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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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Sicherheitsglas vibrierte.
    Die Rezeptionistin zog scharf den Atem ein.
    »Vancouver Police Department«, rief Striker. »Ist Billy Mercury hier gewesen?«
    Die Frau presste eine Hand auf ihr Herz. »Was? Ja, ja … er war hier.« Sie musterte ihn mit schreckgeweiteten Augen, erkennend, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. »Er ist vor nicht mal zwanzig Minuten hier weggefahren. Mit den anderen Beamten.«
    »Im Krankenwagen?«
    Sie nickte bekräftigend. »Ja, im Krankenwagen. Sie sind zum Riverglen gefahren. Er sollte … er sollte dort eingewiesen werden.«
    »Er ist geflüchtet«, sagte Striker. »Und hat dabei zwei Cops und zwei Sanitäter getötet.«
    Die Rezeptionistin wurde schneeweiß im Gesicht und presste die Lippen zu einer schmalen Linie aufeinander. Sie schien tief bestürzt. Und dann tauchte Dr. Ostermann unvermittelt aus einem der hinteren Räume auf. Er kam in den Empfangsbereich, seine Miene besorgt.
    »Was führt Sie zu mir?«, wollte er wissen.
    Striker trat zu ihm. »Ihr Patient hat sich aus dem Staub gemacht.«
    »Wer? Doch nicht etwa Billy?«
    »Doch, Billy. Er hat vorhin zwei Cops und die Sanitäter getötet.«
    Dr. Ostermann begann zu schwanken. Sekundenlang dachte Striker, er würde vor seinen Augen zusammenbrechen. Der Arzt hielt sich jedoch geistesgegenwärtig am Schreibtisch der Rezeptionistin fest und blinzelte benommen.
    »Oh Gott. Oh großer Gott«, presste er hervor.
    »Gehen wir«, sagte Striker. »Sie begleiten mich.«
    Der Mediziner sah auf. »Gehen? Aber … aber wohin?«
    »Drei Blocks nach Norden. Zu Billys Apartment.«
    Dr. Ostermann trat einen großen Schritt zurück. »Zu Billys Apartment? Aber-aber-aber … wieso ich ?«
    »Weil Sie meines Wissens der Einzige sind, der Einfluss auf den Mann hat. Er ist Ihr Patient, Doktor. Je nachdem, wie es ausgeht, brauchen wir Ihre Unterstützung.«
    »Aber … aber ich kann nicht …«
    »Sie kommen mit, Doktor. Ende der Diskussion.«
    Striker fasste den Psychiater am Arm und führte ihn zum Ausgang. Bevor er die Tür hinter sich schloss, wies er die Rezeptionistin an: »Schließen Sie sämtliche Türen und Fenster. Und bis die Polizei eintrifft, öffnen Sie nicht, verstanden?«
    Die Rezeptionistin nickte und blinzelte verstört, dann fasste sie sich und stürzte den Gang hinunter. Striker registrierte aus dem Augenwinkel, dass Felicia eben zu ihrem Wagen zurückkehrte. Er schob Dr. Ostermann durch die Glastür und die Stufen hinunter.
    Er fixierte den Mann intensiv. »Machen Sie sich auf was gefasst, Doktor. Gleich wird sich nämlich herausstellen, ob Sie ein guter Psychiater sind oder nicht.«

54
    Billy Mercury wohnte in einem heruntergekommenen Apartmentkomplex in Block 3600 auf der East Hastings Street. Safe Haven Suites. Striker kannte das Gebäude gut.
    Sicherer Hafen.
    Von wegen Hafen und sicher – hier war nichts sicher. Wer hier strandete, versuchte verzweifelt, sein kaputtes Leben wieder irgendwie zu kitten. Hier lebten psychisch Kranke und kriminelle Hirne.
    Und das seit über zehn Jahren.
    Der Komplex war in dieser Zeit mehrmals vergrößert und umgebaut worden und mittlerweile ein unübersichtliches Betonlabyrinth. Alle Apartments mit geraden Ziffern lagen zur Frontseite hin, also an der Hastings, alle ungeraden, wie Billys Apartment, Nr. 103, gingen auf die Nordseite der Pender hinaus. Da Striker das wusste, parkte er seinen Wagen am Ostende der Straße und ging das letzte Stück zu Fuß.
    Ein paar Blocks nordöstlich war der Tatort, wo Billy zwei Cops und zwei Sanitäter getötet hatte. Inzwischen waren sechs Einheiten eingetroffen, und Striker spielte mit dem Gedanken, das Gebäude von ein paar Kollegen umstellen zu lassen. Man konnte schließlich nie wissen …
    In Situationen wie dieser musste man auf verdammt unangenehme Überraschungen gefasst sein.
    Striker gab über Funk durch: »Wir bräuchten ein paar Einheiten an den Safe Haven Suites.«
    Die Antwort der Einsatzleiterin war kurz und bündig. »Fehlanzeige. Ich hab Verstärkung von District 4 angefordert, aber es kann eine Weile dauern, bis die hier sind.«
    Striker überlegte. »Egal, schickt mir den ersten Streifenwagen her, der eintrifft, um die Nordseite des Gebäudes zu observieren. Damit mir dieser Typ auf gar keinen Fall durch die Lappen geht.«
    »Wird gemacht«, versicherte die Einsatzleiterin.
    Im Kofferraum lagen ein Gewehr und zwei kugelsichere Westen. Striker nahm Felicias Weste heraus und warf sie ihr zu. Seine eigene gab er Dr.

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