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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Umrisse eines Gesichts, einer Gestalt. Und genau hier lag unser Problem. Ich würde meine Zeit nie mit Spielereien verschwenden, deren Ergebnis völlig unabsehbar war. Dexter hingegen stürzte sich förmlich drauf. Menschen wie Dexter gingen mit Risiken so um, wie ein Hund seiner Nase folgt, wenn er etwas gerochen hat: Er denkt begierig nur daran, was ihn am Ziel womöglich Fantastisches erwartet. Und nie logisch drüber nach, was aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich dort ist. Es war gut, dasswir Freunde waren, und zwar nur Freunde. Falls wir das überhaupt waren. Auf Dauer wäre das mit uns beiden nichts geworden. Nie im Leben.
     
    Meine kleine Szene mit Don war mittlerweile zwei Tage her. Bis jetzt hatte ich es geschafft, ihm komplett aus dem Weg zu gehen, indem ich die Küche   – den einzigen Ort, wo wir uns begegnen konnten   – nur dann betrat, wenn ich wusste, dass er entweder weg oder unter der Dusche war. Mit meiner Mutter war es sowieso unkompliziert. Sie war völlig in ihrem Roman versunken, ratterte die letzten hundert Seiten in halsbrecherischem Tempo runter. Nichts konnte sie zurzeit von Melanie, Brock Dobbin und ihrer aussichtslosen Liebe wegreißen. Sie wäre vermutlich höchstens vom Schreibtisch aufgestanden, wenn in unserem Wohnzimmer eine Bombe explodiert wäre. Und auch das nur ungern.
    Deshalb wunderte ich mich, dass ich sie   – als ich nach Hause kam, um mich für mein Kuppel-Date mit Paul zu stylen   – am Küchentisch entdeckte, wo sie vor einem Kaffeebecher saß und, den Kopf auf eine Hand gestützt, Dons Gemälde mit der nackten Dame anstarrte. Sie war so in Gedanken, dass sie zusammenfuhr, als ich sie an der Schulter berührte.
    Dennoch lächelte sie, wobei sie eine Hand an ihre Schläfe presste. »Ach, du bist das, Remy. Du hast mich erschreckt.«
    »Entschuldige.« Ich zog einen Stuhl ran, setzte mich ihr gegenüber und legte meinen Schlüsselbund auf den Tisch. »Was machst du hier?«
    »Ich warte auf Don.« Sie zupfte ordnend an ihrer Frisur rum. »Heute Abend gehen wir mit ein paar wichtigenMenschen von Toyota essen und er ist jetzt schon mit den Nerven am Ende. Er hat Angst, dass man sein Händler-Incentive-Programm beschneidet, falls wir keinen guten Eindruck hinterlassen.«
    »Sein was?«
    »Keine Ahnung.« Sie seufzte. »Irgendein Fachbegriff aus der Autohändlersprache. Heute Abend wird nichts anderes geredet als Autohändlersprache. Dabei sitzen Melanie und Brock gerade in einem Brüsseler Straßencafé, während Melanies Ehemann im Anmarsch ist. Das Letzte, womit ich mich momentan beschäftigen möch te , sind Verkaufszahlen und Ratenfinanzierungsmodelle.« Sie warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Schreibmaschine in ihrem Arbeitszimmer   – als würde sie von einer mächtigen, unsichtbaren Kraft dorthin gezogen. »Wünschst du dir nicht auch manchmal, du hättest zwei Leben gleichzeitig?«
    Aus irgendeinem unerklärlichen Grund   – oder vielleicht war er auch gar nicht so unerklärlich   – kam mir plötzlich Dexter in den Sinn. Wie er mich durch eine verbogene Kamera anschaute. Klick. Schnell schüttelte ich das Bild wieder ab. »Kann schon sein. Ja, manchmal.«
    »Barbara!«, brüllte Don. Ich konnte ihn zwar nicht sehen, aber durchaus hören. Offenbar hatte er die Tür zum Neuen Flügel geöffnet und stand jetzt im Durchgang, während er weiterbellte: »Hast du meinen roten Schlips gesehen?«
    »Deinen was, Liebling?«, rief sie zurück.
    »Meinen roten Schlips, den ich neulich bei der Verkaufsausstellung anhatte. Hast du ihn irgendwo gesehen?«
    Sie wandte sich auf ihrem Stuhl um. »Ich fürchte nicht, Liebling. Aber vielleicht siehst du mal   ...«
    »Schon gut, nehm ich eben den grünen.« Die Tür wurde zugeschlagen.
    Meine Mutter lächelte mich entschuldigend an, als wäre Don wirklich ein ganz besonderer Fall. Dann streckte sie die Hand aus und streichelte meine. »Genug von mir. Wie geht es dir?«
    »Lola hat ein Blinddate für mich arrangiert«, antwortete ich.
    »Ein Blinddate?« Sie sah mich fragend, fast skeptisch an.
    »Ich habe ihn schon kennen gelernt, im Salon. Er scheint echt nett zu sein. Und wir gehen nur essen.«
    »Ach, nur essen.« Sie nickte. »Als ob zwischen einer Flasche Wein und drei Gängen nichts passieren könn te .« Sie verharrte plötzlich und blinzelte. »Gar nicht schlecht«, meinte sie. »Wirklich, das sollte ich mir notieren.«
    Sie griff nach einem Stück Papier   – eine alte Stromrechnung   – und einem

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