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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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leuchtete das Wageninnere wegen des Blitzes grell auf. Anschließend versuchte Dexter die Kamera wieder in seiner Hemdtasche unterzubringen, wobei er sie mindestens einmal verfehlte.
    »Ja«, antwortete ich, während Dexter sich am Gelän dewagen abstützte. Er stolperte, allerdings nicht tollpatschig wie sonst. Nein, er wirkte betrunken.
    »Hört mir mal genau zu, ihr zwei«, verkündete Ted, als Dexter endlich heranwankte. »Ich habe versprochen, dass ich euch herbringe. Aber mehr nicht. Ich bin mit Mary verabredet. Sie ist schon jetzt sauer auf mich, weil ich noch nicht da bin. Also, das war’s. Ich bin doch kein verfluchtes Taxi.«
    »Oh, mein getreuer Gefährte!« John Miller redete, als wäre er Robin Hood oder so. »Ihr habt Eure Pflicht getan.«
    »Stehst du endlich auf oder was?«, erkundigte sich Ted.
    John Miller rappelte sich hoch. Er trug noch seine Arbeitsuniform, sah allerdings von oben bis unten so zerknautscht aus, als hätte ihn jemand zusammengeknüllt in die Tasche gestopft. Sein Hemd hing aus der Hose, seine Hose wiederum bestand nur noch aus Falten. Auf seiner Wange prangte ein frischer Kratzer, vermutlich von dem Sturz aus dem Minibus vorhin. Er hob die Hand und befühlte den Kratzer, als wäre er total überrascht, ihn dort zu entdecken. Dann ließ er die Hand wieder sinken.
    »Oh, mein getreuer Gefährte!« Dexter schlang einen Arm um Teds Schulter. Ted verzog entnervt das Gesicht. »Wir schulden Euch einen Gefallen. Ach was, einen   – mehrere.«
    »Jawohl, oh, mein getreuer Gefährte!«, rief John Miller mit Pathos: »Wir werden es Euch mit Gold, Jungfrauen und ewigen Treueschwüren vergelten. Er lebe hoch, potzblitz sapperlot!«
    »Jawohl, er lebe hoch, potzblitz sapperlot!« Dexter hob die geballte Faust gen Himmel.
    »Hört mit dem Mist auf!« Ted schüttelte Dexters Arm ab. »Ihr nervt!«
    »Euer Wunsch ist uns Befehl, Kamerad«, entgegnete John Miller. »Erhebt das Glas und dreimal potzblitz sapperlot!«
    »Potzblitz sapperlot«, wiederholte auch Dexter.
    »Schluss jetzt!« Ted marschierte Richtung Fahrertür.»Ich bin weg. Ihr könnt solange potzblitzen, wie ihr wollt   ...«
    »Potzblitz sapperlot!«, brüllten die beiden anderen unisono, wobei John Miller seine Arme so heftig in die Höhe riss, dass er sich fast schon wieder hingelegt hätte.
    »Seht zu, wie ihr allein nach Haus kommt, okay? Und macht keinen Ärger. Wir haben momentan nicht die Kohle, um eine Kaution für euch zu bezahlen.«
    »Er lebe hoch, potzblitz sapperlot!« John Miller salutierte Ted, der gerade einstieg. »Danke, o Herr, Ihr seid zu gütig.«
    Ted zeigte ihnen einen Vogel. Dann betätigte er den Anlasser des Minibusses, der stotternd zum Leben erwachte und ließ die beiden vorm
Quik Zip
stehen. Prompt fingen sie an, wechselweise vor den Zeitschriftenständern zu posieren und sich zu fotografieren. Drinnen texteten Trey und Paul den Kassierer zu, der gerade ihre zwei Sixpacks in Papiertüten packte.
    »Okay, und jetzt einen Schmollmund«, sagte Dexter zu John Miller, der sich wie ein Model in Pose stellte: Brust raus, Arsch raus, Bauch rein. Er hielt sich einen Stapel Anzeigenflyer wie einen Fächer vors Gesicht, sah Dexter über den Rand hinweg verführerisch an. »Ja, das ist gut! Super, du bist Klasse!« Blitzblitzblitz. Dexter, der vor Vergnügen gluckste, spulte den Film weiter. »Okay, und jetzt ein düsterer Gesichtsausdruck. Ja, Spitze, bleib genau so. Du bist ernst. Du bist verletzt   ...«
    John Miller wirkte schlagartig bekümmert und nachdenklich; mit wehmütiger Miene blickte er über die Straße hinweg zum Imbissstand gegenüber.
    »Großartig!«, rief Dexter. Und die beiden lachten sich kaputt. Auch Lissa musste leise kichern.
    John Miller hatte sich gerade in seine bisher beste Pose geworfen   – mit ausgebreiteten Armen und klimpernden Wimpern vor der Telefonzelle   –, als nach einem letzten Aufblitzen Dexters Film zu Ende war. »Shit!« Er schüttelte die Kamera, als könnte sie dadurch mehr Fotos produzieren. »Na gut, dann eben nicht.«
    Sie setzten sich nebeneinander auf den Bordstein. Es wäre wahrscheinlich fair gewesen, die beiden wissen zu lassen, dass wir in dem Auto saßen. Aber irgendwie hatten wir den richtigen Zeitpunkt verpasst und jetzt war es zu spät.
    »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, oh, mein getreuer Gefährte   – Ich
bin
düster drauf. Und ernst. Und verletzt«, sagte John Miller.
    »Oh, mein getreuer Gefährte.« Dexter stützte sich auf seinen

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