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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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sie beide gegangen, wäre alles super gelaufen. Aber es drehte sich nicht bloß um sie. Da war der Job. Und Courtney. Und alles mögliche andere.
    Sie wussten beide, dass sich daran nichts ändern würde.
    »Und was jetzt?«, fragte sie weich. »Was machen wir jetzt, Jacob?«
    Er senkte seinen Blick in ihren, ihre Augen ernst, und antwortete ihr ehrlich, was ihm unter den Nägeln brannte:
    »Wir kümmern uns wieder um unseren Fall.«
    Fünfzehn Minuten später, nach einem weiteren vergeblichen Versuch, den ominösen Dr. Richter zu erreichen, bei dem sie auf der Mailbox gelandet waren, fuhr Striker sie nach Osten. Er wollte unbedingt Billy Mercury interviewen, aber dazu musste er den Mann entweder wegen versuchten Mordes verhaften oder die Erlaubnis des behandelnden Psychiaters einholen.
    Und Billys Psychiater war der beliebte und ausgewiesene Gutmensch Dr. Erich Ostermann.
    Der Kreis schloss sich.
    Er fuhr zur Riverglen-Klinik, wohin Billy Mercury eingewiesen worden war. Als sie sich den östlichen Ausläufern von Vancouver näherten, seufzte Felicia vernehmlich.
    »Inspektor Laroche flippt aus, wenn er mitkriegt, dass du nicht krankfeierst.«
    Striker zog die Brauen hoch. »Laroche … Verflucht, wen interessiert, was der Idiot denkt?«
    »Mich, wenn er uns vom Dienst suspendiert.«
    Striker warf ihr einen flammenden Blick zu. »Okay, erstens hat Laroche mich nicht nach Hause geschickt. Ich bin freiwillig zum Arzt gegangen. Und zweitens hab ich kein Krankengeld beantragt.«
    »Denkfehler: Du kannst erst wieder ermitteln, wenn einer der Ärzte von Medicore grünes Licht gibt.«
    Was sollte er darauf erwidern? Felicia hatte völlig Recht – mit solchen Dingen kannte sie sich aus. Sie kannte die Dienstanweisungen und Vorschriften bei Weitem besser als er, zumal sie sich die verdammten Statuten sicher von vorn bis hinten durchgelesen hatte.
    Er nicht.
    Das Vancouver Police Department arbeitete eng mit dem Medicore Health Center zusammen. War ein Beamter wegen eines Dienstunfalls krankgeschrieben, konnte er seinen Dienst erst wieder aufnehmen, wenn er von Medicore das Okay bekam, selbst wenn er einen Spezialisten konsultiert hatte.
    Es hing mit Ansprüchen gegenüber der Versicherung zusammen und folglich mit Geld . Wen überraschte das großartig?
    »Ich bin mit dir einer Meinung, Feleesh, aber trotzdem – das ganze Medicore-Ding ist bloß Politik und nicht das Gesetz. Und es ist nicht mal unsere Politik, es hat was mit Krankengeld und so zu tun. Wenn ich die Verletzung schlimmer mache, als sie ist, streiten sie sich vor Gericht. Also häng ich die Sache nicht an die große Glocke. Wo kein Kläger, da kein Richter.«
    »Du vereinfachst zu stark.«
    »Ich wünschte, ich hätte es bei dir ein bisschen einfacher.«
    Sie torpedierte ihn mit einem harten Blick und schwieg. Striker war froh darüber, denn er hatte wenig Lust, eine lange Debatte vom Zaum zu brechen.
    An der Kreuzung Broadway und Nanaimo fuhr Striker an den Straßenrand.
    »Ist was?«, wollte Felicia wissen.
    »Was hat Ostermann noch gesagt, wie lange er im Riverglen arbeitet?«
    Felicia warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und stellte verblüfft fest, dass es schon kurz vor drei war. »Mist, stimmt. Der ist sicher schon weg. Vielleicht können wir ihn irgendwo unterwegs abfangen.«
    »Vielleicht bleibt er ja auch heute länger wegen Mercury.«
    Striker tippte die Nummer vom Riverglen in sein Handy ein. Er landete in der Zentrale und wurde mit Ostermanns Sekretärin verbunden, die ihn eiskalt abservieren wollte.
    »Herr Dr. Ostermann praktiziert nur vormittags hier«, sagte sie knapp.
    »Verstehe«, antwortete Striker. »Aber ich dachte, er wäre heute vielleicht länger da, nachdem Billy Mercury bei Ihnen eingeliefert wurde.«
    Die Frau seufzte ungehalten. »Tut mir leid, aber Mr. Mercury ist nicht Dr. Ostermanns einziger Patient, obwohl er zweifellos die meiste Zeit beansprucht. Herr Dr. Ostermann konsultiert ihn in der Klinik.«
    Striker schoss Felicia einen fassungslosen Blick zu. Als er sprach, hatte er Mühe, die Verärgerung in seiner Stimme zu unterdrücken.
    »Moment mal. In welcher Klinik? Wollen Sie damit sagen, dass Mercury noch gar nicht im Riverglen ist? Ich dachte, er wäre da eingeliefert worden?«
    »Ist er auch, und er kommt wieder her, sobald Herr Dr. Ostermann ihn begutachtet hat.«
    »In einer Privatklinik? Das gefällt mir gar nicht.«
    Die Frau atmete hörbar gereizt aus. »Wir haben bewaffnete Pfleger, Detective. Gewaltbereite

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