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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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ganze traurige Bandbreite in diesem Rattenloch erlebt.
    Er zeigte auf den Hauskomplex vor ihnen. »Bist du bereit für einen kurzen Trip auf dem Pfad der Erinnerungen?«
    »Ehrlich gesagt hab ich meinen letzten Trip hierher noch nicht verarbeitet.«
    Striker winkte sie achselzuckend ins Haus. Im Eingangsflur roch es nach Schweiß und Urin, und er rümpfte stöhnend die Nase.
    Cracksüchtige und Junkies auf Entzug wuselten durch den Flur, alle nur noch einen kleinen Schritt entfernt vom Leben auf der Straße. Princess Place war das letzte Auffangbecken vor dem endgültigen sozialen Absturz. Es war hektisch und schmutzig und laut. Dauernd brüllte irgendein Irrer durch die Flure.
    »Packen wir’s an«, seufzte Felicia.
    Striker nickte knapp. Er spurtete die Stufen zu Zimmer 212 hoch. Sarah Roses Zimmer. Die Tür stand weit offen, und das Zimmer war komplett leer. Leergeräumt. Kein Tisch, kein Stuhl, kein Schrank. Es roch nach Desinfektionsmittel, als wäre eben sauber gemacht worden.
    »Wieder eine Sackgasse«, bemerkte Felicia.
    »Lass uns erst mal mit dem Personal sprechen«, schlug Striker vor. »Vielleicht hat sie ein anderes Zimmer bekommen.«
    Sie liefen die Treppen wieder hinab. Unten angekommen, drang plötzlich lautes, wirres Geschrei zu ihnen – von weiter oben. Wahrscheinlich dritte Etage. Striker lauschte.
    »Wieder irgendein selbstgemixter Medikamentencocktail oder Drogen«, tippte seine Kollegin.
    »Was dachtest du denn? Immerhin sind wir in der Crackzentrale.«
    Während Striker sich auf den Lärm konzentrierte, kam die Dürre mit der roten Irokesenfrisur von der Hastings zurück. Immer noch lautstark zeternd, dass jemand ihren Stein geklaut hätte. Strikers Blick schoss automatisch zu ihr. Einen halben Block weiter, auf der anderen Straßenseite der East Cordova, erhob sich der alte Ziegelbau, in dem das Büro des Sozialamts untergebracht war.
    Er nickte zu Felicia. »Hast du noch deinen Kontakt von früher zu dem Sozialarbeiter?«
    Sie nickte. »Ist zwar schon ein paar Jährchen her, aber ich glaube, er arbeitet noch hier.«
    »Also, wenn Sarah Rose hier gewohnt hat, dann hat sie ihre monatlichen Schecks in diesem Büro abgeholt. Am besten, du hörst dich mal da drüben um, in der Zeit unterhalte ich mich hier mit dem Personal. Lass mal deinen geballten Charme bei dem Typen spielen. Versuch rauszukriegen, wohin sie Sarahs Schecks schicken.«
    »Du meinst, falls sie überhaupt finanzielle Unterstützung bekommt. Aus den Unterlagen geht hervor, dass Sarah Rose längere Zeit im Riverglen untergebracht war. Gut möglich, dass sie inzwischen untergetaucht ist.«
    »Hey, es ist einen Versuch wert, Feleesh. Von nichts kommt nichts, oder?«
    Felicia nickte gedankenvoll. Sie ging zur Tür, stoppte und schnellte zu ihm herum.
    »Bist du sicher, du kommst hier allein klar?«
    Striker blickte durch das Sicherheitsglas in das Büro der diensthabenden Schwester, wo eine große, blonde Frau saß. Sie war über eins achtzig groß und kräftig. Striker kannte sie und nickte. »Keine Bange, ich bin nicht allein.« Er zeigte mit dem Daumen über seine Schulter. »Schneewittchen beschützt mich.«
    Felicia bedachte die Schwester mit einem langen Blick, als wäre ihr nicht wohl dabei, ihren Kollegen mit dieser Walküre allein zu lassen. »Sei vorsichtig«, murmelte sie schließlich, ehe sie das Gebäude verließ.
    Striker sah ihr nach, als sie die Straße überquerte und durch die Doppeltür mit den dunkel getönten Glasscheiben in der Amtsnebenstelle verschwand. Er riss sich aus seinen Gedanken und ging in Richtung Schwesternstation.
    In dem abgeschirmten Sicherheitstrakt saß die Schwester. Striker fiel ihr Name nicht ein, aber sobald sie ihn sah, stand sie lächelnd auf und drückte ihm die Tür auf. Sie lehnte sich mit verschränkten Armen in den Rahmen, und Striker bemerkte ihren trainierten Bizeps.
    »Constable Striker«, begrüßte sie ihn. »Oder sind Sie inzwischen schon Corporal?«
    »Detective.«
    »Detective? Na, aber hallo«, sagte die Frau. Sie hielt ihm die Hand hin, die er lächelnd ergriff. »Janice, falls Sie es vergessen haben sollten. Ich bin die diensthabende Schwester hier. Sie haben mir vor ein paar Jahren mal mächtig geholfen, als einer unserer Patienten ausrastete – wissen Sie noch … dieser Johnny Thunderchild.«
    »Thunderchild.« Striker nickte. »Der war nicht ohne.« Er blickte sich im Foyer und den Fluren um. Etliche von den Patienten gafften ihn bereits an. »Was halten Sie davon,

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