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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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durch den Kopf. Seine Finger umkrampften mechanisch die Waffe. Er kehrte in das Apartment zurück und ließ den Strahl der Taschenlampe über das Fenster gleiten. Keine erkennbaren Fingerabdrücke. Dafür entdeckte er auf der Fensterbank ein kleines Päckchen. Er las den Aufdruck.
    Holzschrauben. Zwanziger.
    Ideal, um damit Stahlklammern an alten Haustüren zu befestigen.
    »Er war die ganze Zeit da«, murmelte er mehr zu sich selbst. »Fuck!«
    Er blickte aus dem Fenster auf die andere Straßenseite. Der komplette Hermon Drive schien in Flammen zu stehen. Zwei Löschfahrzeuge der Feuerwehr blockierten die Straße, ihre Signalleuchten grellrot wie das Feuer. Felicia stand neben dem Einsatzleiter und zeigte auf die Häuser, die sie vorhin evakuiert hatten.
    Der Mann wirkte erkennbar erleichtert.
    Strikers Blick wanderte zu dem Apartment von Sarah Rose. Das Fenster war perfekt. Der perfekte Spot für Videoaufnahmen. War es bloß Zufall gewesen? Oder war die ganze Sache geplant?
    Er hoffte Ersteres.
    Seine Erfahrung sagte ihm jedoch etwas anderes.
    Er blickte zu dem Fenster, wo die Kamera gestanden hatte, versteckt in einer Ecke. Der gesamte Bereich war inzwischen ein einziges Flammenmeer, zwei Feuerwehrleute kämpften mit Wasserrohren erfolglos dagegen an.
    Mit wachsender Verärgerung verließ Striker das Apartment wieder durch das Fenster. Mandy Gill war tot. Sarah Rose war tot. Und sämtliche Beweise und Indizien in dem Haus verbrannten in den Flammen.
    Viel schlimmer kann es nicht mehr werden, dachte Striker
    Er täuschte sich gewaltig. Ein weißer ziviler Crown Victoria bog um die Ecke, parkte, und ein kleiner Mann mit blütenweißem Hemd und überakkurater Kleidung stieg aus. Es war Wagen 10. Der Boss.
    Inspektor Laroche war eingetroffen.
    Als Striker den Hügel hinunterlief und die Straße erreichte, registrierte er aus dem Augenwinkel, dass Krankenwagen und zwei Streifenwagen eingetroffen waren. Und zwei Nachrichtenteams: ein Ü-Wagen von British Columbia TV -News und einer von der Canadian Broadcasting Corporation. Es war Standardpraxis in Vancouver City. Die Medien waren schnell. Nichts war mehr heilig und keine Story zu klein – Hauptsache, Menschen schwebten in Gefahr.
    Widerwärtiges Pack. Eine Reporterin, eine kleine Blondine, erkannte Striker von einem früheren Albtraum her wieder. Damals hatte sie sämtliche Fakten verdreht und seine Ermittlungen angezweifelt. Die Erinnerung saß wie ein Stachel im Fleisch. Die Blonde glitt aus dem Van und begann, an ihrer langen Mähne herumzubürsten, um nachher im Fernsehen attraktiv rüberzukommen.
    »Ich will, dass alles sofort versiegelt wird«, wies Striker einen Streifenpolizisten an.
    »Hier gebe ich die Anweisungen«, raunzte ihn eine tiefe Stimme an.
    Striker schnellte herum und erspähte den Boss. Inspektor Laroche stand da, die Hände locker in die Hüften gelegt, und beobachtete das Horrorszenario. Die tiefe, sonore Stimme passte so gar nicht zu diesem Zwerg. Seine Uniform saß wie üblich perfekt. Seine Hose war tintenschwarz wie seine Haare und tipptopp mit Bügelfalte, sein weißes Oberhemd ohne die kleinste Knitterfalte.
    Kaum zu glauben, dass der Kerl in dem Wagen gesessen und gearbeitet hatte.
    Der Inspektor sah Striker und trat zu ihm. »Verdammt, was war hier los?«, wollte er wissen.
    »Es war die Natter«, antwortete Striker.
    Felicia gesellte sich zu ihnen. »Billy Mercury«, erklärte sie.
    Striker nickte. »Es hat jedenfalls ganz den Anschein. Wir müssen umgehend seine Wohnung durchsuchen. Ihn auf CPIC bringen. Es auf sämtlichen Kanälen übertragen.« Er ballte unbewusst die Fäuste und stöhnte.
    Felicia merkte auf. »Hast du dich verbrannt?«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Deine Hand … Jacob, du hast dir die Hand verbrannt.«
    Striker schoss ihr einen ärgerlichen Blick zu. »Meine Hand ist völlig okay.«
    Laroche schüttelte den Kopf. »Ein Dienstunfall? Damit müssen Sie sofort ins Krankenhaus. Meinen Sie, ich will mich mit der Krankenversicherung anlegen?«
    »Es ist nicht der Rede wert. Eine leichte Verbrennung. Höchstens ersten Grades.«
    »Das ist eine Dienstanweisung«, leierte Laroche herunter, als hätte er den Spruch auswendig gelernt. »Laut den Vorschriften der Unfallversicherung müssen Sie ins Krankenhaus und sich von einem Arzt untersuchen lassen. Entweder Sie gehen, oder ich suspendiere Sie mit sofortiger Wirkung vom Dienst.«
    Striker merkte, wie er abermals die Faust machte. Dieses Mal ignorierte er den

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