Zu cool für dich
Terrain. Und das fühlte sich gut an.
»Als ob du ihn dir hättest maßschneidern lassen.« Lissa tunkte ein Stück Pommes in ihren Ketchup. »Wie schaffst du das bloß immer?«
Zufrieden trank ich einen Schluck Cola light. »Vermutlich habe ich einfach Glück.«
»Er ist echt süß.« Lissa steckte sich noch ein Pommes in den Mund. »Warum sind die Guten alle immer schon vergeben?«
»Was hat dein Gejammere im Klartext eigentlich zu bedeuten?«, fragte Jess. »Hat Mister
KaBoom
P. J. eine feste Freundin?«
»Nenn ihn nicht so«, antwortete Lissa beleidigt und mampfte weiter Pommes frites. »Außerdem haben sie sich in diesem Sommer schon einmal getrennt. Und sie ist noch nie zu einem unserer Events gekommen.«
»Da verpasst sie was«, lautete Jess’ Kommentar. Ich musste laut lachen.
Lissa beachtete die Sticheleien gar nicht. »Der Punkt ist doch folgender: Es ist einfach nicht fair. Erst werde ich fallen gelassen und der nächste Typ, für den ich mich interessiere, ist schon anderweitig liiert. Während Remy erst einen witzigen Musiker-Freund und anschließend einen attraktiven College-Freund abkriegt. Das ist total ungerecht.« Nach und nach verschlang sie ihre ganze Portion Pommes frites. »Außerdem könnte ich nur noch fressen. Was auch schon egal ist, wo mich sowieso niemand leiden kann.«
»Himmel, holt mal wer die Geigen raus?«, brummte Jess.
»Witziger Musiker-Freund?«, fragte ich.
»Dexter war in Ordnung.« Sie wischte sich den Mund ab. »Jetzt hast du auch noch Paul, den Perfekten. Und was habe ich?
KaBoom
bis zum Abwinken und Appetit wie ein Pferd.«
»Dagegen ist grundsätzlich erst mal nichts einzuwenden«, sagte Jess. »Männer stehen auf Kurven.«
»Kurven habe ich schon«, erwiderte Lissa. »Was kriege ich als Nächstes? Fettklumpen?«
Chloe, von uns allen die Dünnste, lachte verächtlich. »So kann man’s auch nennen.«
Seufzend schob Lissa ihr Tablett weg und wischte sich die Hände mit einer Serviette ab. »Ich muss los. In einer Viertelstunde fängt dieser Leichtathletikwettkampf an. Wir machen
KaBoom
für die Landesauswahl.«
»Und immer schön an die Verhütung denken. Immerhin macht ihr
KaBoom
!«, meinte Jess bloß.
Lissa verdrehte die Augen. Sie war ziemlich angenervt von den
KaBoom
-Witzen. Aber wir konnten einfach nicht anders.
Als ich wieder bei der Arbeit war, kam Paul auf seinem Weg nach Hause vorbei; er jobbte als Bademeister in einem Fitnessclub mit Freibad. Zwei Mädels, die auf ihren Maniküretermin warteten, bevor sie am nächsten Tag ihren Auftritt als Brautjungfern hatten, glotzten ihn verzückt an. Er hatte aber auch wirklich was, mit seiner Bronzehaut, dazu dieser Sommergeruch nach Sonnenmilch und Chlor.
»Hi«, sagte er. Ich stand auf und küsste ihn leicht auf den Mund. An dem Punkt waren wir, was unsere Beziehung betraf, mittlerweile angekommen. Seit etwa anderthalb Wochen sahen wir uns fast täglich: Lunch,Dinner, ein paar Partys. »Ich weiß, dass du heute Abend was vorhast. Aber ich wollte wenigstens schnell Hallo sagen.«
»Hallo«, meinte ich.
»Hallo.« Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln. Mann, er war echt süß. Immer wieder kam mir in den Sinn, dass mein Sommer wohl ziemlich anders verlaufen wäre, wenn ich schon damals, als Lola ihn und mich ursprünglich verkuppeln wollte, mit ihm ausgegangen wäre. Ziemlich sehr anders.
Paul erfüllte fast jedes Kriterium auf meiner Liste. Er war groß. Sah gut aus. Hatte keine störenden Angewohnheiten. War älter als ich, aber nicht mehr als drei Jahre. Hatte Klamotten, die okay waren, stylte sich aber nicht mehr als ich. Was Körperpflege betraf, bewegte er sich innerhalb der akzeptablen Grenzen (Rasierwasser und Eau de Cologne ja, Selbstbräunungscreme und Haargel nein). War intelligent genug, dass man sich angeregt mit ihm unterhalten konnte, aber kein Klugscheißer. Die Krönung – das, was am eindeutigsten für ihn sprach – war aber, dass auch er von hier verschwinden würde, wenn der Sommer vorbei war. Wir hatten bereits verabredet, dass wir als Freunde auseinander gehen würden und anschließend jeder wieder sein eigenes Leben lebte.
Und was hatte ich davon? Einen netten, höflichen, gut aussehenden Jungen mit eigenen Interessen und eigenem Tagesablauf, der mich mochte, hervorragend küsste, mich zum Essen einlud und keinerlei Probleme mit meinen Beziehungsregeln hatte, an denen sich so viele Typen vor ihm gestoßen hatten. Und all das als Ergebnis einer schamlos dreisten
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