sarah. Gott, die wohnt schon fast ein Jahr nicht mehr bei uns. Also mindestens neun Monate. Das war außerdem vor ihrem Aufenthalt in Riverglen. Danach war sie schon mal für mehrere Tage wieder bei uns – das letzte Mal vor ein paar Wochen.«
    »Wissen Sie, wo sie sich zur Zeit aufhält?«
    Die Frau zog ein Was-weiß-ich-Gesicht und nahm sich einen Kaffee. Die schwarze Brühe sah stark und verdächtig abgestanden aus. Der Mordermittler beobachtete, wie sie einen dicken Schuss Sahne dazugoss.
    »Wir haben keine Ahnung, wo Sarah sich aufhält«, räumte sie schließlich ein und nippte an ihrem Becher. »Die Frau war eines Tages auf und davon. Schlimm ist das. Man weiß ja, wo das endet. Wir hatten versucht, sie im Belkin House unterzubringen, aber dorthin wollte sie nicht. Ins Frauenhaus Lost Ladies auf der Marine wollte sie auch nicht. In so was war sie sehr … eigen. Irgendwann hat sie unsere Einrichtung auf eigene Verantwortung verlassen. Und mal ganz ehrlich, da haben wir alle aufgeatmet. Wir wollten sie bloß noch loswerden. Je eher, desto besser.«
    Striker zog die Stirn in Falten. »Loswerden? Warum denn das?«
    »Wegen Billy.«
    »Billy Mercury?«
    Die Schwester nickte. »Der Typ hatte anscheinend einen Narren an dem Mädchen gefressen. Wich nicht von ihrer Seite. Er war verrückt. Richtig psychotisch. Und nicht bloß wegen der Kleinen. Er war paranoid bei den Ärzten – erzählte jedem, der ihm zuhörte, dass sie medizinische Experimente an ihm machen würden. Mit irgendwelchem Zeugs, das die Army im Irakkrieg verwendet hätte. Dass sie alle mit der Pharmaindustrie unter einer Decke stecken und Patienten als Versuchsobjekte missbrauchen würden – Versuchskaninchen nannte er das.«
    Striker klappte sein Notizbuch auf. »In Billys Akte steht, dass er Paranoia hat. Wahnvorstellungen.«
    Janice trank einen Schluck Kaffee. »Das brauchen Sie mir nicht zu sagen. Er war andauernd hier, schwafelte was von Dämonen, vom Teufel und von bösen Geistern. Nahm seine Medikamente nicht. Einmal ist er ohne erkennbaren Grund durch die Scheibe gekracht. Hat sich dabei böse die Hand verletzt. Musste mit siebzig Stichen genäht werden.«
    »Schlimme Schnittwunde. War er high?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, war er nicht. Das ist ja das Merkwürdige. Wir nahmen ihm Blut ab, und der Test war negativ. Billy war absolut clean … Sie hätten mal sehen sollen, wie das Blut aus seiner Hand quoll, wir dachten schon, er hätte sich eine Arterie verletzt. Und Billy stand bloß da und starrte darauf, als hätte er noch nie etwas Schöneres gesehen.«
    Striker, der sich alles notierte, blickte auf. »Noch weitere Auffälligkeiten?«
    »Bei Billy? Ja, jede Menge. Nach dem Vorfall mit seiner Hand wurde es immer schlimmer. Er wurde richtig obsessiv bei Sarah. Behauptete, er wisse genau, dass sie ihm nachts etwas zuflüstern würde. Lauter solch irres Zeugs. Beteuerte, er würde Geräusche hören.«
    »Was für Geräusche?«
    Die Schwester zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Das hat er nie gesagt, und wir haben auch nicht wirklich danach gefragt. Mir war bloß wichtig, dass Sarah von ihm wegkam. Zu ihrer eigenen Sicherheit. Also, ehrlich gesagt, hatten wir richtig Bammel vor Billy. Als sie ihn ins Riverglen einwiesen, haben wir erst mal tief aufgeatmet. Weil wir dachten, der Typ bringt sonst irgendwann noch jemanden um. Sarah oder einen von uns.«
    Striker hörte auf zu schreiben und sah sie eindringlich an. »Passen Sie auf sich auf, Janice, denn er ist wieder draußen.«
    Ihre Miene erstarrte. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Die haben Billy wieder entlassen?«
    Striker nickte. »Er wird ambulant therapiert.«
    »Heilige Scheiße.«
    Striker blickte zu den Zimmerschlüsseln, die an der Wand an einem Bord hingen. »Hat Billy eigentlich auch hier gewohnt?«
    Janice verschluckte sich fast an ihrem Kaffee. »Hier? Nein, nie. Aber er kam wegen Sarah dauernd hierher. Die beiden nahmen am EvenHealth-Programm teil, müssen Sie wissen. Na ja, über den Erfolg lässt sich streiten.«
    Striker merkte auf. »Sie sind wohl kein Fan von dem Programm,

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