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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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... eigentlich   ...«, antwortete ich.
    Einen Augenblick lang rührte er sich nicht, spulte weder den Film weiter noch tat sonst irgendwas. Sah mich nur durch die Linse an. Dann nahm er die Kamera vom Auge, schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn und meinte: »Mist. Tut mir Leid. Peinlichkeits-Alarm! Sorry.«
    »Nur ein Blinddate«, sagte ich schnell. »Lola will mich unbedingt verkuppeln.«
    »Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen.« Er spulte den Film weiter, klick klick klick. »Das weißt du.«
    Und dann geschah es. Ein Schweigen entstand, das immer länger wurde, länger als jede normale Gesprächs pause . Schließlich durchbrach ich es und sagte: »Okay. Also dann   ...«
    »Mann, es wird immer peinlicher. Ein Peinlichkeits-Highlight.« Er zuckte die Achseln, ruckartig, als wollte er ein unangenehmes Gefühl abschütteln, und fuhr fort: »Ist okay. Eine Herausforderung. So was gehört dazu. Wir wussten, dass es nicht immer leicht sein würde, stimmt’s?«
    Ich warf einen Blick in meine Handtasche, weil ich meinen Schlüssel immer noch nicht gefunden hatte   – wobei mir im selben Moment klar wurde, wo der Schlüssel steckte. In meiner hinteren Jeanstasche. Ich zog ihn raus, war froh, etwas zu tun zu haben. Irgendeine banale Beschäftigung, egal was. Hauptsache Ablenkung.
    »Und wer ist der Kerl?«, fragte er lässig, hielt die Kamera über meinen Kopf hinweg und machte ein Bild des Eingangs von
Joie Salon
.
    »Echt, Dexter!«
    »Aber über so was reden Freunde doch. Ist nur eine Frage. Als würden wir übers Wetter plaudern.«
    Ich überlegte. Wir hatten gewusst, worauf wir uns einließen. Schließlich war es auch nicht gerade einfach, zehn Bananen zu essen. »Der Sohn einer Kundin von Lola. Ich hab ihn erst vor zwanzig Minuten kennen gelernt.«
    Er wippte auf seinen Fersen vor und zurück. »Ah ja. Schwarzer Honda?«
    Ich nickte.
    »Ja, hab ihn gesehen.« Er spulte den Film weiter. »Sah nett aus. Anständig.«
    Anständig, dachte ich. Als wäre Paul der ideale Schülersprecher. Oder würde alten Damen über die Straße helfen. »Wir gehen bloß essen«, sagte ich. Dexter machte noch ein Bild von mir   – unverständlicherweise von meinen Füßen. »Was soll eigentlich die Knipserei?«
    »Die Kamera stammt aus seiner defekten Lieferung«, antwortete er. »Irgendwer in der Zentrale hat einen Karton Wegwerfkameras in der Sonne stehen lassen, deswegen sind die Filme gewellt und das Plastik verbogen. Unser Manager hat gemeint, wir können sie nehmen, wenn wir wollen. Das ist wie mit den Mandarinen. Zeug, das es umsonst gibt, lehnt keiner von uns ab.«
    »Aber aus den Fotos kann doch gar nichts werden«, sagte ich. Jetzt fiel mir auch auf, dass die Kamera krumm und schief war; wie die Videokassette, die ich im letzten Sommer mal aus Versehen auf der Ablage meines Autos hatte liegen lassen. Die Kamera sah aus, als würde man den Film nicht mal mehr rausfummeln können, geschweige denn entwickeln.
    »Keine Ahnung.« Er machte noch ein Foto. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    »Die Fotos werden garantiert nichts«, sagte ich. »Filme halten Hitze nicht aus.«
    »Wer weiß, möglicherweise doch.« Er hielt die Kamera am ausgestreckten Arm von sich weg, grinste breit und knipste sich selbst. »Wir werden es erst wissen, wenn die Filme entwickelt sind.«
    »Wahrscheinlich ist es pure Zeitverschwendung«, erwiderte ich. »Also, warum tust du es überhaupt?«
    Er ließ die Kamera sinken und sah mich an. Sah mich offen und direkt an, nicht durch die Linse, nicht von der Seite. Nur er und ich, nichts dazwischen. »Das ist die große Frage, nicht wahr? Warum tut man etwas? Ich glaube, die Fotos werden was. Vielleicht nicht perfekt. Vielleicht sind sie verwackelt oder in der Mitte abgeschnitten. Ich finde trotzdem, die Mühe lohnt sich. Aber so bin ich. Andere Menschen denken anders.«
    Ich blinzelte ein paarmal, schweigend, als er mich noch einmal fotografierte. Ich sah ihn direkt und unverwandt an, während es Klick machte. Ich hatte seine kleine Metapher begriffen. »Ich muss los«, meinte ich.
    »Klar.« Er lächelte mich an. »Bis dann.«
    Er schob die Kamera in seine hintere Jeanstasche und ging zwischen den parkenden Autos hindurch zu
Flash Camera
zurück. Vielleicht würde auf den Fotos nach dem Entwickeln tatsächlich etwas erkennbar sein: mein Gesicht, meine Füße,
Joie Salon
hinter mir. Aber vielleicht war der Film auch einfach bloß schwarz. Kein Licht, nichts zu sehen, nicht einmal die

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