Zornesblind
und wie ein Amokschütze um sich geballert hätte, okay. Aber so nicht. Und denk mal an die Injektionen. Wer weiß, was er in seine Opfer reingepumpt hat.«
»Du vermutest , dass er ihnen etwas injiziert hat«, sagte sie. »Dafür gibt es bisher keine Beweise. Die toxikologischen Testergebnisse liegen uns noch nicht vor. Wir haben keine Spritzen gefunden. Nur eine auffällige Stelle an Mandy Gills Hals.«
»Und bei Sarah Rose.«
»Bist du sicher, Jacob?«, meinte sie sanft. »Hundertprozentig sicher? Es war verdammt dämmrig, und dazu der Rauch. Ganz zu schweigen von ihrem aufgedunsenen Körper – sie war schätzungsweise schon ein, zwei Tage tot. Dann begann es zu brennen, und wir hatten null Chance, den Leichnam gründlicher zu untersuchen.«
»Dann lass es uns jetzt machen«, schlug er vor.
Sie musterte ihn verdutzt. »Hast du mir eben nicht zugehört?«
»Doch, wieso?«
»Die Leiche ist komplett verbrannt. Da findest du keine Einstiche mehr, selbst wenn welche da gewesen wären.«
Striker fluchte. Er starrte auf sein Handydisplay, aber die Natter hatte sich nicht mehr gemeldet. Larisa Logan auch nicht. Er sank schwer gegen das Rückenpolster der Couch. Rieb sich die Augen mit seiner unversehrten Hand. Kratzte sich abwesend die vom Bartansatz rauen Wangen.
»Wir müssen irgendwas übersehen haben«, seufzte er.
Felicia streckte eine Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen sein Gesicht. »Wir brauchen einfach mehr Schlaf, Jacob. Ein bisschen Ruhe. Vorige Woche waren wir über achtzig Stunden im Einsatz. Und allein in den letzten zwei Tagen mehr als dreißig. Wir sind ausgepowert.«
Er streckte die Hand nach ihr aus, vergaß dabei, dass sie verletzt war, und zuckte leise stöhnend zurück.
Felicia blickte auf seinen Verband. »Das muss mörderisch wehtun.«
»Es war bescheuert von mir, die Türklinke anzufassen.«
Sie streichelte sanft über seine Finger, die nicht verbunden waren. »Irgendwas mussten wir schließlich machen, sonst wären wir da nie lebend rausgekommen.«
Eine Pause entstand. Dann war ihr Mund auf seinem – weich und feucht und warm. Er erwiderte ihren Kuss, fühlte, wie ihre Lippen sich öffneten, spürte ihre Zunge an seiner. Er drückte sie sanft in das Polster der Couch, sie ließ ihn gewähren. Mit seiner gesunden Hand streifte er ihr die Anzughose herunter, dann ihren Slip. Sie stöhnte hingebungsvoll und erschauerte, als er fühlte, wie feucht und heiß sie war.
»Ich hab Lust auf dich, Jacob.«
Er küsste sie abermals. Inhalierte den weichen Vanilleduft ihres Parfüms. Lauschte auf das Stöhnen, das ihren Lippen entfuhr, mit jedem seiner wilden Stöße. Und er verlor sich im Zauber des Augenblicks.
Felicia war da. Bei ihm zu Hause. Und sie waren wieder zusammen, wenn auch nur für den Augenblick. Die Welt da draußen mochte kalt und hart sein, hier drinnen war es warm und kuschelig.
Er wünschte, es könnte immer so sein.
51
Eine ganze Weile später, es war schon fast halb drei am Nachmittag, lag Striker entspannt auf der Couch und beobachtete, wie Felicia aus dem Bad ins Wohnzimmer zurückkehrte. Dabei strich sie Bluse und Hose glatt. Im sanften Feuerschein sah sie begehrenswert hübsch aus. Ihre langen, schwarzen Haare fächerten sich um ihre Schultern, und ihre dunklen Augen waren warm und anziehend. Sie trat vor ihn, fing seinen Blick auf und seufzte.
»Ich kann es nicht fassen, dass wir wieder hier angekommen sind«, meinte sie.
Striker grinste. »Du meinst im Wohnzimmer?«
»Hör auf damit, Jacob. Du weißt genau, was ich meine.« Sie zeigte mit dem Finger auf sich und dann auf ihn. »Das hier. Wir. Ich wollte nicht, dass das nochmal passiert. Sie befestigte ihren Ohrring und schloss die Augen. »Oh Gott, wie konnte das bloß passieren?«
Striker setzte sich auf. »Mmh, also zuerst hast du meine Schulter gestreichelt, dann hast du mir tief in die Augen gesehen …«
»Stopp«, schnitt sie ihm mit einem harten Blick das Wort ab. »Vergiss es, Casanova.«
Er stand lachend auf. Drängte sich an sie. Als er die Arme um sie schlang, versteifte sie sich kaum merklich, und er ließ sie los. Sie blickte provozierend zu ihm hoch. Zärtlich, aber auch eigenwillig. Es hatte sich nichts geändert.
»Was?«, fragte er.
»Alles auf Anfang. Es geht also alles wieder von vorn los.«
»Schlimm?«
»Nein. Doch, ja. Ach, Scheiße.«
Striker schaute sie bloß an. Was sollte er auch dazu sagen? Ihre Beziehung war vom ersten Tag an schwierig gewesen. Wäre es bloß um
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