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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Verkuppelungsaktion. Wahnsinn.
    »Ich weiß, dass ihr heute euren Mädelsabend habt«, sagte er. Wir hielten über die Empfangstheke hinweg Händchen. »Trotzdem wollte ich fragen, wie meine Chancen stehen, dich später vielleicht doch noch zu sehen.«
    »Nicht gut«, antwortete ich. »Nur blöde Ziegen lassen ihre Freundinnen hängen und verpissen sich vorzeitig von einem Mädelsabend, bloß weil sie noch ein Date mit einem Typen haben. So was macht man einfach nicht.«
    Er nickte. »Ich verstehe. Aber ich wollte es zumindest versucht haben.«
    Draußen fuhr gerade der
Truth-Squad -Minibus
in Richtung
Flash Camera
vorbei. Ted parkte in der Be- und Entladezone, sprang vom Fahrersitz, knallte die Tür hinter sich zu und verschwand im Laden.
    »Und was machst du heute Abend?«, fragte ich Paul. »Männerkram?«
    »Ja«, erwiderte er. Wieder blickte ich zu
Flash Camera
rüber. Eben kam Dexter hinter Ted aus der Tür. Die beiden gingen Richtung Minibus und unterhielten sich angeregt. Oder stritten? Sie stiegen ein und düsten los, wobei sie das Stoppschild vor
Mayor’s Market
ignorierten und ohne anzuhalten auf die Hauptstraße einbogen.
    »...   meine Kumpel wollen irgendeine Band sehen, die in einem Club bei der Uni auftritt.«
    »Ach ja?« Ich hörte gar nicht richtig zu. Der weiße Minibus schnitt beim Abbiegen einen Kombi, dessen Fahrer nur durch eine Vollbremsung einen Zusammenstoß abwenden konnte. Wütendes Gehupe war die Folge.
    »Ja, Trey meint, die Typen wären Spitze. Ich glaube, die Band heißt
Spinnerbait

    »
Spinnerbait
ist das Letzte«, sagte ich unwillkürlich.
    »Wie bitte?«
    Ich sah ihn an und merkte, dass ich völlig neben mir stand und überhaupt nichts mitgekriegt hatte. »Ich   ... äh   ... sorry, ich weiß auch nicht. Hab bloß mal gehört, die Band soll nicht so toll sein.«
    Er sah mich erstaunt an. »Echt? Trey findet sie Klasse.«
    »Na dann«, erwiderte ich rasch. »Er hat bestimmt mehr Ahnung als ich.«
    »Glaube ich zwar nicht, aber   ...« Er beugte sich über die Theke und gab mir einen Kuss. »Ich rufe dich später an, okay?«
    Ich nickte. »Klar.«
    Er ging. Die beiden Brautjungfern beäugten mich anerkennend. Als müsste man mir schon allein deswegen Respekt zollen, weil ich mir ein solches Prachtexemplar geangelt hatte. Trotzdem war ich plötzlich irgendwie neben der Spur. Wollte bei Mrs Jameson Enthaaren der Bikinizone abkassieren, obwohl sie Strähnchen eingefärbt bekommen hatte, und berechnete fünfzig statt fünf Dollar für eine Dose Nagelhautcreme. Ein Glück, dass ich bald nach Hause gehen durfte.
    Ich stieg gerade in meinen Wagen, als jemand ans Beifahrerfenster klopfte. Ich blickte auf: Lucas. Ich ließ das Fenster runtergleiten. »Hi, Remy«, meinte er. »Kannst du mich zu Hause vorbeifahren, bitte? Sonst muss ich zu Fuß gehen. Dex und der Minibus sind näm lich schon weg.«
    »Kein Problem«, sagte ich locker, obwohl ich schon spät dran war. Außerdem sollte ich Lissa abholen, und das gelbe Haus lag exakt in der anderen Richtung. Aber konnte ich ihn einfach auf dem Parkplatz stehen lassen? Nein.
    Er stieg ein. Ich setzte rückwärts aus meiner Parklücke. Er begann am Radio rumzumurksen, was unter normalen Umständen zu sofortigem Rausschmiss geführt hätte. Aber ich ließ es ihm durchgehen, weil ich gute Laune hatte. »Was hast du für CDs im Auto?« Er ignorierte meine einprogrammierten Radiostationen und tippte auf die Sendersuchknöpfe, bis irgendwelche schwer experimentellen Töne aus meinen armen Autolautsprechern drangen.
    »Im Handschuhfach.« Ich zeigte drauf. Er öffnete es und sah die CDs durch; sie waren alphabetisch geordnet, aber nur, weil ich vor ein paar Tagen im Stau gestanden hatte und die Zeit totschlagen musste. Lucas murmelte vor sich hin, während er meine Auswahl sichtete. Schnalzte ein paar Male leise mit der Zunge. Zwischendurch ertönten sogar resignierte Seufzer. Meine C D-Sammlung entsprach seinem Geschmack offenbar ebenso wenig wie meine programmierten Radiosender. Aber das störte mich nicht. Ich hatte es wahrhaftig nicht nötig, Lucas zu beeindrucken. Von Dexter wusste ich, dass Lucas in Wirklichkeit Archibald hieß und während der Highschool   – damals noch mit langer Mähne   – in einer Heavymetal-Band namens
Residew
gespielt hatte. Angeblich existierte aus dieser unrühmlichen Phase seines Lebens nur ein einziges Foto: Mit wilder, durch tonnenweise Spray aufgemotzter Haarpracht stand Lucas am Keyboard und kreischte

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