Zu cool für dich
Zip
. Trey stellte den Motor ab. »Wer möchte was?«, fragte er. »Wir haben eine lange Fahrt vor uns.«
»Ja, wir brauchen dringend ein paar Vorräte«, stimmte Paul ihm zu. Dabei öffnete er die Tür auf seiner Seite; ein höfliches, leises Elektrobimmeln ertönte, pling pling pling. »Bier und ...?«
»Smarties«, ergänzte Lissa.
Paul fand das amüsant. »Eine Tüte Smarties«, wiederholte er grinsend. »Und für dich, Remy?«
»Cola light«, antwortete ich. »Bitte.«
Er stieg aus und schloss die Wagentür hinter sich. Trey sprang ebenfalls von seinem Sitz. Aus dem Radio drang gedämpft Musik. Wir waren unterwegs zu einem Autokino im nächsten Ort. Es handelte sich allerdings nicht um ein Viererdate. Trey hatte eine feste Freundin und ursprünglich sollten Chloe und Jess auch mitkommen. Aber Jess musste wie immer auf ihre Brüder aufpassen; Chloe hatte zwar gerade erst den faden Typen abserviert, den sie im Supermarkt kennen gelernt hatte, war aber schon hinter dem nächsten Kerl her. Den sie im Übrigen ebenfalls beim Einkaufen getroffen hatte.
Lissa sah mich an. »In so einem Auto könnte man glatt wohnen. Ich
würde
drin wohnen, wenn ich eines hätte. Und es wäre trotzdem noch genug Platz, um unterzuvermieten.«
»Es ist schon sehr groß«, sagte ich zustimmend. Hinter mir waren zwei weitere Sitzbänke. Und dahinter immer noch massig Platz. »Irgendwie krank, finde ich. Wer braucht schon so viel Platz?«
»Vielleicht muss er ständig Großeinkäufe transportieren«, meinte Lissa.
»Er geht aufs College«, sagte ich.
Sie zuckte die Achseln. »Egal. Ich weiß bloß eins: Ich fänd’s schöner, wenn er keine feste Freundin hätte. Ich habe nämlich beschlossen, dass ich ab jetzt auf gut aussehende reiche Jungs abfahre.«
»Warum auch nicht?« Zerstreut nahm ich wahr, wie Paul und Trey im Vorbeigehen den Kassierer musterten– es war allgemein bekannt, welche der
Quik-Zip - Angestellten
sich die Personalausweise ihrer jüngeren Kunden genauer ansahen. Die beiden verschwanden in den hinteren Teil des Ladens, wobei sie unterwegs nicht eine, sondern zwei Tüten Smarties für Lissa aus dem Regal nahmen. Allmählich bekam ich mit, dass diese Großzügigkeit Methode hatte. Bei den Jungs wurde grundsätzlich nicht gekleckert, sondern geklotzt. Alles, was Paul für mich in den letzten beiden Wochen gekauft hatte, war entweder extragroß oder die doppelte Portion gewesen. Meine gelegentlichen Hinweise, wir könnten gern mal halbe-halbe machen, drangen gar nicht zu ihm durch. Er griff grundsätzlich sofort zum Portemonnaie und bezahlte alles. Er war nach wie vor Paul, der Perfekte. Und dennoch nagte irgendwas an mir; als würde ich die Zeit mit ihm, dem Prototyp des idealen Freundes, nicht gebührend genießen.
Ich hörte ein Scheppern, sah nach links und bemerkte überrascht, dass der weiße Minibus von
Truth Squad
direkt neben uns hielt. Ich wollte mich gerade zurücklehnen, damit man mich von außen nicht erkennen konnte; da fiel mir ein, dass die Fensterscheiben tiefschwarz getönt waren.
Ted, eine Zigarette im Mundwinkel, saß am Steuer, John Miller neben ihm auf dem Beifahrersitz. Er beugte sich vor, um die Tür zu öffnen, ließ aber aus irgendeinem Grund den Griff nicht schnell genug los, wodurch er kopfüber nach vorn gerissen wurde und plötzlich im Nichts verschwand. Die Tür blieb offen stehen.
Ted warf einen verdutzten Blick auf den leeren Beifahrersitz, seufzte genervt, stieg aus und knallte die Fahrertür hinter sich zu. »Idiot!«, sagte er vernehmlich,während er um das Auto rumlief. Er blickte nach unten und fragte: »Hast du dir wehgetan?«
John Millers Antwort hörten wir nicht. Aber inzwischen war ich ohnehin abgelenkt, denn Dexter kletterte gerade ziemlich umständlich von hinten auf den Fahrersitz. Eigentlich fiel er eher und plumpste anschließend mindestens so elegant wie zuvor John Miller auf den Asphalt. Er trug dasselbe orangefarbene T-Shirt wie an dem Tag, an dem wir uns kennen gelernt hatten, darüber ein weißes Herrenhemd. In der oberen Hemdtasche steckte eine von den welligen Wegwerfkameras. Er äugte angestrengt durch Lissas Fenster, konnte je doch nichts erkennen. Sie wiederum starrte ihn an, als säße sie auf der transparenten Seite eines Polizeispiegels.
»Ist das nicht Dexter?«, wisperte sie, denn das Fenster auf der Fahrerseite stand offen. Dexter nahm die Kamera aus der Hemdtasche, beugte sich etwas vor und knipste das schwarze Fenster; für einen Moment
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