Zornesblind

Krankmeldung nicht raus.
    Er versuchte zu relaxen, es klappte nicht. Ein Gedanke jagte den nächsten. Es war verdammt viel passiert, und sie traten bei ihren Ermittlungen auf der Stelle. Mandy und Sarah. Larisa Logan und Billy Mercury. Dr. Ostermann und Dr. Richter. Mapleview und Riverglen. Nicht zu vergessen das EvenHealth-Programm und insbesondere die SILC -Methode.
    Das war verdammt viel. Hinzu kamen die Probleme, die er mit Courtney und Felicia hatte. Er hatte das Gefühl, sein Schädel müsste platzen. Er lehnte sich auf der Couch zurück, schloss die Augen und versuchte, den Kopf frei zu bekommen.
    Es war erst ein Uhr mittags, aber ihm kam es vor, als hätte er einen langen, anstrengenden Arbeitstag hinter sich.

50
    Als die Haustür aufschwang und ein eisiger Luftzug ins Zimmer drang, klappte Striker schläfrig die Lider auf. Wie spät mochte es sein? Er hatte keine Ahnung. Er setzte sich auf, nahm die Füße vom Tisch und streckte sich. Felicia stand in der Tür. Sie schüttelte ihre langen, dunklen Haare nach hinten, ihre warmen Augen dabei auf ihn fixiert.
    »Komm rein«, sagte er.
    »Hatten wir nicht ausgemacht, dass ich dich vom Krankenhaus abhole?«
    »Ich musste da weg, weil die Krankenschwestern dauernd mit mir flirten wollten. Du wärst bestimmt vor Eifersucht geplatzt.«
    »Du hättest mich wenigstens anrufen können.« Sie schloss die Tür und glitt ins Zimmer. »Wie geht es deiner Hand?«
    »Super.«
    »Super. Na klar. Ich hatte auch nichts anderes von dir erwartet.« Sie lief mit klackernden Absätzen über das Parkett, warf ihren Mantel auf einen Sessel und schüttelte sich fröstelnd. Dann setzte sie sich neben ihn, trat ihre Schuhe aus, schnappte sich die Decke, die in einer Sofaecke lag, und wickelte sich darin ein. »Es ist halb zwei, und hier drin ist es arschkalt«, ätzte sie. »Stell mal die Heizung höher.«
    Striker stand auf und schob den Regler höher. Dann ging er in die Küche und kochte Kaffee. Er wärmte zwei Becher an, während der Kaffee durchlief, gab Sahne und Zucker hinein. Dann trug er die gefüllten Becher ins Wohnzimmer.
    »Hier.« Er reichte ihr einen.
    »Danke. Du bist traumhaft.«
    »Albtraumhaft trifft es wohl besser, hm?«
    Felicia ignorierte seinen Kommentar. Sie nickte zu seiner verbundenen Hand. »Schlimme Verbrennungen?«
    »Zweiten Grades.« Als sie ein skeptisches Gesicht machte, schob er nach: »Wir können beide von Glück sagen, dass wir noch leben.«
    Sie schwieg, doch ihre dunklen, leidenschaftlichen Augen sprachen Bände.
    »Wenigstens haben sie Mercury gefasst«, sagte sie schließlich.« Und wir können den Fall abschließen.«
    »Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher«, muffelte er.
    »Wieso?«
    Er stellte seinen Kaffeebecher ab und drehte sich mit dem Gesicht zu ihr. »Weil das Gelaber von wegen psychischer Erkrankung und Unzurechnungsfähigkeit ein Haufen Scheiße ist.«
    »Seit wann bist du Psychiater?«
    »Um das zu erkennen, muss man nicht Psychiater sein, Feleesh. Überleg mal. Du hast die erste Mail von ihm gelesen: Das Spiel fängt an und der ganze Mist. Er wollte uns herausfordern, uns förmlich provozieren. Ist doch logisch, oder?«
    »Und, weiter?«
    »Was wir noch wissen, ist, dass er irgendwelche irrsinnigen Geschichten bei MyShrine einstellt, über den Krieg in Afghanistan und über Dämonen und dass er Gottes Vollstrecker auf Erden ist – der Typ ist paranoid.«
    »Was beweist, dass er außer Kontrolle geraten ist. Abgedriftet, durchgeknallt.«
    »Na super. Dann erklär mir doch mal, wie dieser durchgeknallte Typ so viel Logik und Raffiniertheit besitzen kann, uns in eine Falle zu locken? Vertu dich nicht. Es war eine Falle, und Sarah Rose war der Köder. Die installierten Videokameras sollten unseren Todeskampf filmen. Eine bessere Location hätte er kaum finden können – man konnte glatt den Eindruck bekommen, als hätte er Sarah Rose dorthin dirigiert.«
    »Dirigiert?« Felicia lachte belustigt auf. »Ich glaube, du traust dem Kerl zu viel zu.«
    »Meinst du? Es gab nur einen Zugang zu der Wohnung, Feleesh, und kaum waren wir drin, schnappte die Falle zu. Lange Holzschrauben. Eine massive Eichenholztür. Holzlack als Brandbeschleuniger. Und er hat uns die ganze Zeit über gefilmt. Klingt das nach einem Typen, der unzurechnungsfähig ist? Der nicht mehr alle Tassen im Schrank hat und Dämonen sieht?«
    »Er war Soldat, Jacob. Er ist an dem Krieg psychisch zerbrochen.«
    »Das kauf ich ihm nicht ab. Wenn er uns verfolgt