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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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eine hat mit dem anderen nichts zu tun.«
    »Bitte, seien Sie vorsichtig bei dem Mann. Ich kann Sie nur warnen. Dr. Ostermann genießt einen ausgezeichneten Ruf in der Stadt, und er hat einflussreiche Freunde in der Regierung. Das Letzte, was unsere Abteilung brauchen kann, ist ein Medienspektakel.«
    Striker taxierte schweigend seinen Chef. »Sie haben offenbar Skrupel vor einem Verfahren«, meinte er dann und schüttelte abschätzig den Kopf. »Ich muss Mercury befragen, daran führt kein Weg vorbei.«
    Er wollte sich abwenden, aber Laroche hielt ihn am Arm fest.«
    »Sie können ihn später noch befragen, Striker.«
    »Nein, jetzt. Bevor …«
    »Muss ich Sie erst nach Hause schicken?«, unterbrach Laroche ihn scharf.
    »Mit welcher Begründung? Wegen meiner verletzten Hand oder wegen Dr. Ostermanns exzellenter Reputation?«
    Laroches Gesicht verdunkelte sich. »Kommen Sie wieder runter, Detective. Wir regeln das auf meine Art, verstanden? Sie nehmen sich eine Auszeit und lassen Ihre Hand untersuchen.« Seine Stimme duldete keinen Widerspruch.
    Striker war spontan bewusst, dass er gegen den Chief keine Chance hatte. Er atmete tief durch und gab achselzuckend nach.
    »Okay, aber Sie machen einen großen Fehler.«
    Der Ermittler blickte von den Medienleuten oben auf dem Hermon Drive zu dem wütenden Feuer, das inzwischen auf die benachbarten Häuser übergegriffen hatte. Über dem gesamten Block hing eine schwarze Rauchwolke. Er hatte wenig Hoffnung, dass da noch viel zu retten wäre, selbst wenn die Feuerwehrleute den Brand irgendwann unter Kontrolle bekämen.
    Striker wandte sich von Felicia und Laroche ab und lief mit ausgreifenden Schritten zu dem wartenden Krankenwagen. Es war nicht vorbei. Er wusste es. Irgendwas war da oberfaul. Aber wegen Laroche waren ihm die Hände gebunden. Der Idiot hatte ihn ohne lange zu fackeln aus dem Verkehr gezogen.

49
    Die Untersuchung im Burnaby General Hospital dauerte zum Glück nicht lange. Striker kannte die behandelnde Ärztin von früher her, und Dr. Alison Montcalm war freundlich und kompetent wie immer, allerdings warnte sie den Detective vor dem Risiko einer möglichen Wundinfektion.
    Es war das übliche Vorsichtsblabla.
    Die Diagnose war ernster, als Striker vermutet hatte: Verbrennungen ersten Grades an den Fingern der linken Hand, jedoch zweiten Grades in der Handinnenfläche. Die Ärztin säuberte die Wunde mit einer kühlenden Desinfektionslösung, und es brannte wie Hölle. »Sind Sie Linkshänder?«, wollte sie wissen.
    Striker stöhnte leise. »Nein, zum Glück nicht.«
    »Dann wundert mich bloß, dass Sie die Klinke mit der linken Hand angefasst haben.«
    »In der rechten Hand hatte ich meine Waffe.«
    »Ah.« Die Ärztin nickte. Sie trug eine antiseptische Salbe auf und legte ihm einen leichten Verband an. Er runzelte die Stirn. Die Blase auf seinem Handballen schmerzte jedes Mal, wenn er die Finger bewegte.
    »Machen Sie sich keinen Kopf«, meinte die Ärztin. »Ich bin sicher, Sie werden es überleben.«
    Striker lächelte ihr zu. »Ja. Ich hab schon ganz andere Sachen überlebt.«
    Nach der Behandlung verließ er das Burnaby General schleunigst wieder. Felicia hatte ihm zwar vorgeschlagen, er solle sich gründlich untersuchen lassen, während sie den Tatort am Hermon Drive sicherte, aber er hielt es keine Sekunde länger aus als nötig. Er hasste Krankenhäuser, so lange er denken konnte. Zu viele schlimme Erinnerungen waren damit verbunden. Erst als er vor dem Eingangsportal stand, atmete er hörbar auf.
    Mittag war schon vorbei, und er brauchte eine mentale Auszeit von dem ganzen Mist, also hielt er ein Taxi an und fuhr erst mal nach Hause.
    Das war der einzige Ort, wo er richtig entspannen konnte.
    Zu Hause angekommen bezahlte Striker den Fahrer und schwang sich aus dem Wagen. Hoch über ihm hing die Sonne wie eine weiß glitzernde Scheibe am Himmel, und er musste sofort an das auffällig weiß glühende Feuer denken.
    Er blendete den Gedanken aus und lief die kurze Zuwegung hinauf. Obwohl es bereits nach Mittag war, war die Veranda eisglatt und die Luft so klirrend kalt, dass er seinen dampfenden Atem sehen konnte. Das Gras war weiß gefroren, die Verandastufen gefährlich glitschig.
    Er schloss die Eingangstür auf und ging ins Haus. Im Kamin knisterte ein Feuer, selbst im Flur war es wohlig warm. Striker sah sich erschöpft grinsend im Zimmer um.
    Richtig gemütlich hier, dachte er.
    Sorgsam darauf bedacht, mit der Salbe nicht an den Ärmel zu kommen,

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